Russische Angriffe im Osten bleiben erfolglos – Truppenmoral geschwächt

Kämpfe in der Ostukraine

Nach ukrainischen Angaben hat es in der Ostukraine weitere – jedoch erfolglose – russische Angriffe gegeben. Das britische Verteidigungsministerium vermutet eine geschwächte Truppenmoral.

30.04.2022, 21:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die Angriffe auf die Ostukraine gehen zwar weiter, bleiben jedoch oft erfolglos.

Die Angriffe auf die Ostukraine gehen zwar weiter, bleiben jedoch oft erfolglos. © picture alliance/dpa/AP

Der ukrainische Generalstab hat in seinem Lagebericht zum Kriegsverlauf am Samstag neue russische Angriffe mit Schwerpunkt im Osten der Ukraine aufgeführt. Es gebe für Russland aber keine Erfolge, heißt es darin. „Die Gefechte gehen weiter.“ In der Nähe der Stadt Isjum in der Region Charkiw ziehe Russland weiter seine Truppen zusammen für Angriffe. Es gebe an mehreren Stellen Versuche der russischen Streitkräfte, ins Landesinnere vorzustoßen. Allerdings würden die Attacken abgewehrt.

Im Gebiet Dnipropetrowsk hätten russische Einheiten Ziele mit Raketen und Artillerie beschossen. Die russischen Streitkräfte stellen sich demnach teils neu auf und verstärken ihre Truppen. In den umkämpften Gebieten Luhansk und Donezk im Osten seien 14 Angriffe abgewehrt worden. Die ukrainischen Streitkräfte hätten elf Panzer, neun Drohnen und sieben Artilleriesysteme vernichtet.

Russland steht offenbar vor Herausforderungen

Die russischen Streitkräfte stehen nach Angaben des britischen Verteidigungsministerium weiterhin vor erheblichen Herausforderungen. Russland sei gezwungen gewesen, Truppen nach gescheiterten Vorstößen in der Nordostukraine zusammenzulegen und neuzuformieren.

„Viele dieser Einheiten leiden wahrscheinlich unter einer geschwächten Moral“, twitterte das Verteidigungsministerium in seinem Geheimdienst-Update. Russland versuche durch die Konzentration der Kampfkraft, die Verkürzung der Nachschubwege und die Vereinfachung der Befehls- und Kontrollstrukturen bisherige Probleme der Invasion zu lösen. „Die Mängel in der russischen taktischen Koordinierung bleiben bestehen“, schriebt das Ministerium aus London.


Russische Streitkräfte: 380 Militärobjekte getroffen

Die russischen Streitkräfte trafen nach eigenen Angaben bei neuen Angriffen mit Raketen und Artillerie Hunderte Militärobjekte in der Ukraine. Die Luftwaffe habe in der Nacht vier Munitionslager und ein Kraftstoffdepot im Osten zerstört, teilte das Verteidigungsministerium am Samstag in Moskau mit. Bei Angriffen seien auch 120 ukrainische Kämpfer „vernichtet“ worden, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow.

Durch Artillerie seien in der Nacht insgesamt 389 weitere Militärobjekte getroffen worden, darunter zahlreiche Stellungen der ukrainischen Truppen. Die russische Luftabwehr habe 18 Drohnen abgeschossen. Der Generalmajor listete auf, dass bisher mehr als 2600 ukrainische Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, rund 650 Drohnen sowie 142 Flugzeuge und 112 Hubschrauber außer Gefecht gesetzt worden seien. Überprüfbar von unabhängiger Seite waren diese Angaben nicht.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich bestürzt über die Zerstörungen im Osten des Landes durch die russischen Angriffe. „Im Donbass machen die Besatzer alles, um jegliches Leben auf diesem Territorium auszulöschen. Die ständigen brutalen Bombardierungen, die ständigen russischen Schläge auf die Infrastruktur und Wohnviertel zeugen davon, dass Russland dieses Territorium menschenleer machen möchte“, sagte er in einer Videobotschaft.

Unklar war weiter die Lage um das Asow-Stahlwerk in der Hafenstadt Mariupol. In den Bunkeranlagen der Industriezone sollen sich nach russischen Angaben rund 2500 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt haben. Der Ukraine zufolge warten dort vor allem 1000 Zivilisten auf ihre Rettung, darunter auch Kinder.

Kiew und Moskau hatten sich unter Vermittlung von UN-Generalsekretär António Guterres bereiterklärt, eine humanitären Korridor für die Flucht der Zivilisten einzurichten. Ergebnisse lassen jedoch auf sich warten. Das russische Staatsfernsehen berichtete, dass eine dreiköpfige Familie das Stahlwerk verlassen habe. Ein Mann, der sich als Vater bezeichnete, schilderte die Flucht. Überprüfbar waren diese Angaben nicht.

RND