Rund 500 gewaltbereite Islamisten in NRW
Verdächtiger in Arnsberg festgenommen
Nach den Terroranschlägen von Paris hat NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) die Zahl der gewaltbereiten Islamisten in Nordrhein-Westfalen auf etwa 500 beziffert. Im Juni war man noch von gut 300 ausgegangen. "Die Lage ist wirklich ernst", sagte Jäger. In Arnsberg wurde unterdessen ein möglicher Mitwisser der Anschläge von Paris festgenommen.

NRWs Innenminister Ralf Jäger.
Das "Grundrauschen" in der salafistischen Szene habe nach den Anschlägen zugenommen, erklärte der nordrhein-westfälische Innenminister. Es gebe aber keine Hinweise auf konkrete Anschlagspläne in NRW und auch keinen Grund, in Panik zu verfallen.
Nach Angaben von NRW-Verfassungsschutzchef Burkhard Freier haben sich führende Köpfe der hiesigen Islamisten-Szene von den Terrorakten in Paris distanziert. Jubel oder Beifall wie in anderen Ländern sei nicht zu vernehmen gewesen.
Die Ermittler gehen nach Angaben von Jäger einem Fall in Arnsberg nach. Dort soll ein 39-jähriger Algerier die Anschläge in Paris angekündigt haben. Der Mann soll mehrere Tage vor den Anschlägen in einer Flüchtlingsunterkunft mehrfach gegenüber Mitbewohnern aus Syrien geäußert haben, dass in Paris etwas passieren werde, sagte Oberstaatsanwalt Werner Wolff in Arnsberg am Montag.
Verdächtiger soll Anschläge angekündigt haben
"Die Ankündigung der Anschläge passte von der Zeit her. Wir müssen nun prüfen, ob es sich um eine Spinnerei oder um eine Information mit tatsächlichem Hintergrundwissen handelt", sagte Wolff. Insgesamt reiche das für einen dringenden Tatverdacht aus, der den inzwischen erlassenen Haftbefehl wegen "Nichtanzeigens einer geplanten Straftat" rechtfertige. Der Generalbundesanwalt sei über den Vorfall und die Festnahme informiert. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) sagte, es müsse genau geprüft werden, ob es sich bei dem Festgenommenen möglicherweise um einen Mitwisser oder Mittäter handelt.
Die Polizei war nach den Anschlägen von der Flüchtlingsunterkunft auf den Mann aufmerksam gemacht geworden. Die beiden Syrer hätten ihm berichtet, der Algerier habe davon gesprochen, dass "in Frankreich und in Paris etwas Schreckliches" passieren werde, sagte der Leiter der Notunterkunft, Hans Wulf. "Die haben das zunächst für eine Spinnerei gehalten." Nach den schockierenden Nachrichten aus Paris seien sie aber doch zu ihm gekommen. Die Einrichtung habe dann die Polizei informiert, die den Mann sofort festgenommen habe.
Schweigeminute in Nordrhein-Westfalen
Unterdessen hat das Land Nordrhein-Westfalen am Montagmittag in einer Schweigeminute der Terroropfer von Paris gedacht. Busse und Straßenbahnen blieben um 12 Uhr stehen, Radiosender spielten ruhige Musik, das WDR Fernsehen blendete eine Texttafel ein, auf der zu lesen war: "Europa gedenkt der Opfer der Terroranschläge von Paris". Auf Bahnhöfen und Flughäfen hielten Reisende inne und setzten so ein Zeichen der Anteilnahme.
Im Düsseldorfer Landtag versammelten sich Abgeordneten und Mitarbeiter zu einem gemeinsamen Gedenken in der Bürgerhalle. Auf der Medizinfachmesse Medica in Düsseldorf unterbrachen Kongressteilnehmer ihre Sitzung und gedachten zusammen mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) der Opfer von Paris.
Von dpa