Ruhrfestspiele in Recklinghausen Theater zwischen Zweifel und Zusammenhalt

Ruhrfestspiele in Recklinghausen:: Theater zwischen Zweifel und Zusammenhalt
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Die Ruhrfestspiele sind eines der ältesten, größten und renommiertesten Theaterfestivals Europas. Ihr Sitz: Recklinghausen. Jedes Jahr verwandeln sie den Kreis vom großen und kunterbunten Kulturvolksfest mit seinen allein 100.000 Besuchern am 1. Mai an bis Mitte Juni in eine international bedeutsame Kultur- und Theatermetropole.

Jetzt wurde das neue Programm von Intendant Olaf Kröck vorgestellt. Und es setzt Maßstäbe. Gerade in gesellschaftlich so kritischen und politisch mehr als extrem schweren Zeiten. Die Aktualität des diesjährigen Mottos, „Zweifel und Zusammenhalt“, hätte man im Herbst letzten Jahres nicht besser vorausahnen können.

Stars von Mattes bis Brandt

Angesagt haben sich im Theater, auf der Halde oder auch auf dem Kirchplatz der Stadt neben empfehlungswürdigen Newcomern Stars wie Matthias Brandt, Eva Mattes, Wolfram Koch, Lina Beckmann, Ulrich Matthes, Maren Eggert, Ulrich Noethen, Meret Becker, Peter Lohmeyer oder Christian Friedel. In den gut fünf Wochen werden Schauspiel und Tanz, Literatur, Neuer Zirkus, Junges Theater, Musik, Kabarett und Dialog präsentiert.

Neuen Zirkus, der die Welt auf den Kopf stellt, kann das Publikum mit „Wald“ erleben.
Neuen Zirkus, der die Welt auf den Kopf stellt, kann das Publikum mit „Wald“ erleben. © Martins

Den Startschuss gibt es diesmal mit Schauspiel – und zwar Samuel Becketts „Warten auf Godot“ von Luk Perceval und dem Berliner Ensemble. Übrigens erstmals eine deutschsprachige Eröffnung in der Ära Kröck.

Ganz andere Seiten werden fast zeitgleich mit der Deutschland-Premiere von „Das geheime Leben der Alten“ aufgeschlagen. Auf der Bühne: Bis zu 100-Jährige, die intime Einblicke auch in ihr Liebesleben geben.

Außerdem im 14 Stücke starken Schauspielreigen: Roberto Ciullis „S wie Schädel“ nach Texten von Navid Kermani mit der großen Eva Mattes oder die Soloabende von Wolfram Koch („Zack. Eine Sinfonie.“) und Lina Beckmann („Laios“).

Mehrfach preisgekrönt: Lina Beckmann in „Laios“.
Mehrfach preisgekrönt: Lina Beckmann in „Laios“. © Rittershaus

„The Great Yes, The Great No“ des südafrikanischen Künstlers William Kentridge wiederum vereint Theater, surrealistische Kammeroper und Bildende Kunst in einem Gesamtkunstwerk. Eine vielschichtige Erzählung über Flucht, Vergangenheit und Gegenwart – und ein neu-interpretierter Blick in die Kolonialgeschichte.

Gesellschaftskritik pur: „The Great Yes, The Great No“ gibt es als Deutschlandpremiere zu sehen.
Gesellschaftskritik pur: „The Great Yes, The Great No“ gibt es als Deutschlandpremiere zu sehen. © Olivier

Weiter geht es beispielsweise mit dem doku-fiktionalen Stück „Es ist nie Sommer im Ruhrgebiet“, der Schauspiel-Uraufführung „Der Gipfel“ („Le Sommet“) von Christoph Marthaler, „Fremd“ nach dem Text von Michel Friedman und, wieder was ganz Anderes, „Bülowstraße“ vom berühmten Gripps Theater und mit Musik von „Lea“.

Die diesjährige Kunstausstellung der Ruhrfestspiele würdigt mit Judy Chicago eine der bedeutendsten feministischen Künstlerinnen der Welt. „Judy Chicago: Revelations“ in der Kunsthalle ist die erste umfassende Retrospektive in Deutschland und zeigt etwa 160 Exponate.

Ruhrfestspiele 2025: Macbeth wird zum Konzert

Auch der Tanz hat bei den Ruhrfestspielen immer schon eine große Rolle gespielt. Hier wird zum Beispiel „Theatre of Dreams“ von Hofesh Shechter auf die Bühne gebracht, entstanden unter dem Einfluss des 7. Oktobers 2023. Dazu kommen Anne Teresa De Keersmaeker mit „Il Cimento dell’Armonia e dell’Inventione“, „Dance is not for us“ von Omar Rajeh und die „Notte Morricone“ von Marcos Morau.

Musikalische Highlights sind die beiden Deutschlandpremieren „Macbeth in Concert“ von Woods of Birnam mit Christian Friedel und im Genre Schauspiel die Produktion „Half Man || Half Bull“ von Phil Grainger, Oliver Tilney und Alexander Wright.

Norbert Lammert liest bei Ruhrfestspielen vor

Fortgesetzt wird auch die Gesprächsreihe von Literaturkritiker Denis Scheck – mit Richard Ford sowie Iris Wolff. Norbert Lammert nimmt das diesjährige Motto der Ruhrfestspiele zum Anlass und wird Texte aus Literatur und Politik lesen.

Außerdem im 220 Veranstaltungen starken Programm: reichlich Neuer Zirkus wie die Inszenierung der Groupe Acrobatique de Tanger „KA-IN“, ein enormes Paket an Kinder- und Jugendtheater schon für die Allerkleinsten („Krabbelkonzert“), jede Menge Musik wie die beliebte Reihe der Sparkassenkonzerte – jetzt im Festspielzelt, Kabarett zum Beispiel mit Wilfried Schmickler oder – zum allerletzten Mal – Storno und und und.

Zum Thema

Zahlen und Daten zum Festival

  • Vom 1. Mai bis 8. Juni bieten die Ruhrfestspiele 90 Produktionen mit rund 220 Veranstaltungen, davon zwei Uraufführungen und acht Deutschlandpremieren. Sechs Produktionen sind koproduziert.
  • Zu Gast sind mehr als 620 Künstler aus der ganzen Welt.
  • Zur Eröffnung ist am 1. Mai auf Recklinghausens „Grünem Hügel“ wieder ein Volksfest um das und im Ruhrfestspielhaus geplant.
  • Eine Ausstellung in der Kunsthalle Recklinghausen ergänzt das Programm.
  • Der Vorverkauf startet am Samstag (8.3.) um 9 Uhr.
  • Karten und Infos gibt es in der Kartenstelle des Festivals, Martinistraße 28 in Recklinghausen, Tel. (02361) 921 80 oder unter www.ruhrfestspiele.de