Das Rad des Schicksals dreht sich unaufhörlich. Für manche Menschen bietet es einen Jackpot, andere katapultiert es ins Aus.
In Friederike Blums Inszenierung von Rossinis Oper „La Cenerentola“ am Theater Hagen dreht der Herrenchor (nur 12 Sänger, aber alle sehr spielfreudig) mit an dem Rad, das Bühnen- und Kostümbildner Tassilo Tesche als schwarz-weiße Spirale auf den Bühnenboden gemalt hat.

Richtig schwindelig wird den Zuschauern nicht, wenn sich die Spirale mit dem Aschenputtel-Personal in Gang setzt: Friederike Blum erzählt das Märchen im ersten Akt mit originellen Regieeinfällen, aber sehr ruhig.
Im zweiten Akt sorgt schon das komödiantische Spiel vor allem von Stiefvater Don Magnifico (wunderbar verschmitzter und agiler Buffo: Tigran Martirossian) und der beiden Schwestern (Ofeliya Pogosyan und Luzia Tietze) für mehr Aktionen und den typischen Rossini-Trubel.
Ein Märchen für die Familie
Blum macht es auch Opern-Neulingen leicht, die Handlung zu verstehen. Schon zur Ouvertüre zeigt sie humorvoll, wer wer ist.
Die sieben Figuren wohnen in Schränken, die mit „Prinz“, „Schwester“, „Lehrer“, „Diener“ beschriftet sind und auf dem Schicksalsrad zu einer Wohnung zusammengeschoben werden können.
Später arbeitet Blum auch mit Schrifttafeln wie im Comic. All das – und die zeitlose Ausstattung macht die Hagener „Cenerentola“ zu einem modernen, fantasievollen Märchen für Familien.
Requisiten fliegen davon
Beim Ball des Prinzen wird‘s richtig bunt; das Aschenputtel passt mit seinem Paradiesvogel-Kleid perfekt in diese Kulisse.
Und in der berühmten Gewitterszene der Oper lässt die Theatertechnik alle Kulissen und Requisiten bis auf Aschenputtels Schrankkammer durch die Luft fliegen – ein schöner Theaterzauber-Moment, bei dem das Rad des Schicksals zum Propeller wird.
Tolle Sänger
Das Theater Hagen hat mit Lamia Beuque (die in Hagen auch als Carmen zu erleben ist) ein wunderbare Cenerentola. Warm und biegsam ist der Mezzosopran der Französin, die besonders am Schluss ungemein koloraturstark ist.
Der perfekte Prinz Don Ramirio ist Anton Kuzenok. Es ist ein Glücksfall, wenn ein Haus einen so guten Tenor mit heller, klarer Rossini-Stimme im Ensemble hat. Oleh Lebedyev sing den Diener Dandini; Bass-Kollege Dong Won Seo den Philosophen und Lehrer Alidoro
Etwas wenig Choreografien
Steffen Müller-Gabriel führt das spritzig musizierende Philharmonische Orchester Hagen durch die drei Stunden.
Die Regie hätte die ein oder andere Ensemble-Szene, die den größten Witz bei Rossini ausmachen, noch mehr choreografieren können, aber unterhaltsam die Hagener „Cenerentola“.
Termine: 20. 12., 8. / 23. 1., 1. / 8./ 23. 2., 15. / 23. 3., 21. 4.; Karten: Tel. (023 31) 207 32 18 Hier gibt es Karten:
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