Herr Falk, Sie sind mehrfach ausgezeichneter Produzent, haben mit Pur zusammen gearbeitet, waren Jury-Mitglied bei „Popstars“ – gibt es etwas, an das Sie sich besonders gern zurückerinnern?
Ein Highlight war auf jeden Fall, mit Harry Belafonte zusammenzuarbeiten. Wenn man mit so einem Weltstar plötzlich am Klavier arbeitet und eine Jam-Session macht, dann ist das schon ein Riesenprivileg.
Vermissen Sie die Zeit bei Popstars?
Nein, überhaupt nicht. Ich hatte total Spaß, habe mich mit Detlef Soost und Nina Hagen super verstanden. Die zwei Jahre waren eine tolle Zeit. Aber es war natürlich auch sehr anstrengend. Ich habe meine Familie selten gesehen, und war nur unterwegs. Heute beschränke ich mich lieber auf kleine Fernsehauftritte hier und da.
Es heißt, sie hätten mit Pur eine „künstlerische Ehe“ geführt – wie ist die geendet?
Nicht mit einer Scheidung, sondern mit einer sehr freundschaftlichen Trennung. Zehn Jahre habe ich die Band begleitet, nicht ganz von Anfang an, aber wir haben das Glück gehabt, dass wir miteinander groß geworden sind. Als Musikproduzent war ich kein Business-Hai, sondern eine Art musikalischer Wegbegleiter, der auch immer so zwischen den Stühlen sitzt, zwischen Künstler und Plattenfirma.
Auch heute habe ich noch eine sehr enge Freundschaft mit den Bandmitgliedern. Und wenn man sich sieht, fällt man sich um den Hals und erzählt sich alte Geschichten. Wir haben ja zusammen Urlaube gemacht, waren auf Hochzeiten, haben Scheidungen miterlebt – das volle Programm.

Heute komponieren Sie vor allem Chor-Musicals, wie kam es dazu?
Ich bin selbst Chor-Kind. Und auch während meiner Zeit als Musikproduzent oder bei Aktionen fürs Fernsehen war der Chor immer ein Riesenthema. 2009 habe ich mit Michael Kunze zum ersten Mal solche Stücke geschrieben und plötzlich haben sich zigtausende Menschen angemeldet, da waren wir selbst überrascht.
Manche sagen, Sie haben einen kleinen Chor-Boom in Deutschland ausgelöst, glauben Sie das auch?
Offensichtlich gab und gibt es immer noch ein Bedürfnis, in großen Chören zu singen. Klar ist so ein Projektchor ein bisschen attraktiver, weil er nicht so viele Proben hat. Aber die Leute wollen zusammen eine große Geschichte erzählen und einfach wieder auf andere Gedanken kommen.
Weil wir in Zeiten voller Krisen leben?
Ja, die Musik ist in Krisen – und ich meine jetzt nicht nur weltpolitische, sondern auch persönliche Krisen – ein emotionaler Anker. Und wenn viele Menschen in einem großen Chor zusammen singen, dann hat das eine emotionale Wirkung. Außerdem kommen diese Menschen aus allen Altersgruppen, gesellschaftlichen Schichten, haben unterschiedliche politische Ansichten, und trotzdem singen die monatelang in einem Chor zusammen. Das hat schon einen großen Effekt in dieser gespaltenen Gesellschaft derzeit.
Am 28. Dezember treten Sie mit „Bethlehem“ in Dortmund auf. Was hat sich seit der Weltpremiere in Düsseldorf im vergangenen Jahr verändert?
Nur die Musik und die Darsteller sind die gleichen geblieben. Die Chor-Mitglieder sind ganz neu. Es sind sehr, sehr viele neue Menschen dazugekommen, die aus dem Ruhrgebiet, Sauerland und Münsterland kommen. Und die scharren mit den Hufen, sind total angespannt und wollen jetzt loslegen.
Welche Herausforderungen gibt es denn, wenn Sie mit einem so großen Chor auftreten wollen?
Wir haben ja jetzt natürlich eine längere Zeit seit der Premiere dazwischen gehabt. Da müssen wir uns wieder komplett neu zusammenfinden. Aber wir haben das ja schon ein paar Mal gemacht. Insofern bin ich guter Dinge, dass das glückt. Ich bin total gespannt auf die Reaktion des Dortmunder Publikums.
Was ist das Besondere an „Bethlehem“ im Vergleich zu Ihren vorherigen Chor-Musicals „Luther“ und „Die 10 Gebote“?
Es hat natürlich eine andere Geschichte. Und ich habe versucht, bei Bethlehem bekannte Melodien mit einzubeziehen, das finde ich immer schön in Musicals. Es gibt Gospels, die man kennt, es gibt Weihnachtslieder, die ich neu arrangiert habe. Und Michael Kunze hat neue Texte draufgeschrieben.
Wie kamen Sie auf die Idee Gospel-Elemente zu nutzen?
Ich liebe Gospel. Als junger Musikstudent habe ich in der Band von Edwin Hawkins gespielt, dem Erfinder von „Oh Happy Day“. Und da bin ich infiziert worden. Und seitdem findet Gospel bei allem, was ich tue, statt. Vor allem bei meinen Chor-Musicals.
Sehen Sie in Chor-Musicals Ihre berufliche Zukunft?
Ich sehe mich nicht mehr im Platten-Business, sondern im Musical-Business, ja. Ich schreibe gerade zusammen mit meinem Sohn ein neues Stück für das große Ronacher Theater in Wien. Große Bühnenstücke sind mein Ding, muss ich gestehen.
Beim diesjährigen BVB-Weihnachtssingen am 8. Dezember sind Sie der musikalische Leiter. Wie bereiten Sie sich vor?
Es gibt nur eine einzige Chorprobe. Ich habe den Leuten das Material zugeschickt, also eine MP3-Datei, wo ihre jeweilige Stimme laut gemischt ist. Und dann können die sich privat vorbereiten. Wie bei „Bethlehem“ auch, nur mit 70.000 Zuschauern dann nochmal einen Tacken größer.

Gibt's beim Weihnachtssingen denn etwas Neues?
Ja, es wird ein klein wenig anders als bisher. Ich habe dieses Jahr das musikalische drumherum ein bisschen verändert. Habe versucht, die Weihnachtslieder aus diesem etwas biederen Umfeld zu lösen und in Richtung Coldplay zu arrangieren und viele Titel in Medleys zusammengefasst. Ich denke nämlich, dass nicht jeder die fünf Strophen von „Oh du Fröhliche“ auswendig kennt. Stattdessen singen wir einfach die ersten zwei Strophen und dann geht es direkt weiter in den nächsten Song.
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