Kurz nachdem seine Frau wegen eines Fieberschubs ins Krankenhaus gekommen war, wurde Rolf-Günter Schulte positiv auf das Coronavirus getestet. Von seiner Frau konnte er sich nicht verabschieden, als sie im Krankenhaus starb.

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Rolf-Günter Schultes Frau starb, als er selbst in Quarantäne war

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Während Rolf-Günter Schulte zuhause in Corona-Quarantäne sitzt, liegt seine Frau Margot im Krankenhaus. Dort verstirbt sie kurze Zeit später – ohne, dass sich ihre Familie von ihr verabschieden kann.

Fröndenberg

, 12.02.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Urlaub in Cuxhaven war längst geplant und gebucht und eine weitere große Reise schon in Aussicht. Rolf-Günter Schulte (67) und seine Frau Margot wollten sich einen Traum erfüllen: eine Kreuzfahrt, auf der Aida oder auf einem vergleichbaren Schiff.

Keine Selbstverständlichkeit für die Fröndenberger, denn Margot Schulte war aufgrund ihrer MS-Erkrankung auf einen Rollstuhl angewiesen. Das sollte das Ehepaar aber nicht davon abhalten, sich einen großen Wunsch zu erfüllen.

Rolf-Günter Schulte sitzt an seinem Esszimmertisch, mit einer Tasse grünem Tee vor sich und erzählt von den Plänen, die er mit seiner Frau hatte. Und von dem Kennenlernen in einer Disco in Unna, von den späteren 45 Ehejahren. Selbst kann sie davon nicht mehr erzählen.

Krankenhaus-Aufenthalte waren keine Seltenheit

Der Platz, an dem seine Frau jahrelang neben ihm am Esstisch saß, ist leer. Margot Schulte ist am 30. März 2021 im Krankenhaus an Lungenversagen gestorben. Eingeliefert worden war sie wegen eines Fieberschubs, erinnert sich Rolf-Günter Schulte.

Das sei einmal im Jahr vorgekommen und sei mit ihrer MS-Erkrankung verbunden gewesen. Während ihres Aufenthaltes wurde ein Familienmitglied nach dem nächsten dann plötzlich positiv auf Corona getestet. Auch Margot Schulte. „Sie ist mit Corona verstorben“, sagt ihr Mann.

Seinen grünen Tee trinkt Rolf-Günter Schulte jetzt allein am Esszimmertisch. Neben ihm hat früher seine Frau Margot gesessen.

Seinen grünen Tee trinkt Rolf-Günter Schulte jetzt allein am Esszimmertisch. Neben ihm hat früher seine Frau Margot gesessen. © Angelina Zander

Rolf-Günter Schulte und seine Töchter sind zu diesem Zeitpunkt in Quarantäne. Er habe jeden Tag im Krankenhaus angerufen, sich nach seiner Frau erkundigt. An einen Besuch war jedoch nicht zu denken. Dann, an einem Montag, ruft das Krankenhaus an. „Um 7.30 Uhr kam der Anruf. Ich war noch gar nicht richtig wach“, sagt Schulte. Rund zehn Tage zuvor habe er sich von ihr noch in der Notaufnahme verabschiedet. In der Annahme, dass er sie bald wiedersehen wird.

Eigentlich hat sich das Ehepaar jeden Tag gesehen

Dass er seine Frau von da an nicht mehr besuchen kann, ist für Rolf-Günter Schulte besonders schwer. Egal ob sie in der Kur war, auf der Intensivstation lag oder anderweitig wegen ihrer MS-Erkrankung in Behandlung gewesen war: „Ich bin jeden Tag bei ihr gewesen.“ Diesmal konnte er nicht da sein.

Mit dem Tod seiner Frau sei ein wichtiger Teil seines Lebens weggebrochen, sagt Schulte. 45 Jahre war er mit Margot Schulte verheiratet, 30 Jahre begleitete das Ehepaar die MS-Erkrankung. „Ich war ihr Motor“, sagt Rolf-Dieter Schulte. Eine Aufgabe, die ihm von einem auf den anderen Tag genommen wurde.

Nun lebt Rolf-Günter Schulte allein, muss erst wieder lernen wie es ist, den Haushalt für eine Person zu erledigen: seltener Wäsche waschen, kleinere Portionen kochen. „Das fällt mir immer noch schwer.“

Auch der Blick in die Nachrichten halte nicht unbedingt Aufmunterndes bereit. Jeden Tag zu hören, dass es tausende Neuinfektionen und hunderte Tote gibt, „das geht mir schon nahe“.

Zwei Schicksalsschläge innerhalb eines Jahres

Etwas Ablenkung würde er sich durch seine Freunde wünschen, sagt Schulte. Aber auch hier macht sich Corona bemerkbar. „Der Kontakt mit den Kumpels schläft ein.“ Das Interesse an persönlichen Treffen nehme merklich ab.

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Mit einem seiner besten Freunde aus der Bundeswehrzeit sei er jedoch im vergangenen Jahr in den Urlaub gefahren – in besagten Cuxhaven-Urlaub, der bereits gebucht war. 14 Tage erholten sich die beiden Männer dort oben an der Nordsee. „Kaum war ich eine Stunde wieder zuhause, klingelte das Telefon. Es war meine Schwester. ‚Mama ist verstorben‘, sagte sie.“ Ein weiterer Schlag, den die Familie verkraften muss.

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