
© Leonine Studios
Roland Emmerich bringt mit „Moonfall“ alt bewährtes Popcorn-Apokalypse-Kino
Kino 2022
Roland Emmerichs „Moonfall“ ist ein Mix aus Katastrophenfilm, SciFi-Abenteuer und Mystery-Stoff: Der Mond nähert sich der Erde. Nächste Woche neu im Kino.
Guter Mond, Du gehst so stille? Von wegen. Roland Emmerich, unser Spektakel-Beauftragter in Hollywood, sieht den Mond völlig anders: In Emmerichs neuem Blockbuster „Moonfall“ verlässt der Trabant seine Bahn und geht auf Kollision mit Mutter Erde. Wie kann das sein? Und welche Folgen hat das für die Menschheit?
Um die Ursachen macht das Drehbuch allerlei Gewese, sprechen wir erst über die Auswirkungen einer Annäherung des Mondes. Die bilden den Vorwand, damit Emmerich in den Baukasten für Katastrophenfilme greifen kann. Wie bei „2012“, bei „The Day After Tomorrow“ und „Independence Day“, wo die Erde stets in der Megakrise steckte.
In diesem Baukasten stehen griffbereit diverse Module von Szenarien, die der Katastrophen-Routinier Emmerich auch in „Moonfall“ zum Einsatz bringt: Flutwelle, Meteoriten, Brände, Massenpanik, globale Verheerung. Wer nie vorher einen Emmerich sah, darf wohl überwältigt sein von „Moonfalls“ Desaster-Panoramen, jedes ein schaurig-schönes Monumentalgemälde vom Ende der Welt. Fett und groß nimmt der Mond den Himmel ein, schon rasiert er die Gipfel der Berge. Popcorn-Apokalypse-Kino zum Schauen und Genießen.
Altbekannte Masche
Im Grunde aber strickt der Film bloß an einer altbekannten Masche, als würde Emmerich ein Potpourri seiner früheren Werke auftischen. Wie man das kennt, die Schicksalsgemeinschaft, die Flucht zur „Arche“, den Familienkitsch, den Countdown zum Einschlag. Alles hat man schon gesehen, Innovation gleich null.
Die interessante Frage ist doch, warum der Mond plötzlich ausflippt? Hier wagt sich der Film auf das Terrain von Science Fiction und Mystery, obwohl er in seinem Prolog beinahe schon zu viel ausplaudert.

Brian Harper (Patrick Wilson) ist ein erfahrener Astronaut. © Reiner Bajo
Dort sehen wir den Astronauten Brian (Patrick Wilson) außenbords der ISS, als ein Partikelstrom die Raumstation trifft. Ein Mann stirbt, Brian und seine bewusstlose Kollegin Jocinda (Halle Berry) überleben und kehren zur Erde zurück.
Jocinda macht Karriere bei der NASA. Brian wird entlassen, weil er dort oben etwas gesehen haben will. Dass die NASA Geheimnisse hat und Dinge vertuscht, wissen die ganz Schlauen schon lange, und „Moonfall“ nährt das Gerücht.
Die X-Akten der NASA
In den X-Akten der NASA (die Donald Sutherland verwaltet) sind Aktivitäten auf dem Mond vermerkt, lernt Jocinda. Aber erst, als ein Weltraum-Nerd (John Bradley) im Internet Beweise präsentiert, dass der Mond sich bewegt. Jetzt herrscht Alarm auf der Erde. Das Militär setzt (wie immer) auf Atomwaffen, Jocinda, Brian und der Nerd starten ins All, siehe „Armageddon“.

K.C. Houseman (John Bradley) und NASA-Offizierin Jocinda Fowler (Halle Berry) © Reiner Bajo
Schau an, der Mond hat ein Loch! Unser Trio forscht nach, verfolgt von einer Schwarmintelligenz. „Star Wars“-Momente treffen „Matrix“-Motive. Es folgt eine trocken heruntererzählte Schöpfungsgeschichte zum Ursprung der Menschheit, dann ein Knall, der viele Probleme löst. Eines aber nicht: Dass der Film in technischen, physikalischen und astronomischen Belangen Blödsinn ist. Schick servierter Blödsinn allerdings.