Drohnen, die 3D-Bilder aus der Luft senden, Roboter, die am Unfallort Atemluft analysieren und so Menschen „riechen“, filmen und damit lokalisieren können - nach dreieinhalb Jahren Entwicklungsarbeit in dem EU-Forschungsprojekt „Cursor“ haben Experten aus ganz Europa und Japan am Dienstag in Wesel solche modernen Rettungstechnologien für Verschüttete und Erdbebenopfer präsentiert.
„Wenn wir das jetzt schon in der Türkei hätten, würde es helfen, Menschen schneller aufzuspüren und vielleicht auch Leben zu retten“, sagte die Sprecherin des Technischen Hilfswerks (THW), Petra Roith. Doch noch sind die Geräte Prototypen. Bis zur Serienreife dauert es voraussichtlich noch Jahre, vor allem bei den hoch entwickelten kleinen Bodenrobotern, die ferngesteuert in verschütteten Häuser hereinrollen können.
Das THW ist Projektpartner und Koordinator des EU-Forschungsprojekts, hinter dem 17 Organisationen aus acht Ländern stehen. Wenn die Geräte serienreif sind, will das THW sie natürlich auch anschaffen, sagt Roith.
Die Roboter verfügten über Infrarot- und Thermalkameras, Lautsprecher und Mikrofon, so dass der Einsatzleiter Kontakt mit Verschütteten aufnehmen kann. Außerdem saugten sie über ein dünnes Röhrchen Luft von der Unfallstelle an und analysierten sie etwa auf CO2-Ausstoß und menschentypische Proteine. „So können wir erkennen, ob Menschen an dem Ort sind und ob diese noch leben“, sagt THW-Projektkoordinatorin Tiina Ristmäe.
Einsatzkräfte zur Unterstützung in die Türkei gereist
Für die Rettungskräfte verlaufe der Einsatz damit zielgerichteter und damit deutlich sicherer. „Sie suchen an der Unfallstelle nicht umsonst“, sagt Roith. „Und wir finden die Opfer schneller - das war ein Hauptziel“, so Ristmäe.
Bei der schon lange geplanten Präsentation auf einem THW-Gelände in Wesel wurde eine Erdbeben der Stärke 6,5 simuliert - ein Szenario, das den aktuellen Ereignissen im türkisch-syrischen Grenzgebiet auf makabere Weise ähnelte. Zwei Verschüttete wurden in der Versuchsanordnung auf dem THW-Gelände in einem weitgehend zerstörten dreigeschossigen Gebäude platziert.
Eine Flotte aus einer großen Beobachtungsdrohne und sechs kleineren Flugkörpern flog dabei über der Einsatzstelle und lieferte dem in sicherer Entfernung arbeitenden Einsatzleiter gestochen scharfe und 3D-Ansichten des Einsatzortes auf den Bildschirm. Dann setzte eine große, zwölf Kilogramm schwere Transportdrohne die Bodenroboter ab. Einer entdeckte das erste in einer Ecke kauernde „Opfer“ - jetzt könnte der Verschüttete schnell und zielgerichtet gerettet werden.
Der lange geplante Termin auf einem Übungsgelände des Technischen Hilfswerks Wesel (THW) habe durch das Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet eine schlimme Aktualität bekommen, sagte eine Sprecherin. Mehrere Einsatzkräfte hätten ihre Teilnahme in Wesel abgesagt und seien stattdessen zur Unterstützung in die Türkei gereist.
dpa
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