Als im April 2021 das Ausmaß des Schadens an der Emschertalbrücke der A43 im Grenzbereich von Recklinghausen und Herne sichtbar wurde und sogar eine jahrelange Komplettsperrung der Pendler-Autobahn nicht ausgeschlossen werden konnte, war das auch für Judith Beier-Tertel ein böses Erwachen. Am Mittwochfrüh (7. Dezember) steht die Mitarbeiterin der Autobahn GmbH unterhalb der Problembrücke am Ufer des Rhein-Herne-Kanals und beobachtet, jetzt wesentlich entspannter, wie das Bauwerk gesichert wird, damit es auch in den nächsten Jahren noch die Verkehrslast tragen kann.
Judith Beier-Tertel ist die Projektverantwortliche für die Ertüchtigung der Brücke. Diese muss halten, bis sich - voraussichtlich Ende 2025 - ein neues Bauwerk über den Rhein-Herne-Kanal spannt, das dann auch den auf dieser Strecke ausgesperrten Schwerlastverkehr wieder aufnehmen kann. Im nächsten Februar sollen die Bauarbeiten mit dem Abriss einer Brückenhälfte beginnen.
Spektakuläres Vorspiel zum Brücken-Neubau
Was sich am Mittwoch am für die Schifffahrt gesperrten Rhein-Herne-Kanal abspielt, ist ein spektakuläres Vorspiel zum Brücken-Neubau. Acht sogenannte Zugstäbe, 25 Meter lange und 1,5 Tonnen schwere Stahlstangen, werden unter den Hauptträgern der Brücke angebracht. Ponton-Schiffe kommen zum Einsatz, welche die Teile an die korrekte Position bringen, bevor sie hochgezogen und montiert werden. Der Verkehrsteilnehmer oben auf der Autobahn bekommt davon nichts mit.
Die Unterspannung, so nennt Expertin Beier-Tertel die Konstruktion, wirkt auf die Brücke wie ein „riesiges Gummiband“, zieht das Bauwerk praktisch zusammen. „Dadurch wird die Brücke, die derzeit zu weit nach unten durchgebogen ist, um 18 Zentimeter angehoben und gewinnt an Tragfähigkeit“, erläutert die Fachfrau.

Alle vier Fahrstreifen auf einer Brückenhälfte
Die Verstärkung der Brücke soll dafür sorgen, dass der Verkehr während des Neubaus mit allen vier Fahrstreifen über eine Brückenhälfte geführt werden kann. In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob die bisherigen Maßnahmen reichen. Experten werden entsprechende Messungen durchführen. Dafür wird die A43 am Wochenende (9. bis 12. Dezember) komplett gesperrt (siehe Info). Sollten Nachjustierungen notwendig sein, wird die Autobahn in der Nacht von Dienstag (13.) auf Mittwoch (14. Dezember) noch einmal dichtgemacht.
Schon jetzt soll der Verkehr vollständig auf die Fahrtrichtung Münster umgelegt werden, auch wenn diese Brückenhälfte zuerst abgerissen wird. Denn zusätzlich zur Verstärkung unter der Brücke wird auf der Fahrtrichtung Wuppertal hochfester Beton eingebaut. „Ab Mitte Dezember geht es damit los“, erklärt Beier-Tertel. Ein mobiles Betonmischwerk stehe neben der Autobahn schon bereit. „Nach diesen Arbeiten ist die Fahrtrichtung Wuppertal dann gut vorbereitet, um für die Dauer des Neubaus der Fahrtrichtung Münster den Verkehr zu tragen.“
A43-Schranken senken sich 2000 Mal im Monat
Wenn die neue Brücke steht, werden auch Spediteure aufatmen können. Bislang müssen sie noch einen etwa 23 Kilometer langen Umweg über A2, A45 und A42 in Kauf nehmen, um die für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen gesperrte Emschertalbrücke zu umfahren. Schrankenanlagen vor den Autobahnkreuzen Herne und Recklinghausen verhindern, dass zu schwere Vehikel in die Problemzone einfahren.
Obwohl große Tafeln im Vorfeld auf die Gewichtsbeschränkungen hinweisen, senken sich die Schranken 2000 Mal im Monat, berichtet Carola Ziebs, Projektgruppenleiterin für den sechsstreifigen Ausbau der A43. In vielen Fällen handele es sich um Fahrzeuge zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen, sagt sie. „Mancher Fahrer glaubt, er könne es einfach mal probieren.“ Geahndet wird der Verstoß mit einem Bußgeld in Höhe von 200 Euro.
Die Autobahn Westfalen bereitet den Neubau der beschädigten A43-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal vor. Deshalb wird die Autobahn von Freitag (9. Dezember) ab 21 Uhr bis Montag (12. Dezember) um 5 Uhr zwischen Herne-Eickel und dem Kreuz Recklinghausen in beiden Fahrtrichtungen gesperrt.
Die Umleitung führt über die A40, die A45 und die A2.
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