Kai Schumann verkörpert in Praunheims Film den älteren, schon Tragik-umflorten Rex Gildo.

Kai Schumann verkörpert in Praunheims Film den älteren, schon Tragik-umflorten Rex Gildo. © Missing Films

„Rex Gildo – Der letzte Tanz“: Zwischen Glamour und Einsamkeit

rnNeu im Kino

„Rex Gildo – Der letzte Tanz“ spürt im Kino dem tragischen Leben des Sängers nach. Regisseur Rosa von Praunheim kreiert aus einer Mischung aus Doku und Spielfilm eine einfühlsame Hommage.

von Kai-Uwe Brinkmann

Dortmund

, 28.09.2022, 15:06 Uhr / Lesedauer: 1 min

Schlagersänger der 70er-Jahre waren auf Schwiegermutter-Liebling getrimmt: Adrett gefönte Sonnyboys, die bei Dieter Thomas Heck Blumen der weiblichen Fans artig an die nächste Oma reichten. Wie Rex Gildo.

Schlagerland war heile Welt, Rex Gildo homosexuell. Ein No Go im damaligen Showgeschäft. Mit „Rex Gildo – Der letzte Tanz“ spürt Rosa von Praunheim den Verbiegungen eines Mannes nach, dessen Leben selten eine „Fiesta Mexicana“ war.

Verkaufsfördernde Scharade

Man kann den Tenor dieses Zwitters aus Doku und Spielhandlung sehr gut mit dem Titel von Praunheims Debütfilm (1971) beschreiben: „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“.

Rosa von Praunheim hat Interviews mit Weggefährten Rex Gildos geführt, er sprach mit Vera Tschechowa, Conny Froboess, Gitte Haenning, Cindy (ohne Bert) und Bernhard Brink.

Die wussten von Gildos Doppelleben. Conny und Gitte wurden in der Presse sogar als Freundinnen des schönen Rex gehandelt und zogen mit bei der verkaufsfördernden Scharade.

In Wahrheit mit dem Manager liiert

In Wirklichkeit war Rex mit seinem Entdecker und Manager Fred Miekley liiert, den Ben Becker spielt. Er modellierte aus Ludwig Franz Hirtreiter die Künstlerfigur Rex Gildo. Der junge Rex wird hier von Kilian Berger verkörpert, der ältere von Kai Schumann.

Die fiktiven Szenen aus dem Privatleben sind etwas schaubühnenhaft, lassen aber die Last erahnen, die Jahrzehnte der Heimlichtuerei Gildo aufbürdeten. Revuefilme und Hitparaden-Schnipsel zeigen glamouröse Momente, dahinter malt sich seine Privathölle aus Einsamkeit und Qual ab. Eine einfühlsame Hommage.

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