Der RevuePalast Ruhr in Herten ist Geschichte: Nach 15 Jahren ist am Sonntag, 26. Januar, auf der ehemaligen Zeche Ewald im Süden der Stadt der letzte Vorhang gefallen. Damit will sich Direktor Marvin Boettcher (38) jedoch nicht von seinem Travestie-Theater verabschieden: „Ich hoffe, dass wir Ende des Jahres wieder eröffnen können.“ Derzeit sei er auf der Suche nach einem neuen Standort. Bochum, Dorsten, Castrop-Rauxel … – „Mir wurde in den vergangenen Wochen einiges angeboten“, sagt der Theatermacher.
Eine neue Bleibe für das Travestie-Theater zu finden, sei jedoch nicht einfach. „Eine geeignete Location wartet nicht an jeder Ecke“, sagt Boettcher. Die Anwohnersituation, die Verkehrsanbindung und die Kosten für Miete oder Kauf spielten bei der Entscheidung eine Rolle. „Im zweiten Schritt geht es darum, ob das Gebäude die Möglichkeiten hat, die wir brauchen, oder ob wir umbauen müssen“, führt er weiter aus. „Ich brauche eine Garderobe, einen Bühnenzugang, Logistikflächen für die Gastronomie und, und, und.“ Bei dieser Rechnung müsse unterm Strich ein Verhältnis herauskommen, bei dem er das unternehmerische Risiko eingehen könne. „Und wenn das erfolgt ist, kommt die große Klaviatur des Genehmigungsverfahrens …“
Doch er habe bereits eine Handvoll Objekte ins Auge gefasst: Seit einem Jahr verfolge Marvin Boettcher ein Projekt in Bochum. Jedoch ziehe sich das Genehmigungsverfahren in die Länge und es gebe noch einige Herausforderungen zu meistern. „Die Versammlungsstätten-Verordnung ist komplex“, erklärt Boettcher. „Und am Ende bin ich Privatunternehmer, der alles bezahlen und leisten können muss.“ Doch er habe die Hoffnung, „dass wir das umgesetzt kriegen“.
Petrikirche in Castrop-Rauxel kommt infrage
Ebenfalls als neuer Standort für den RevuePalast käme die Petrikirche in Castrop-Rauxel infrage, die im Jahr 2023 außer Dienst gestellt wurde. „Ich habe sie mir einmal angesehen und auf den ersten Blick könnte sie funktionieren“, sagt der Theater-Direktor. Jedoch habe ein ehemaliges Gotteshaus andere architektonische Herausforderungen als ein Zechengebäude. „Ich kann den Dachstuhl einer Kirche mit seinem Kuppelgewölbe nicht bewerten und der Dachdecker um die Ecke kann das wohl auch nicht.“

Im Rennen sei auch die ehemalige Zeche Fürst Leopold in Dorsten. „Ich habe sie mir angesehen und fand sie ganz spannend“, berichtet Marvin Boettcher. In Hamm habe er ebenfalls ein Objekt besichtigt und auch die Stadt Herne, wo Boettcher den Mondpalast von Wanne-Eckel leitet, bemühe sich um den RevuePalast.
Rückkehr nach Herten mit neuem Show-Konzept?
Selbst eine Rückkehr nach Herten schließt er nicht aus: „Wenn die Stadt ein passendes Gebäude für mich hat, sofort – schließlich haben wir uns hier 15 Jahre lang wohlgefühlt.“ Bereits vor rund zwei Jahren habe er sich die ehemalige Zeche Westerholt angeschaut, die derzeit entwickelt wird. „Einige Gebäude fand ich spannend.“ Jedoch befände sich das Areal in einer Phase, in der noch nicht abzusehen sei, wann es bezugsfertig werde. „Da gibt es noch kein Wasser, keinen Strom“, sagt er. „Doch selbst das weltbeste Provisorium braucht ein paar Grundsätzlichkeiten – und daran fehlt es eben noch.“
Wenn die Stadt aber in fünf Jahren auf ihn mit den Worten zukäme: Wir sind jetzt fertig. Willst du mal gucken kommen? „Ich wäre ja schön doof, darauf nicht einzugehen“, erklärt er. „Ich habe viele Ideen, auch für weitere Produktionen – vielleicht gibt es ja mal einen dritten Standort.“ Das Ruhrgebiet böte genug Potenzial, um weitere Show-Theater zu etablieren. „Im RevuePalast haben wir ein paar Dinge ausprobiert, die sehr gut funktioniert haben – eine Magie- und verschiedene Dinner-Shows.“ Er habe ein paar Konzepte in der Schublade, die mehr in Richtung Revue als in Richtung Travestie gingen. „Der Köcher ist voll mit Show-Ideen, die auch in einem eigenen Haus funktionieren würden.“
RevuePalast-Standort soll Jahrzehnte funktionieren
Der neue Standort soll dem RevuePalast mindestens so lange eine Heimat bieten, bis Marvin Boettcher in Rente ginge. „Wir sind ein Familien-Unternehmen“, sagt er. „Im Idealfall übernimmt mein Kind eines Tages das Theater.“ Somit suche Boettcher nun einen Standort, an dem das Travestie-Theater die kommenden Jahrzehnte funktioniere. „Das ist eine Entscheidung, die ich nicht leichtfertig treffen kann – das muss ich in aller Ruhe prüfen.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 28. Januar 2025.