Was die Verwendung ihrer Mittel angeht, ist eine gGmbH engeren Regeln unterworfen als eine GmbH ohne das kleine „g“. Die anerkannte Gemeinnützigkeit macht eine Befreiung etwa von der Gewerbesteuer oder der Körperschaftssteuer möglich. Dafür ist sie dazu verpflichtet, Gewinne für den gemeinnützigen Zweck zu verwenden, während eine Ausschüttung an die Gesellschafter nur dann zulässig ist, wenn die Gesellschafter selbst als gemeinnützig gelten.
Ob dies bei der Reinoldus Rettungsdienst gGmbH durchweg eingehalten worden ist, war einer der Streitpunkte zwischen dem nun freigestellten Geschäftsführer Magnus Memmeler und Gesellschafter Peter Schroeter. Zu den Kritikpunkten, die Memmeler vor seiner Kündigung in einer langen E-Mail an Schroeter benannt hat, zählte auch die Finanzierung von Fahrzeugen, die zumindest nicht unmittelbar der Versorgung von verletzten oder erkrankten Menschen dienen.
Memmeler beklagte „spontane Fahrzeugkäufe“
In seinem Schreiben sprach Memmeler „von spontanen Fahrzeugkäufen, die in der Folge auch noch laufende Zusatzkosten für Versicherung und Unterstellung verursachen, die nicht dem Unternehmenszweck dienen“.

Konkret nennt Memmeler in einem weiteren internen Dokument etwa eine Mercedes-Pagode aus den 1960er-Jahren oder eine Harley-Davidson Fat Boy. Nüchtern merkt er dazu an, es besteht „bei einigen Fahrzeugen das Problem, diese bei Steuerprüfungen einem betrieblichen Zweck zuzuordnen“. Belegt ist – durch öffentliche Ausstellung – zudem, dass Reinoldus über einen restaurierten Mercedes-Kankenwagen aus den 1970er-Jahren verfügt, der als Einsatzmittel für das heutige Rettungswesen keine Rolle mehr spielt.
Schroeter erklärt Oldtimer als Werbeträger für Reinoldus
Reinoldus-Gesellschafter Peter Schroeter bestätigt, dass es im Fuhrpark seiner Firma auch Fahrzeuge gibt, die nicht unmittelbar der aktuellen Rettungsdienstfunktion zuzuordnen sind. Den Unterhalt eher repräsentativer Fahrzeuge erklärt Schroeter mit ihrer werbewirksamen Wirkung.
„Es ist korrekt, dass es im Rahmen der Erhaltung des historischen Kulturgutes diese Fahrzeuge gibt“, erklärt er auf Anfrage unserer Redaktion. „Dies ist üblich und findet sich nahezu bei fast jeder Rettungs- und Hilfsorganisation oder Kommune, um gerade dieses Kulturgut nachhaltig zu sichern. Die Einsatzfahrzeuge finden sich regelmäßig auf Ausstellungen und Messen wieder und dienen hier als Werbeträger.“
Modelauftritt für Schroeters Dienstwagen
Ein Gespächsthema innerhalb der Belegschaft ist aber auch ein Fahrzeug neuerer Bauart, nämlich Peter Schroeters Dienstwagen. Grund dafür: Das von Schroeter genutzte Mercedes-CLE-Cabrio tauchte auch in einem Instagram-Kanal auf, über den repräsentative Fahrzeuge zur Miete in Schroeters Wahlheimat im Allgäu angeboten wurden.

Schroeter räumt ein, dass es sich bei dem dort abgebildeten Wagen um seinen handelt. „Ich habe einen restaurierten T1-Bulli, den ich da anbiete, und habe der Betreiberin der Seite gesagt, sie könne da auch ein Foto von meinem Wagen reinsetzen, damit sie ein Bild mehr hat“, erklärte Schroeter nun gegenüber unserer Redaktion. Tatsächlich sei der Wagen aber nie in fremde Hände gegeben worden. „Da ist nicht ein Euro geflossen. Das Auto wird von mir im Rahmen der Dienstwagenregelung genutzt und nach der Ein-Prozent-Regel versteuert.“
Und inzwischen ist der Instagram-Kanal offenbar auch gelöscht worden.