Kathrin Röggla hat für die aktuelle zweite Theaterinsel zum Thema „Geheimnis“ am Theater an der Ruhr das Stück „Kein Plan (Kafkas Handy)“ geschrieben, das dort am Donnerstag uraufgeführt worden ist. Vier Geschwister sind darin irgendwie den so genannten Reichsbürgern auf der Spur.
Röggla schildert einen Roadtrip „durch eine immer diffusere Wirklichkeit“, wie es in der Ankündigung heißt, aber ein Auto gibt es bei Regisseur Philipp Preuss nicht. Es geht in die Provinz, ins ländliche Deutschland: Die Bühne von Sara Aubrecht zeigt eine mit Teppich ausgelegte Lichtung inmitten wilden grünen Gestrüpps.
Orientierungsloses Quartett
Die vier Protagonisten, welche assoziative Namen wie Cringe und Deepl (das gleichnamige Übersetzungsprogramm?) tragen, haben – wie es der Stücktitel besagt – keinen Plan, zudem dummerweise auch keinen Handyempfang. Keine besonders gute Ausgangslage. So lassen sie sich einfach treiben.

Durch die Dialoge und die Inszenierung werden dabei für den Zuschauer metaphorisch, anspielungsreich und rätselhaft kafkaesk Fährten ausgelegt, ohne konkret zu werden. Schauspielerin Lea Reihl beschwert ein Stein auf dem Rücken, Joshua Zilinske muss als aggressiv kläffender Hund an der Leine zurückgehalten werden. Auch Marie Schulte-Werning und Fabio Menéndez tragen zwischenzeitlich schwarz-weiße Gesichtsmasken mit stilisierten Symbolen wie Adler und Kreuz. Handlung passiert nur über Erzählungen.
Nur Außenansichten
Wie Journalisten in neueren Youtube-Formaten geben die Geschwister das Gefühl, ganz nah dran zu sein am Gegenstand – und liefern doch nur Außenansichten auf die Reichsbürgerszene mit deren Verschwörungstheorien, Demokratiefeindlichkeit und Gewaltbereitschaft. Projektionen bilden dazu Fenster mit Gardinen oder heruntergelassenen Rollläden ab oder das Publikum per Livekamera.
Figuren, Ort, Thema: Alles bleibt vage, diffus. Stück und Inszenierung werfen Fragen auf. Aber die einzige klare Antwort lautet: kein Plan.
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