In einem Putenmastbetrieb in Rees im Kreis Kleve werden knapp 20.000 Puten unter tierschutzwidrigen Zuständen gehalten, wie die Tierrechtsorganisation ANINOVA (ehemals Deutsches Tierschutzbüro e.V.) in einer Pressemitteilung aufdeckt. Der Organisation liege umfangreiches Videomaterial vor, das mit versteckten Kameras aufgenommen wurde.
Die Aufnahmen zeigen verletzte Puten mit Flügelbrüchen, herausstehenden Knochen, Abszesse, Brustblasen, entzündete und blutige Wunden sowie Tiere mit Durchfallerkrankungen. Außerdem sollen in den Aufnahmen Personen nach den Puten treten und sie meterweit werfen.
Putenmastbetrieb im Kreis Kleve: Tiere haben unzumutbare Schmerzen
„Die Aufnahmen gleichen einem Horrorfilm: Immer wieder sind zum Teil stark verletzte Puten mit blutenden Wunden zu sehen, denen einfach nicht geholfen wird“, sagt Jan Peifer von Aninova. „Ich will mir nicht ausmalen, was das für Schmerzen für die Tiere sein müssen“
Eine tierärztliche Behandlung sei nicht erfolgt. Stattdessen habe man den Tieren einheitlich ein Breitband Antibiotika verabreicht. In den Stallungen sei Amoxicillin und Doxycyclin und das Reserveantibiotikum Colistin vorgefunden worden.
Landwirt aus Rees soll selbst Tiere gequält haben
Auch der Betreiber selbst sei dabei gefilmt, wie er kranke Tiere über eine Absperrung wirft. „Das passt so gar nicht zu dem, wie sich der Betreiber gerne in die Öffentlichkeit präsentiert, nämlich als Tierwohl-Landwirt, der mit seinen Tieren kuschelt“, kritisiert Peifer. Laut eigener Auskunft nehme der Landwirt an der „Initiative Tierwohl“ teil. Das Fleisch wird im Supermarkt mit der Haltungsstufe 2 verkauft.
Bei der Auswertung der Bilder sei außerdem festgestellt worden, dass die Betreuung des Tierbestands sehr knapp gehalten wird. Rechnerisch könne pro Tier teilweise gerade einmal 0,1 Sekunde am Tag aufgewendet werden, was dazu führt, dass Verletzungen übersehen werden. Mindestens eine Kontrolle des gesamten Bestandes pro Tag sei vorgeschrieben, jedoch erfolgte dies in diesem Betrieb offenbar nicht. „Die 20.000 Puten müssen auch in ihren eigenen Exkrementen stehen, was zu Entzündungen der Fußballen führt“, bemängelt Jan Peifer. „Eine Reinigung der Stallung hätte erfolgen müssen, damit die Tiere nicht in ihrer eigenen Scheiße stehen müssen.“
Aninova habe das Bildmaterial Ende Mai erhalten und daraufhin das zuständige Veterinäramt in Kleve informiert. Zudem sei eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Kleve eingereicht worden.
Anzeige auch gegen Schweinemastbetrieb in Rees
Tierschützer zeigen Schweinemastbetrieb in NRW an: Vorwurf der Tierquälerei
Schon vor einem Jahr haben Tierschützer katastrophale Zustände in einem Schweinemastbetrieb in Rees aufgedeckt und Anzeige gegen den Betreiber erstattet.