Nach Start der Petition für Notarzt Dr. Segbers Stadt Recklinghausen reagiert auf die Forderung

Stadt äußert sich zur Online-Petition für Notarzt Dr. Segbers
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817 Personen, 390 davon aus Recklinghausen, hatten bis Donnerstag (19.12.) um 15.30 Uhr die Online-Petition auf „Open Petition“ unterschrieben, die die Rückkehr von Dr. Elmar Segbers in den notärztlichen Dienst fordert. Ziel sind 1300 Unterschriften aus der Recklinghäuser Bevölkerung.

Für ein erfolgreiches Quorum müssen diese bis Juni 2025 zusammenkommen. Dann würde „Open Petition“ nach eigenen Angaben eine Stellungnahme von „zuständigen Entscheidungsträgern“ einfordern. In diesem Fall von der Stadt Recklinghausen.

Zwei Einsatzkräfte sind nach dem Zugunglück in Recklinghausen im Jahr 2023 am Bahnhof Recklinghausen Ost unterwegs.
Am 2. Februar 2023 ereignete sich in Recklinghausen ein schweres Zugunglück, bei dem ein Junge getötet, ein anderer schwer verletzt wurde. Dr. Segbers, der als Notarzt vor Ort war, erhob nach dem Rettungseinsatz schwere Vorwürfe. © picture alliance/dpa

Zur Erinnerung: Nach dem Zugunglück am 2. Februar 2023, bei dem ein zehnjähriger Junge ums Leben kam und sein neunjähriger Freund schwer verletzt wurde, hatte Dr. Segbers, Arzt am Recklinghäuser Elisabeth-Krankenhaus, massive Kritik am Ablauf des Rettungseinsatzes geübt. Er war in der Unglücksnacht als Notarzt vor Ort.

Es folgte eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Recklinghäuser Feuerwehr-Chef Thorsten Schild, den Ersten Beigeordneten Ekkehard Grundwald und den Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Recklinghausen. Die erhobenen Vorwürfe wurden durch Stadt, Kreis und externe Fachleute geprüft. Ein Fehlverhalten der Rettungskräfte konnte von offizieller Stelle nicht festgestellt werden, die Dienstaufsichtsbeschwerde wurde abgewiesen.

Wie mehrfach berichtet, galt das Vertrauensverhältnis zwischen dem Arzt und den anderen Beteiligten nach den Ereignissen als zerrüttet. Auch ein mittlerweile abgeschlossenes Mediationsverfahren habe laut Stadtverwaltung daran nichts geändert. Zuletzt bestätigte diese, dass sie dem Elisabeth-Krankenhaus untersagt habe, Dr. Segbers weiterhin als Notarzt in Recklinghausen einzusetzen. Er arbeitet dort weiterhin als Mediziner.

Anfang Dezember startete Chris Fürstenberg, der in der Februarnacht als Notfallsanitäter vor Ort war und die verunglückten Jungen fand, die beschriebene Petition. Im Petitionstext heißt es unter anderem: „Wir fordern die Stadt Recklinghausen auf, (…) eine transparente Aufarbeitung der Vorfälle durchzuführen und Dr. Segbers unverzüglich wieder in den Rettungsdienst aufzunehmen.“

Stadt Recklinghausen äußert sich zur Petition

Es scheint, dass die Stadt Recklinghausen nicht dazu bereit sein wird, auf diese Forderung einzugehen. Auf Nachfrage äußert sich Sprecher Hermann Böckmann im Namen der Stadt und in Absprache mit Kreisverwaltung und Elisabeth-Krankenhaus: „Zunächst ist festzustellen, dass der vom Initiator verfasste Text zur Online-Petition den Sachverhalt nicht korrekt widerspiegelt und insofern für die angesprochenen Bürgerinnen und Bürger auch keine seriöse Entscheidungsgrundlage sein kann.“ Der besagte Notarzt hätte mit Blick auf das Einsatzgeschehen, welches Gegenstand der Petition sei, strafrechtlich relevante und schwerwiegende Anschuldigungen in Bezug auf den Tod eines Kindes gegen andere Einsatzkräfte erhoben.

Im Text zur Petition finde laut Böckmann keine Erwähnung, dass sich Stadt, Kreis, Albrecht Broemme (auf Empfehlung des Landes NRW eingeschalteter unabhängiger Experte), die Bezirksregierung Münster, die Staatsanwaltschaft Bochum und die Generalstaatsanwaltschaft intensiv mit den erhobenen Vorwürfen beschäftigt hätten. „Nach Auswertung aller Unterlagen und Erkenntnissen sind durch keine der zuständigen Stellen dienstrechtliche oder strafrechtlich relevante Verfehlungen festgestellt worden“, führt der Stadtsprecher weiter aus.

Zudem wiederholt Böckmann, dass es zwischen Rettungsdienstpersonal und Dr. Segbergs zu einem massiven Vertrauensverlust gekommen sei und sich dies im Mediationsverfahren bestätigt habe. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sei nicht möglich. „Um dafür Sorge zu tragen, dass auch künftige Einsätze effizient und professionell ablaufen, war die Stadt gehalten, von ihren vertraglichen Möglichkeiten Gebrauch zu machen und einen weiteren Einsatz von Dr. Segbers abzulehnen“, schließt Hermann Böckmann.

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