Ein Mann in schwarzer Anwaltsrobe und eine zierliche Frau stehen in einem Gerichtssaal.

Die wegen Totschlags angeklagte Frau aus Kamen kurz vor Prozessbeginn. Sie soll in Recklinghausen einen 49-Jährigen erstochen haben. Links: Verteidiger Egbert Schenkel. © Werner von Braunschweig

Lkw-Fahrer verblutet qualvoll: Tatverdächtige hüllt sich in Schweigen

rnBluttat an der Weidestraße

Nach dem Gewalttod eines Lkw-Fahrers (49) an der Weidestraße drohen der mutmaßlichen Täterin aus Kamen viele Jahre Haft. Die Frau soll Wiederholungstäterin sein – die Spur führt nach Marl.

Recklinghausen, Marl, Kamen

, 29.06.2022, 18:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit einer vorerst zu den Vorwürfen schweigenden Angeklagten hat am Bochumer Schwurgericht der Totschlags-Prozess um den Gewalttod eines Mannes in einer Souterrainwohnung an der Weidestraße in Recklinghausen begonnen. Eine 25-jährige Frau aus Kamen soll dem Recklinghäuser am Abend des Neujahrstages aus bislang ungeklärter Ursache im Streit ein Messer in die Brust gerammt haben – der 49-Jährige verblutete qualvoll.

Bizarr: Vor mehr als vier Jahren soll die 25-Jährige in ihrer damaligen Marler Wohnung an der Rathenaustraße schon einmal mit einem Besteckmesser auf einen Mann eingestochen haben.

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Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die an schizophrenen Krankheitsschüben leidende Angeklagte möglicherweise am 1. Januar in einer Art Wahn auf den Wohnungsinhaber an der Weidestraße eingestochen hat. Tatwaffe soll ein Keramikküchenmesser mit einseitig geschliffener, 20 Zentimeter langer Klinge gewesen sein. Durch den mit voller Klingenlänge ausgeführten, tiefen Messerstich wurde die Lunge des 49-Jährige getroffen. Der Familienvater verstarb binnen kurzer Zeit, wobei er laut Anklageschrift „sein Versterben bewusst erlebte“.

Selbst die Rettungskräfte alarmiert

Die Angeklagte aus Kamen hatte offenbar nach der Bluttat selbst die Rettungskräfte alarmiert und dabei behauptet, dass ein anderer Mann die Tat begangen habe. Bereits am Folgetag konkretisierte sich dann aber doch ein dringender Tatverdacht gegen die anfängliche Zeugin. Die Frau wurde festgenommen, saß anschließend zunächst in U-Haft und dann in einer psychiatrischen Einrichtung in Lippstadt.

Eine Straße in Recklinghausen. An den Seiten stehen Autos und Wohnhäuser.

Tatort Weidestraße: Hier gab es am Neujahrsabend die tödliche Messerattacke, bei der ein 49-Jähriger ums Leben kam. © Alina Meyer

Ursprünglich war seitens der Staatsanwaltschaft auch davon ausgegangen worden, dass gegen die 25-Jährige mangels krankheitsbedingter Schuldunfähigkeit eine zwangsweise Unterbringung in einer geschlossen forensisch-psychiatrischen Klinik anzustreben ist. Vor zwei Wochen wurde das bevorstehende Maßregelverfahren dann allerdings offiziell wieder zu einem „normalen“ Strafverfahren umgewidmet.

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Denn: Laut einem vorläufigen Sachverständigengutachten kommt aktuell allenfalls die Annahme einer verminderten Schuldfähigkeit in Betracht. Das heißt: Stand jetzt droht der 25-Jährige bei einer Totschlags-Verurteilung auch eine mehrjährige Haftstrafe.

Neben der Bluttat in Recklinghausen geht es im Prozess vor dem Schwurgericht auch um einen ähnlichen (allerdings nicht tödlichen) Fall in Marl. Am 8. April 2018 soll die Angeklagte einem Mann in ihrer damaligen Marler Wohnung unterstellt haben, ihr „Gift ins Essen gemischt zu haben“ und dann mit einem Messer auf dessen Kopf eingestochen haben.

Zum Prozessauftakt berief sich die Frau aus Kamen auf ihr Schweigerecht („Ich möchte heute bitte nichts sagen“). Voraussichtlicher Urteilstermin: 10. August.

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