Birgit Lange-Grieving, Inhaberin von „transfer. bücher, medien“, freut sich auf den Start am 8. März.

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Reaktionen auf Kultur-Beschlüsse: Buchhändler überrascht, Theater wollen später öffnen

rnGemischte Gefühle

Die Buchläden dürfen bald schon wieder Lesestoff vor Ort verkaufen. Für Theater und Museen gibt es dagegen einige Hürden bei der Wiedereröffnung.

Dortmund/Essen

, 04.03.2021, 16:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

Gute Nachrichten für alle begeisterten Leser: Buchhandlungen dürfen ab Montag (8.3.) wieder Kunden in ihren Geschäften begrüßen. Die Öffnungen sind allerdings mit Auflagen verbunden. Dazu zählen Hygienekonzepte und die Beschränkung der Kundenzahl. Damit werden Buchhandlungen künftig einheitlich in allen Bundesländern dem Einzelhandel des täglichen Bedarfs zugerechnet.

In NRW waren die Buchläden seit dem 16. Dezember geschlossen. Lediglich die kontaktfreie Abholung bestellter Waren durch Kunden war erlaubt. Und wie reagieren die Buchhandlungen auf die doch recht kurzfristige Öffnung?

„Wir hatten schon mitbekommen, dass es Überlegungen gab, dass die Buchhandlungen früher als andere öffnen dürfen. Ich persönlich hatte natürlich darauf gehofft, bin aber überrascht von der schnellen Öffnung“, sagt Eva Schulz, stellvertretende Filialleiterin der Bonifatius-Buchhandlung in der Dortmunder Innenstadt.

Volle Regale für Kunden

Ähnliches sagt auch Birgit Lange-Grieving, Inhaberin von „transfer. bücher und medien“ in Dortmund. „Für mich kommt die schnelle Öffnung eher überraschend. Allerdings hatten wir uns gefragt, warum die Regelungen in den Bundesländern unterschiedlich waren.“ Lange-Grieving spielt darauf an, dass in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt die Buchläden trotz des harten Lockdowns geöffnet bleiben durften.

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Nils Janssen, Geschäftsführer von Janssen Bücher aus Bochum, blickt voller Vorfreude auf den Start am Montag: „Auch in der Zeit der Schließung haben wir regelmäßig neue Bücher bekommen. Daher erwarten die Kunden keine leeren Regale.“ Die Verlage hätten trotz Lockdown fleißig produziert, ergänzt Lange-Grieving.

Kinderbücher gefragt

Gerade mit Blick auf das Ostergeschäft hatten die Buchhändler auf eine baldige Öffnung gehofft. „Wir haben ein großes christliches Sortiment – auch außerhalb von Büchern – und bieten etwa auch Kerzen an. Bei denen ist es besser, wenn man sie sich im Laden selbst anschauen kann – wegen der Größe und des Modells“, sagt Schulz. Janssen erklärt, dass gerade Kinderbücher zu Ostern sehr gefragt sein.

Unterdessen wertet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels die bundesweite Öffnungsperspektive als Anerkennung ihrer besonderen Bedeutung. Indem die Politiker „Buchhandlungen den Geschäften des täglichen Bedarfs zuordnen, erkennen sie den wichtigen Beitrag an, den diese für unsere Gesellschaft leisten“, sagte Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis. „Sie sind Orte des kulturellen Austauschs, der Inspiration und der Vermittlung von Inhalten.“

Folkwang Museum Essen will schnell öffnen

Bei den Museen der Region gibt es gemischte Reaktionen auf die Entscheidungen vom Mittwoch (3.3.). Das Essener Folkwang-Museum wird unter den Ersten sein, die wieder aufmachen. „Wir möchten am nächsten Donnerstag, 11. März, öffnen. Das gilt aber vorbehaltlich der Entscheidungen des Landes NRW und der Stadt Essen“, betonte Sprecherin Yvonne Dänekamp. „Wir freuen uns sehr, dass wir eine Perspektive haben.“

Die Martin-Kippenberger-Schau im Folkwang-Museum Essen ist ab kommenden Donnerstag (11. März) zu sehen.

Die Martin-Kippenberger-Schau im Folkwang-Museum Essen ist ab kommenden Donnerstag (11. März) zu sehen. © Jäger

Theoretisch dürfen alle Museen ab Montag öffnen. Praktisch erweist sich die geforderte Terminbuchung bei einem Inzidenzwert zwischen 50 und 100 als großes Problem. Das Folkwang-Museum verfügt zwar als bundesweit bedeutendes Haus über ein Online-System, über das Kunstfreunde ab Mittwoch Karten für die Martin-Kippenberger-Schau kaufen können.

Wunsch nach „pragmatischer Lösung“

Aber die meisten Museen im Revier haben kein Online-Ticketing und brauchten es bisher auch nicht. „Die Dortmunder Kulturbetriebe arbeiten mit Hochdruck daran, das erforderliche Ticketsystem vorzubereiten und die Bewachung wieder hochzufahren“, sagte Katrin Pinetzki von der Stadt Dortmund.

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Auch das Kunstmuseum Gelsenkirchen muss so ein System installieren. „Nach dem jetzigen Stand wird das Kunstmuseum zum Ende der kommenden Woche öffnen“, so Stadtsprecher Martin Schulmann.

Der Glaskasten Marl ist ein kleines, aber engagiertes Haus. Direktor Georg Elben muss lachen, als er auf ein Online-Ticketsystem angesprochen wird. „Undenkbar“, meint er spontan. Fünf bis acht Menschen werden sich dort wohl aufhalten dürfen, und mehr kommen an einem Vormittag in der Woche auch nicht. Elben erhofft von der Stadtverwaltung eine „pragmatische Lösung.“

Konzerthaus Dortmund öffnet frühestens nach Ostern

Und die Bühnen? Zum Frühlingsanfang ins Ballett und Ostern ins Konzert? Nach dem Stufenplan der Bundesregierung wäre das möglich. Am 22. März dürfen Theater, Konzerthäuser und Kinos wieder öffnen – bei Inzidenzen unter 50 mit Hygienekonzepten, zwischen 50 und 100 mit Terminbuchung und Dokumentation.

Das Konzerthaus Dortmund bleibt vorerst geschlossen.

Das Konzerthaus Dortmund bleibt vorerst geschlossen. © picture-alliance / dpa/dpaweb

Letzteres ist für die Häuser, die Karten mit Nachverfolgung verkaufen, kein Problem. Aber die großen Häuser in Dortmund und Essen wollen trotzdem erst frühestens im April oder nach Ostern öffnen. „Es ist mal wieder nichts klar“, sagt Raphael von Hoensbroech, Intendant des Konzerthaus Dortmund.

Essener Spielstätten warten auf Entscheidungen der Landesregierung

Er hat die Konzerte im März abgesagt, einen Termin zu nennen, wann Konzerte stattfinden, sei spekulativ. Das hat bei internationalen Künstlern mit Reisebeschränkungen zu tun. Der Intendant weiß aber auch nicht, wie viele Besucher er einlassen darf.

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Das Theater Dortmund bleibt bis 12. April geschlossen. „Wir wollen den Corona-Gipfel Ende März abwarten und können dann flexibel reagieren“, sagt Pressesprecher Alexander Kalouti.

Auch Aalto-Theater und Philharmonie Essen lassen den Spielbetrieb bis Ende März ruhen. Anfang kommender Woche wollen die Intendanten auf Basis der Entscheidungen der Landesregierung einen Öffnungsplan für April entwickeln.

Ob die Häuser als Unternehmen kostenlose Corona-Tests anbieten müssen, weiß auch keiner. „Wir sollten dann Geimpfte mit Getesteten gleichsetzen“, sagt von Hoensbroech.

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