Razzia nach Dresdner Juwelendiebstahl: Drei Festnahmen, Fahndung nach zwei Verdächtigen

Spektakulärer Kunstraub

Vor einem Jahr hatten Diebe Schätze von unermesslichem Wert aus Dresdens Schatzkammer „Grünes Gewölbe“ gestohlen. Jetzt gibt es drei Festnahmen, zwei Verdächtige werden mit Fotos gesucht.

17.11.2020, 17:01 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die bei einem Einbruch beschädigte Vitrine im Juwelenzimmer im Historischen Grünen Gewölbe im Dresdner Schloss der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Knapp ein Jahr nach dem Kunstraub im Dresdner Grünen Gewölbe hat die Polizei am Dienstagmorgen in Berlin drei Tatverdächtige festgenommen.

Die bei einem Einbruch beschädigte Vitrine im Juwelenzimmer im Historischen Grünen Gewölbe im Dresdner Schloss der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Knapp ein Jahr nach dem Kunstraub im Dresdner Grünen Gewölbe hat die Polizei am Dienstagmorgen in Berlin drei Tatverdächtige festgenommen. © picture alliance/dpa

Knapp ein Jahr nach dem spektakulären Kunstdiebstahl aus dem Dresdner Grünen Gewölbe im November 2019 hat die Polizei am Dienstagmorgen in Berlin drei Tatverdächtige festgenommen, nach zwei weiteren Verdächtigen wird noch mit Haftbefehl gefahndet. Es handelt sich um Mitglieder des Berliner Remmo-Clans.

Gegen alle fünf wurden Haftbefehle wegen schweren Bandendiebstahls sowie Brandstiftung in zwei Fällen erlassen. Drei der Haftbefehle wurden bei der groß angelegten Razzia am Dienstagmorgen in Berlin-Neukölln vollstreckt, wie der Dresdner Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt sagte. Ein Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Dresden entscheidet derzeit, ob die drei Männer in Untersuchungshaft kommen.

Polizeibekannte Großfamilie

Die drei festgenommenen Verdächtigen seien deutsche Staatsbürger, wie ein Sprecher der Dresdner Polizei sagte. Zudem fahndet die Polizei nach zwei weiteren Verdächtigen aus dem Berliner Clanmilieu. Hierbei handelt es sich um die Zwillingsbrüder Abdul Majed Remmo und Mohamed Remmo (21).

Nach den Zwillingsbrüderb Abdul Majed Remmo und Mohamed Remmo (21) wird gefahndet.

Nach den Zwillingsbrüderb Abdul Majed Remmo und Mohamed Remmo (21) wird gefahndet. © Polizei Dresden

Die polizeibekannte, arabischstämmige Großfamilie Remmo war in der Vergangenheit auch für andere große Straftaten verantwortlich. Dazu zählt der spektakuläre Diebstahl einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum. Dafür waren zwei Männer verurteilt worden.

Razzia in Berlin: Mehr als 1600 Beamte im Einsatz

Seit dem Morgen wurden insgesamt 18 Objekte in der Hauptstadt durchsucht, darunter zehn Wohnungen sowie Garagen und Fahrzeuge. Laut Behörden sind dabei knapp 1640 Polizeibeamte im Einsatz. Im Zentrum der Maßnahmen stünden die Suche nach den gestohlenen Kunstschätzen und möglichen Beweismitteln, etwa Speichermedien, Bekleidungsstücke und Werkzeuge.

Doch trotz der Festnahme haben die Ermittler wenig Hoffnung, dass die Objekte wieder nach Dresden zurückkehren. „Da müsste man sehr viel Glück haben, dass man die ein Jahr nach der Tat noch finden würde“, sagte der Sprecher der Dresdner Polizei, Thomas Geithner, am Dienstag vor Journalisten in Berlin. Doch: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Der eigentliche Erfolg sei die Festnahme der Verdächtigen.

Laut Innensenator Geisel „ein großer Erfolg“

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) hat den Polizeieinsatz und die Festnahme dreier dringend Tatverdächtiger als großen Erfolg gewertet. Geisel sprach am Dienstag in Berlin von einer professionellen Zusammenarbeit zwischen Berliner und sächsischen Polizisten, die nunmehr belohnt worden sei. Wörtlich sagte der Berliner Innensenator: „Wir sind froh, dass bei der Aufklärung eines Kunstraubs ein großer Erfolg geglückt ist.“

Geisel sieht die Festnahmen auch als Warnzeichen an die Szene. „Niemand sollte glauben, er könne sich über diesen Staat und seine Regeln hinwegsetzen“, erklärte der Innensenator am Dienstag. „Der Rechtsstaat ist das Maß der Dinge. Er allein setzt die Ordnung durch. Er tut das entschlossener und klüger, als manch Krimineller glaubt.“

Grünes Gewölbe: Täter flüchteten nach Einbruch mit falschem Taxi

Der Großeinsatz löste in Berlin Verkehrsbehinderungen aus: Die Polizei teilte mit, es sei den ganzen Tag über mit erheblichen Verkehrseinschränkungen im gesamten Stadtgebiet zu rechnen. Neben Einsatzkräften aus Sachsen seien auch Spezialeinsatzkräfte des Bundes und der Länder Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an den Maßnahmen beteiligt.

Der Screenshot aus einem von der Polizei Sachsen veröffentlichten Überwachungsvideo zeigt den Einbruch im Grünen Gewölbe.

Der Screenshot aus einem von der Polizei Sachsen veröffentlichten Überwachungsvideo zeigt den Einbruch im Grünen Gewölbe. © picture alliance/dpa

Bei einem der spektakulärsten Einbrüche der vergangenen Jahrzehnte hatten Unbekannte im November 2019 in Dresden aus der berühmten Schatzkammer Grünes Gewölbe Kunstschätze von kaum messbarem Wert gestohlen. Wie am Dienstag bekannt wurde, waren die Einbrecher damals mit einem PS-starken Wagen über die nahe gelegene Autobahn nach Berlin gerast. Das Fahrzeug war in Taxioptik getarnt und stand für die Flucht bereit, wie ein Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft sagte. Die „Bild“-Zeitung hatte zuerst darüber berichtet.

Die Diebe waren zunächst mit einem anderen Auto vom Tatort weg- und einige Kilometer durch die Elbestadt gefahren. In einer Tiefgarage am Stadtrand hatten sie dieses dann stehen lassen und in Brand gesteckt, ehe sie umstiegen.

RND/dpa