Im Prozess gegen eine Kamener Rentnerin, die ihrem Ehemann Rattengift in den Spinat getan haben soll, hat das Dortmunder Schwurgericht einen psychiatrischen Sachverständigen angehört. Michael Mattes hat die 72-Jährige seit ihrer Festnahme im Sommer mehrmals untersucht.
Unmittelbar nach der Tat war die Seniorin zunächst in ein „normales“ Gefängnis gekommen. Dort hatte sich jedoch schnell herausgestellt, dass die Frau anderswo besser aufgehoben ist. „Sie musste unbedingt in eine Klinik und behandelt werden“, sagte Mattes den Richtern.
Zunächst ins Gefängnis
Im Gefängnis soll die 72-Jährige ein sehr auffälliges Verhalten gezeigt haben. Das Wachpersonal fand sie einmal völlig bekleidet unter der laufenden Dusche. An einem anderen Tag versteckte sich die Kamenerin vor den Beamten unter ihrem Bett.
Mit der ersten Diagnose „Demenz“ war das irgendwann nicht mehr in Einklang zu bringen, so Mattes. Er pochte darauf, dass die 72-Jährige in eine psychiatrische Klinik verlegt wurde, wo sie professionell untersucht werden konnte. Vor allem sollten die Ärzte dort darauf achten, die Rentnerin langsam von den seit Jahren eingenommen schweren Beruhigungsmitteln zu entwöhnen.
Seit Jahren Beruhigungsmittel
Als das geschafft war, hätten die Auffälligkeiten dennoch weiter angehalten, so Mattes. Auch in Lippstadt habe die 72-Jährige stellenweise desorientiert gewirkt. „Sie war in ihren alltagspraktischen Fähigkeiten erheblich eingeschränkt“, so Mattes. Das sei im Grunde bis heute so.
Eine MRT-Diagnose erbrachte schließlich den Befund, dass die Frau unter einer hirnorganischen Erkrankung leidet. Diese sei mit Medikamenten leider nicht wieder rückgängig zu machen, sagte der Psychiater den Richtern. Es sei vielmehr davon auszugehen, dass die Kamenerin dauerhaft unter diesen Problemen leiden werde.
Dauerhaftes Problem
Für den erfahrenen Sachverständigen steht deshalb fest, dass die Seniorin zur Tatzeit absolut schuldunfähig war. „Sie war nicht in der Lage, das Unrecht ihrer Tat zu erkennen“, so Mattes. Auf die Frage, ob die Frau für die Allgemeinheit gefährlich ist, antwortete der Experte dagegen mit einem klaren: „Nein!“
Die 72-Jährige ist in der Klinik zu keiner Zeit aggressiv geworden. „Sie tut niemandem etwas“, ist sich Michael Mattes sicher. Eine dauerhafte Unterbringung in der Forensik sei daher falsch. „Sie gehört in ein Seniorenwohnheim, wo sie Pflege und Unterstützung bekommt.“
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