Putzhilfen & Co: Diese Strafen drohen für Schwarzarbeit

Putzhilfen & Co: Diese Strafen drohen für Schwarzarbeit

rnHaushaltshilfen anmelden

Trotz immer mehr Minijobbern arbeiten in Deutschland geschätzt drei Viertel der Haushaltshilfen schwarz. Doch was passiert, wenn mich jemand anschwärzt? Oder die Putzfrau stürzt?

NRW

, 18.11.2019, 16:35 Uhr / Lesedauer: 4 min

Partnerschaft, Karriere, Kinder - und nebenbei muss der Haushalt gestemmt werden. Viele holen sich gegen Bezahlung Unterstützung in die Wohnung. Vor allem auch immer mehr ältere Menschen beschäftigen Hilfen für Haushalt und Garten. Der überwiegende Teil davon arbeitet schwarz. Um aus einer illegalen Beschäftigung eine legale zu machen gilt es einiges zu beachten.

Wie viele Menschen beschäftigen eine Hilfe im Haushalt und Garten?

Darüber gibt es keine Statistik, sondern nur Schätzungen. Demnach beschäftigen rund vier Millionen Haushalte in Deutschland eine Haushaltshilfe. In den vergangenen zehn Jahren ist die Schwarzarbeit in Privathaushalten nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) um bis zu ein Viertel gesunken. Vor allem durch den Anstieg bei den Minijobs. Dennoch seien immer noch „bis zu drei Millionen Haushaltshilfen schwarz beschäftigt“, sagt IW-Professor Dominik Enste.

Was passiert, wenn mich jemand "anschwärzt"?
Dann bekommt der Haushalt Besuch von einem Sozialversicherungsprüfer der Minijob-Zentrale. Die hat den Status einer Bundesbehörde und darf prüfen.

Welche Strafen drohen, wenn die Schwarzarbeit auffliegt?

Wer seine Haushaltshilfe nicht anmeldet, begeht eine Ordnungswidrigkeit – es droht eine Geldbuße von bis zu 5000 Euro. In der Praxis begnügt sich die Behörde aber in der Regel damit, dass die Haushaltshilfe künftig ordentlich angemeldet wird.

Welche Risiken bestehen für den arbeitgebenden Haushalt und für die Haushaltshilfe?

„Spätestens wenn die Haushaltshilfe beim Putzen etwa von der Leiter fällt und schwer verletzt ins Krankenhaus muss, fliegt die Schwarzarbeit auf“, sagt Mareike Bröcheler von der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft (dgh). Im Falle eines Unfalls drohen dem Arbeitgeber erhebliche Kosten. Die Krankenkassen etwa können im Falle eines Unfalls Behandlung und Rehabilitation dem Privathaushalt in Rechnung stellen. „Da kommen durchaus beachtliche, sechsstellige Summen zusammen“, sagt Bröcheler.

Was kann ich tun, um so etwas zu vermeiden?

Wer zu Hause eine Hilfe beschäftigt, sollte sie anmelden. Das Verfahren ist nicht so schwierig, wie mancher vermutet. Die Haushaltshilfe kann mit einem Verdienst von bis zu 450 Euro im Monat bei der Minijob-Zentrale angemeldet werden. Auf der Webseite der Minijob-Zentrale ist der sogenannte Haushaltsscheck abrufbar, der von Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam ausgefüllt und unterschrieben werden muss. Denkbar ist auch die Buchung über einen professionellen Vermittler von Haushaltshilfen.

Aber ist das nicht viel zu kompliziert und teuer?

Unter dem Strich kostet ein angemeldeter Minijobber kaum mehr als eine illegale Hilfe. Der Arbeitgeber erteilt der Minijob-Zentrale eine Einzugsermächtigung für alle Abgaben. „Ansonsten muss sich der Arbeitgeber um nichts kümmern, die Minijob-Zentrale regelt alles weitere und meldet den Beschäftigten bei den Sozialversicherungen an“, sagt Elke Wieczorek vom Berufsverband der Haushaltsführenden (DHB). Der Arbeitgeberanteil für Renten- und Krankenversicherung, für eine Pauschalsteuer und für eine Unfallversicherung beträgt etwa 15 Prozent. Der Arbeitnehmer selbst muss nichts zahlen.

Welche Vorteile hat es für die Haushaltshilfe, sich anzumelden?

Sie zahlt in die Rentenkasse ein, wenn auch auf niedrigem Niveau. Zumindest besteht dann Anspruch auf Reha-Maßnahmen. Und sie hat Anspruch auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall. „80 Prozent dieser Kosten bekommt der Arbeitgeber über die Minijob-Zentrale erstattet“, sagt Buschfort. Die Unfallversicherung der Haushaltshilfe kommt für Unfälle bei der Arbeit, aber auch auf dem Hin- und Rückweg auf, sagt Eberhard Ziegler von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).

Und für die Haushalte, die die Minijobber beschäftigen?

Arbeitgeber profitieren zum Beispiel von vergünstigten Abgaben und Steuern. Der Arbeitgeber kann die Haushaltshilfe von der Steuer absetzen. „Bis zu 510 Euro im Jahr bekommt man vom Fiskus zurück“, sagt Wolfgang Buschfort von der Minijob-Zentrale. Es gelten selbstverständlich auch alle weiteren arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen, etwa zu Arbeitszeiten, Kündigungsfristen oder der gesetzliche Mindestlohn.

Was muss man bei der Anmeldung beachten?

„Wichtig ist, dass der Arbeitgeber den Minijobber fragt, ob er oder sie noch andere Minijobs hat“, betont Buschfort. Ist dies der Fall, darf der Gesamtverdienst nicht über 450 Euro liegen. Sonst kann die Haushaltshilfe nicht bei der Minijob-Zentrale angemeldet werden. Das würde bedeuten, dass sie auf Lohnsteuerkarte beschäftigt werden muss. Die Folgen: Arbeitgeber und Arbeitnehmer teilen sich die Sozialversicherungsbeiträge, die Haushaltshilfe muss Steuern zahlen.

Wie viele Minijobber in Privathaushalten gibt es in Deutschland?

Bundesweit waren zum 30. Juni 2019 waren 307.488 geringfügig entlohnte Beschäftigte in Privathaushalten bei der Minijob-Zentrale gemeldet - ein Rückgang von 1,0 % im Vergleich zum Vorjahr. Auffällig ist jedoch ein Anstieg bei den unter 20-Jährigen (+2,3 &) und über 60-Jährigen (2,7 % bei 60-65 Jahren, 3,9% für über 65-Jährige). In Nordrhein-Westfalen hatten 88.776 private Arbeitgeber einen Mini-Jobber beschäftigt.

Welche Nachteile hat das Minijob-Modell?

„Im Falle von Minijobbern liegt der Hauptnachteil darin, dass durch die Begrenzung auf 450 Euro keine Vollzeitbeschäftigung in dem Bereich möglich ist“, sagt Dominik Enste. Und eine offizielle Selbstständigkeit habe hohe bürokratische Hürden, die ein „Mindestmaß an betriebswirtschaftlichen Kenntnissen voraussetzt“, sagt Enste. Das sei auch der Grund, warum immer noch rund 80 Prozent der Haushaltshilfen illegal beschäftigt würden.

Gibt es Alternativen zum Minijob?

Ja, es gibt private Dienstleister. Für die Beschäftigten hat dies den Vorteil, dass sie sozialversichert sind. Und für den Kunden gibt es bei guten haushaltsnahen Dienstleistungsunternehmen die Sicherheit, dass die Mitarbeiterinnen qualifiziert oder adäquat geschult sind, oder auch dass ein Ersatz kommt, wenn die eigentliche Haushaltshilfe krank oder in Urlaub ist. Im Übrigen können auch Kosten für diese Leistungen zu 20 Prozent steuerlich geltend gemacht werden, hier sogar bis zu 4000 Euro im Jahr.

Welchen Stundenlohn bekommen Haushaltshilfen?

Studien zeigen nach dgh-Angaben auf, dass Privathaushalte meist zwischen 10 und 12 Euro, mitunter auch 15 Euro pro Stunde zahlen, wenn sie einzelne Personen beschäftigen, die im Haushalt oder im Garten helfen. Bei Unternehmen liegen die Preise für eine Dienstleistungsstunde durchaus bei 20 Euro.

Welcher Schaden entsteht der deutschen Wirtschaft durch Schwarzarbeit?

Eine offizielle Statistik gibt es nicht, da sich Schwarzarbeit im Schatten abspielt. Das IW beruft sich auf Schätzungen, wonach der Umsatz im Bereich Schwarzarbeit (Arbeits- und Materialeinsatz bei der Schwarzarbeit) im Jahr 2017 bei 290 Milliarden Euro lag. Der Zoll, als zuständige Behörde, berichte für das Jahr 2018 von einer Schadenssumme in Höhe von 835 Millionen durch Schwarzarbeit (Zoll, 2019).