Projekt Emscher-Umbau: Immer mehr Abwässer fließen in neuen Kanal

Strukturwandel

Noch ist der größte Teil der Emscher eine Kloake. Erst nach und nach nimmt der neue Abwasserkanal den Schmutz des Ruhrgebiets auf. Seit neuestem auch die Abwässer aus Recklinghausen.

Essen

25.02.2019, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min
Ein Angler hat seine Angel in dem Fluss Alte Emscher bei Duisburg ausgeworfen. Das Großprojekt des Emscher-Umbaus im Norden des Ruhrgebiets von einer Kloake zu einem naturnahen Fluss macht Fortschritte.

Ein Angler hat seine Angel in dem Fluss Alte Emscher bei Duisburg ausgeworfen. Das Großprojekt des Emscher-Umbaus im Norden des Ruhrgebiets von einer Kloake zu einem naturnahen Fluss macht Fortschritte. © dpa

Das Milliardenprojekt des Emscher-Umbaus im Norden des Ruhrgebiets von einer Großkloake zu einem naturnahen Fluss macht Fortschritte. Der Abwasserkanal Emscher (AKE), der 51 Kilometer lang werden und den Fluss entlasten soll, werde schrittweise in Betrieb genommen. „Mittlerweile haben wir ein halbes Dutzend seitliche Anschlüsse an den Kanal in Betrieb genommen. Dadurch ist die Emscher weiter vom Schmutz entlastet worden“, sagte Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft.

Ende September 2018 waren die ersten 35 Kilometer des Abwasserkanals offiziell in Betrieb genommen worden. Zuerst wurden Abwässer aus Castrop-Rauxel eingeleitet, dann aus Herne und Herten. „Anfang Februar haben wir den Hellbach und den Breuskes Mühlenbach angeschlossen“, sagte Abawi. Damit fließe nun das gesamte Abwasser aus der Recklinghäuser Innenstadt nicht mehr in die Emscher, sondern in den Kanal.

150 Jahre ein Abwasserfluss

Die Emscher wird bereits seit 150 Jahren als oberirdischer Abwasserfluss genutzt - mit entsprechender Geruchs- und Umweltbelastung. Unterirdische Abwasserkanäle waren in der Kohleregion wegen ständiger Bodenabsenkungen durch den Steinkohlenbergbau nicht möglich. Sie wären beschädigt worden.

Als nächstes würden voraussichtlich Abwässer aus Dortmund eingeleitet. „Wir gucken immer, was als nächstes fertig ist. Insgesamt gibt es nun zwischen Dortmund und Bottrop noch rund 30 Einleitungen, die nach und nach an den AKE angeschlossen werden“, sagte Abawi. Ganz so schnell wir ursprünglich gedacht geht die Inbetriebnahme allerdings nicht: Eigentlich sollten schon bis Mitte des Jahres 80 bis 90 Prozent der Abwässer unterirdisch fließen. Jetzt geht die Emschergenossenschaft davon aus, dass dies noch bis Herbst 2019 dauern wird.

Ab Ende 2021 ein abwasserfreies Gewässer

Am Gesamtziel hält der Wasserwirtschaftsverband aber fest: „Das Gesamtsystem AKE mitsamt aller drei Pumpwerke wird gegen Ende 2021 in Betrieb gehen, dann wird die Emscher auf der ganzen Länge abwasserfrei sein“, sagte Abawi. Die Abwässer von gut 2,2 Millionen Einwohnern und allen Gewerbebetrieben werden dann durch den Kanal geleitet. Eine naturnahe Umgestaltung soll anschließend bis 2027 abgeschlossen sein.

Gesamtkosten etwa 5,5 Milliarden Euro

Der Umbau der Emscher und ihrer 35 Nebenflüsse und -bäche hatte 1992 begonnen. Die Gesamtkosten werden auf rund 5,5 Milliarden Euro veranschlagt. Die Emscher entspringt in Holzwickede, nach 85 Kilometern mündet sie bei Dinslaken in den Rhein. Der Oberlauf der Emscher und ihre Nebenläufe in Dortmund sind bereits seit einigen Jahren auf einer Länge von 24 Kilometern abwasserfrei und renaturiert. „Im Westen dagegen bauen wir weiter am letzten Stück des AKE - hier fehlen noch knapp 1300 Meter, dann sind die 51 Kilometer komplett“, sagte Abawi. Mitte 2020 soll das sein. „Das Pumpwerk Oberhausen wird 2021 fertig, so dass alles Ende 2021 in Betrieb geht.“

dpa