Posse siegt über Drama Haußmanns „Einer flog über das Kuckucksnest“ bei den Ruhrfestspielen

Von Kai-Uwe Brinkmann
Posse siegt über Drama: Haußmanns „Einer flog über das Kuckucksnest“
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Mit dem Berliner RambaZamba-Theater war der Regisseur zu Gast bei den Ruhrfestspielen, wo das Stück um Psychiatrie und Anarchie am Samstag gespielt wurde.

RambaZamba ist eine inklusive Truppe, Darsteller mit Down Syndrom sind dabei und werden am Ende im Stehen beklatscht. Wo Jonas Sippel in der Rolle des McMurphy (im Film Jack Nicholson) zu leise spricht, weiß der Filmkenner, dass er den Aufstand probt und Sport im TV schauen will.

Ein tragikomischer Sieg

Ken Keseys Roman und Milos Formans Film feiern McMurphys tragikomischen Sieg über ein Anstaltssystem der Entmündigung. Der Rebell geht zwar vor die Hunde, aber der Geist der Freiheit ist aus der Flasche.

Unter Haußmann (Regie, Bühne und Kostüm) siegt Posse über Tragik, teils in Dale Wassermans Bühnenfassung angelegt, teils dem Ensemble geschuldet.

Schalk vor Depression

Das punktet mit Spielfreudigkeit, weniger mit Psycho-Finessen. Oberschwester Ratched wirkt wie eine strenge Mutti, längst nicht so aasig kalt wie im Film.

Schalk hält hier die Depression in Schach. Das geht in Ordnung, begreift man das Stück als Hommage an den Kinoklassiker, den Haußmann zitiert. In Videos sprechen Filmdarsteller, RambaZamba-Akteure antworten.

Szene aus „Einer flog über das Kuckucksnest“
Szene aus Leander Haußmanns Inszenierung © Weiland

Film und Spiel sind gut verschnitten, der Ausflug der „Irren“ ist mit einem Video aus Berlin bebildert, wo Haußmann selber einen Zuhälter mimt. Tiefe hin, Anspruch her, die Inszenierung (zu Live-Musik) ist quicklebendig und macht Spaß. Humor als Waffe gegen ein Zwangssystem, darin liegt durchaus Sinn.

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