Aufwändiges Theaterspektakel endet düster „Merlin oder Das wüste Land“ im Grillo-Theater

Aufwändiges Theaterspektakel endet düster
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Es wird nichts mit der besseren Welt. Düster endet nach viereinhalb Stunden die Premiere von Tankred Dorsts „Merlin oder Das wüste Land“ am Samstag im Essener Grillo-Theater. Den Mix aus Merlin-Mythos und Artus-Sage hat Lars-Ole Walburg mit fast dem gesamten Ensemble, das sich das Stück zum Abschluss der Spielzeit und Intendanz von Christian Tombeil gewünscht hatte, aufwändig inszeniert.

Das Publikum wird in Gruppen aufgeteilt und in den diversen Foyers von einigen Mimen bespielt, bevor ein Jesus-Darsteller die „heiligen Tore“ zum Theatersaal öffnet. Die ersten zehn Stuhlreihen fehlen, und auch der Balkon wird bei dem Theaterspektakel nicht besetzt.

Furioser Zickenkrieg

Los geht’s mit der witzig inszenierten Geburt Merlins, Thomas Büchel spielt ihn als Nachdenklichen, er möchte die Menschen auf den rechten Weg führen. Sein Papa, Ines Krug gibt mit lila Perücke und in bunt-kariertem Anzug (Ausstattung: Claudia Charlotte Burchard) einen prächtigen Teufel ab, hat allerdings anderes im Sinn. Merlin soll die Menschen „zum Bösen befreien“.

Mit der Tafelrunde, die Merlins Ziehsohn König Artus installiert, soll der Grundstein für die Demokratie gelegt werden. Doch in dieser Rolle (ver-)zweifelt Philipp Noack zunehmend an seiner Macht. Seine schöne Königin, wunderbar verkörpert von Janina Sachau, hat ein Verhältnis mit seinem besten Freund, Sir Lancelot (Alexey Ekimov), und performt mit ihrer Konkurrentin (Lena Dax) einen furiosen Zickenkrieg.

Der Papst spuckt Bälle

So nimmt das Unheil seinen Lauf. Intrigen, Mord und Totschlag, Liebe und Hass sind die Folge. Auf der Suche nach dem Gral werden universelle Themen verhandelt, versucht, den Sinn des Lebens im Weltenchaos zu ergründen.

Dazu fährt das Theater alles auf – vom Bühnennebel über (Live-)Videoprojektionen bis hin zu allerlei Tricks. Grandios mimt Rezo Tschchikwischwilis einen tattrigen Papst, der Bälle spuckt.

Szene aus dem Dorst-Klassiker
Sohn und Papa: Trixi Strobel (l.) und Philipp Noacki m Wunschstück des Ensembles. © Hupfeld

Für die Veranschaulichung zwischen Arm und Reich, Trixi Strobel hält als unehelicher Königssohn eine engagierte Rede zur Ungleichheit in der Gesellschaft, wird ein Teil des Publikums nach der ersten Pause auf der Drehbühne platziert, die mit Tischen und Sesseln möbliert ist.

Finsternis herrscht nach der zweiten Pause: Nach Jahren des Kampfes für eine bessere Welt blicken die Ritter (riesige Live-Projektionen von ihren sprechenden Köpfen) desillusioniert und erschöpft ins Publikum.

Viel Applaus

Ermattet vom langen Theaterabend waren auch die Zuschauer, die die ideenreiche Inszenierung und das motiviert agierende Ensemble, viele übernahmen mehrere Rollen, mit viel Applaus feierten.

Termine (wegen der langen Spieldauer von 4,5 Stunden sind die Abendvorstellungen um 30 Minuten vorverlegt): 6. / 7. / 24. 5, 1. / 2. / 15. 6.; Karten: Tel. (0201) 812 22 00. www.theater-essen.de

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