Bombendrohungen an Schulen in mehreren Bundesländern haben auch am Dienstag viele Menschen aufgeschreckt und Polizeieinsätze ausgelöst. Zwar gab es nach und nach erste Entwarnungen, wo die Ermittlungsbehörden überhaupt von einer Gefährdung ausgegangen waren. Allerdings belastet die Situation Betroffene psychisch. Und: Die Urheber sind unbekannt, die Hintergründe unklar.
Auch ob es einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Fällen gibt, ist offen. Möglicherweise könne es darum gehen, das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung zu schwächen und Unmut gegen Israel zu schüren, hieß es aus Sicherheitskreisen zur Deutschen Presse-Agentur.
Bombendrohungen in fünf Bundesländern
In Nordrhein-Westfalen gab es am Dienstag weitere Bombendrohungen gegen Schulen in Marl, Mönchengladbach und Köln: Das Hans-Böckler-Berufskolleg in Haltern am See ist am Dienstmorgen wegen einer Bombendrohung geräumt worden. Die Bombendrohung sei per Mail im Marler Berufskolleg eingegangen und gegen 8 Uhr entdeckt worden. Vorsorglich wurden beide Standorte geräumt. Die Berufskollegs wurden von der Polizei geräumt und durchsucht. Gefunden wurde jedoch nichts. Gegen 10.30 Uhr gab die Polizei Entwarnung.
Einen weiteren Fall gab es an einer Gesamtschule in Mönchengladbach. Im Ergebnis nehme man die Drohung aber nicht ernst, teilte die Polizei mit. Bei den Drohungen in Nordrhein-Westfalen am Montag war laut Innenministerium anscheinend der Gaza-Krieg Hintergrund gewesen. Eine Mönchengladbacher Polizeisprecherin sagte am Dienstag, auch in diesem Fall gebe es in der Droh-Mail Bezüge zu dem Konflikt. Eine weitere Drohung gab es am Dienstagmorgen nach Angaben der Polizei gegen eine Gesamtschule in Köln-Rodenkirchen. Eine Stunde nach regulärem Schulbeginn habe der Unterricht dann aber doch beginnen können, sagte ein Polizeisprecher.
Auch in Bayern, Thüringen und Sachsen gingen am Dienstag Drohungen bei Schulen ein. Die Polizei räumte teils die Einrichtungen vorsorglich oder wies Schüler und Lehrer noch vor dem Betreten der Gebäude zurück. Es gab Durchsuchungen, um eine Gefahr auszuschließen. In Erfurt wurden mehrere Schüler und eine Lehrerin medizinisch versorgt - aufgrund der psychisch belastenden Situation, sagte eine Polizeisprecherin.
In Berlin, wo gerade Herbstferien sind, gab es laut Bundespolizeidirektion eine Drohung gegen den Hauptbahnhof. Die Polizei habe die Kräfte dort verstärkt und die Gefährdungslage überprüft. Letztlich sei nicht von einer Gefährdung der Reisenden ausgegangen worden. Der Berliner Polizei zufolge waren auch der Sender RTL und die Bundeszentrale der SPD von Drohungen betroffen. Außerdem gab es eine Drohung gegen das Sendezentrum von "Antenne Thüringen", "Landeswelle Thüringen" und "Radio Top40" in Weimar.
Laut Polizei gingen die Drohungen per E-Mail ein. In einigen Fällen wurden in den Schreiben Bezüge zur islamistischen Hamas hergestellt, in einem zum Ukraine-Konflikt.
Ein Polizeisprecher sagte zu den Vorfällen an einer Schule im oberfränkischen Hollfeld, wo es am Dienstag die zweite Drohung innerhalb weniger Tage gegeben hat: "Es besteht eine gewisse Ähnlichkeit." Ob die Mails vom selben Absender stammen, sei noch unklar. Die Dienststellen seien weiterhin für die Ermittlungen verantwortlich, aber sie tauschten sich eng aus, so ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamts am Dienstag.
Bereits Bombendrohungen am Montag
Bereits am Montag haben solche Vorfälle bundesweit größere Polizeieinsätze ausgelöst. Betroffen waren Schulen etwa in Augsburg, Regensburg und Cham (Bayern), in Karlsruhe und Mannheim (Baden-Württemberg), Solingen und Wuppertal (Nordrhein-Westfalen), Chemnitz (Sachsen) sowie in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt. Auch das ZDF in Mainz wurde wegen einer Bombendrohung kurzzeitig geräumt.
Das droht den Tätern
Eine Bombendrohung fällt in Deutschland häufig unter den Straftatbestand der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten (Paragraf 126 des Strafgesetzbuches (StGB)). Das kann zu Geldstrafen oder sogar mehrjährigen Haftstrafen führen.
Mitte Oktober wurde ein 41-Jähriger wegen einer Bombendrohung gegen die Krefelder Außenstelle der Bundesagentur für Arbeit zu 2000 Euro Strafe verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Ende 2016 wurde ein Mann wegen mehrerer Bombendrohungen gegen eine Kita und ein Altenheim im bayerischen Wolframs-Eschenbach zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt.
dpa/bani
Böller auf Bochumer Schulgelände gezündet: Polizei räumte Schule