Nach Donizettis „Lucrezia Borgia“ hat das Aalto-Theater jetzt mit Verdis „Simon Boccanegra“ in der Spätfassung von 1881 eine zweite historische Oper im Programm, die sich musikalisch wirklich lohnt.
Gast Daniel Luis de Vicente als erster Doge von Genua und Solisten aus dem Aalto-Ensemble sorgten bei der Premiere am Samstag mit feinen wie strahlkräftigen Stimmen für einen Ohrenschmaus und wurden mit Ovationen gefeiert.
Aalto-Ensemble in Topform
Primadonna Jessica Muirhead als Boccanegras Tochter und der heldische Tenor Carlos Cardoso als Gabriele Adorno waren dabei ein bestens harmonierendes Liebespaar, Almas Svilpa (Jacopo Fiesco) und Heiko Trinsinger (Paolo Albiani) gaben überzeugende Bösewichte ab.
Die Essener Philharmoniker unter der Leitung von Giuseppe Finzi machten das Glück in dieser selten gespielten, doch herrlichen Verdi-Oper mit nuancenreichem, suggestivem und auch dramatisch packendem Spiel vollkommen.

Keine Begeisterung im Publikum
Die Regie von Tatjana Gürbaca hingegen wird dem Stück in keinster Weise gerecht. Statisch, klischeehaft und platt in der Personenführung, bietet sie Oper von vorgestern, mit der sich heute kein Publikum mehr begeistern, geschweige denn ein zukünftiges gewinnen lässt. An Peinlichkeit kaum zu überbieten sind die Szenen zwischen Simon Boccanegra und seiner Tochter.
Das schlichte Bühnenbild von Klaus Grünberg verbindet graue Wandelemente, aus der sich beliebige Raumkonstellationen formen. Wenn sich die Charaktere nicht bewegen, tun das wenigstens die Wände.
Keine Rettung mehr möglich
Ach ja, in einzelnen Volksszenen gibt sich Gürbaca auch mal politisch. Um die tagtägliche Gefährdung von Demokratien zum Ausdruck zu bringen, lässt sie den Opernchor am Ende des ersten Akts mit Accessoires wie Baseballschläger, Fellmütze mit Büffelhörnern und „Genova first!“-T-Shirt den Sturm des Mobs aufs Washingtoner Kapitol nachspielen. Das bisschen Action kann aber die Essener Inszenierung aber insgesamt nicht retten.
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