Polit-Hochzeit in Recklinghausen Rafaele Dianin und Frank Cerny trauen sich nach 34 Jahren

Rafaele Dianin und Frank Cerny trauen sich nach 34 Jahren
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Am Freitag (1.12.) kam der Rat der Stadt Recklinghausen zumindest dem Anschein nach zu einer informellen Sitzung zusammen, die in keinem Protokoll auftauchen wird. Auf der imaginären Tagesordnung nur ein Punkt: die Trauung von Rafaele Dianin und Frank Cerny.

Die langjährige Ratsfrau und Leiterin der Geschäftsstelle der SPD-Fraktion heiratete den Mann, der 16 Jahre lang als Fraktionsvorsitzender die Geschicke der Sozialdemokraten im Stadtrat führte. Und der gleich zweimal erfolglos antrat, das Rathaus von der CDU zurückzuerobern.

Alter Rivale traut das Paar

Nicht nur Freunde und Verwandte, sondern eben auch etliche Mitglieder des Rates wollten der Trauung beiwohnen. Dabei wäre es beinahe eine Zeremonie ohne Zeugen geworden. Frank Cerny: „Wir wollten die Trauung erst im engsten Kreis machen, aber die Standesbeamtin hatte uns darin bestärkt, diesen Tag doch mit anderen zu teilen. Das war auch genau richtig so.“

Die Trauung nahm mit Christoph Tesche ausgerechnet der Mann vor, dem Cerny bei der Kommunalwahl 2014 als Bürgermeisterkandidat unterlag. Auch die langen Jahre der Rivalität zwischen dem Verwaltungschef auf der einen und dem Oppositionsführer auf der anderen Seite scheinen das persönliche Verhältnis nicht getrübt zu haben.

Aber wie kommt man eigentlich dazu, nach vielen Jahren des Zusammenlebens doch noch zu heiraten? „Eigentlich wollten wir nie heiraten“, sagt Rafaele Dianin. „Es hat ja auch 34 Jahre lang gut ohne Trauschein funktioniert.“

Doch in jüngerer Vergangenheit hätten andere Gedanken im Alltag einen immer größeren Raum eingenommen. „Wir haben in diesem Jahr einen sehr guten Freund verloren, und das hat uns irgendwie wachgerüttelt“, erklärt die Braut. „Wir wollen gerade im höheren Alter noch besser füreinander da sein können.“

Frank Cerny gratuliert Christoph Tesche 2014 zu dessen Wahl zum Bürgermeister.
Fairer Verlierer: Frank Cerny gratuliert Christoph Tesche 2014 zu dessen Wahl zum Bürgermeister. © Archiv

Kennengelernt haben sich die beiden über einen gemeinsamen Freund, der in zwei verschiedenen Cliquen verkehrte. Rafaele und Frank lernen sich kennen, als die beiden Cliquen mal etwas gemeinsam unternehmen. Es ist schließlich ein bierseliger Abend bei „Zu Gast in Recklinghausen“, als aus Freunden ein Paar wird. Der 2. September 1989 ist der Start ihrer gemeinsamen Geschichte. Noch steht die Berliner Mauer, doch zwei Monate später wird sie fallen. Frank und Rafaele sind bereits damals, mit 19, sehr politisch unterwegs. Frank ist bei den Jusos, Rafaele entstammt einem SPD-nahen Elternhaus. „Mein Vater hat gesagt, du kannst dich nicht immer nur beschweren. Mach etwas“, erinnert sich die Recklinghäuserin.

Seit 2007 lebt das Paar in einem Eigenheim in Suderwich. Ohne Reibung geht es zu Hause nicht. „Wir haben eine gelebte Streitkultur“, sagt Rafaele Dianin. Sie bezeichnet sich selbst als emotional und impulsiv. Von ihrem Vater hat sie das italienische Temperament. Gerne tut sie auch das, wovor sich mancher Mann zu Hause fürchtet: Dinge vollständig ausdiskutieren.

Frank Cerny ist eher für seine rationale bis zurückhaltende Art bekannt. Emotionale Ausbrüche sind von ihm nicht überliefert. Positiv gedacht, ergänzen sich die beiden gut.

Auch wenn Rafaele Dianin und Frank Cerny derselben politischen Partei angehören: Einer Meinung sind sie deshalb nicht immer.

Ihr Plan: Mallorca statt Mitgliederversammlung

Als Eheleute wollen die Suderwicher vor allem das tun, was in den meisten Jahren ihres Zusammenseins zu kurz gekommen ist: Freunde und Familie treffen, Urlaube machen. „Wenn wir uns mit Freunden zum Grillen getroffen haben, kamen wir meist erst dann dazu, wenn der Ofen schon wieder aus war“, erzählt Rafaele Dianin.

Auch bei ihnen verschlang die Politik jahrzehntelang den größten Teil des Privatlebens. Als ehrenamtliche Lokalpolitiker ist das Paar auch hauptberuflich politisch tätig: Frank Cerny als Mitarbeiter des Bundestagsabgeordneten Frank Schwabe, Rafaele Dianin als Geschäftsführerin der SPD-Fraktion.

Mehr Zeit füreinander haben sie jetzt immerhin: Frank Cerny hat im Mai zur Mitte der Legislaturperiode wie geplant den Fraktionsvorsitz niedergelegt. Rafaele Dianin trat bei der Kommunalwahl 2020 nicht mehr an. Sie sitzt als sachkundige Bürgerin noch im Verkehrsausschuss sowie im KSR-Betriebsausschuss. Statt auf Mitgliederversammlungen wollen sich die frisch Vermählten häufiger auf ihrer Lieblingsinsel Mallorca oder in der Toskana aufhalten. Das ist ihr Plan.

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