Patienten gegen Bezahlung krank geschrieben?

Bochumer Psychiater

Jahrelang soll ein Psychiater gesunde Patienten krank geschrieben haben, damit sie Rente kassieren können - die potentiellen "Kunden" sollen geradezu angeworben worden seien. Zum Prozessauftakt in Bochum war der beschuldigte Arzt jedoch nicht da: Er ist im Krankenhaus.

BOCHUM

28.08.2017, 12:55 Uhr / Lesedauer: 1 min
Das Bild zeigt den Platz, auf dem eigentlich der angeklagte Arzt hätte Platz nehmen sollen. Im Hintergrund ein weiterer Angeklagter.

Das Bild zeigt den Platz, auf dem eigentlich der angeklagte Arzt hätte Platz nehmen sollen. Im Hintergrund ein weiterer Angeklagter.

Die Vorwürfe gehen auf die Jahre 2009 bis 2014 zurück - und hätten am Ende gut und gerne auch zu einem dicken Millionenschaden führen können. In dieser Zeit soll der Bochumer Arzt reihenweise Depressionen diagnostiziert haben, die angeblich gar nicht vorlagen. Als Gegenleistung soll er bis zu 7000 Euro kassiert haben – in bar.

Die Patienten, die nicht mehr arbeiten und statt dessen lieber eine Frührente beziehen wollten, sollen regelrecht angeworben worden sein. Dafür waren laut Anklage unter anderem drei Männer aus Recklinghausen und Herne verantwortlich, die seit Montag ebenfalls in Bochum vor Gericht stehen.

Auf unbestimmte Zeit im Krankenhaus

Während die drei am Montagmorgen allesamt zwischen ihren Verteidigern Platz genommen haben, blieb der Stuhl des hauptangeklagten Psychiaters dagegen leer. „Er befindet sich seit dem 17. August im Krankenhaus“, sagte sein Anwalt Egbert Schenkel. „Und zwar auf unbestimmte Zeit.“

Im Prozess war später von Herzproblemen die Rede. Schon im Vorfeld war der 66-Jährige mehrfach auf seinen Gesunheitszustand hin untersucht worden. Danach wäre er ohnehin nur jeweils zwei Stunden pro Tag verhandlungsfähig gewesen. Ob er jetzt überhaupt noch einmal vor Gericht Platz nehmen muss, ist unklar. Die Bochumer Richter wollen weitere Gutachten einholen und haben den Arzt erst einmal offiziell „entlassen“. Wenn überhaupt, dann wird er irgendwann – in einem neuen Prozess – wohl alleine vor Gericht müssen.

Zu unrecht 400.000 Euro ausgezahlt

Laut Staatsanwaltschaft sollen die Rentenkassen durch die angeblichen illegalen Machenschaften der Angeklagten zu Unrecht rund 400.000 Euro ausgezahlt haben. Gegen die Bezieher der laut Anklage zu Unrecht ausgezahlten Renten wird ebenfalls ermittelt. Genau wie gegen zwei weitere, angeblich eingeweihte  Ärzte. Auch sie haben schon eine Anklageschrift erhalten.

Der angebliche Rentenbetrug ist übrigens zufällig aufgekippt: Die Ermittler hatten das Telefon eines der Angeklagten abgehört, weil sie dachten, dass er in Drogengeschäfte verwickelt sei. Statt von Rauschgift war dann jedoch angeblich immer nur von Depressionen die Rede. 

dpa

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