Paris-Projekt gegen Chelsea auf dem Prüfstand

Für Paris geht es in der Champions League gegen Chelsea nicht nur um Revanche und den Viertefinal-Einzug. Den Fußball-Neureichen, dank Millionenzuschüsse aus Katar in die europäische Spitze gehievt, könnte im Falle einer Schlappe der Geldhahn zugedreht werden.

Paris (dpa)

von Von Emilio Rappold, dpa

, 16.02.2015, 16:29 Uhr / Lesedauer: 2 min

Paris-Star Zlatan Ibrahimovic ist heiß auf den FC Chelsea. Foto: Yoan Valat

Paris-Star Zlatan Ibrahimovic ist heiß auf den FC Chelsea. Foto: Yoan Valat

Die Neureichen sinnen auf Revanche. Ein Jahr nach dem Viertelfinal-K.o. in der Champions League gegen den FC Chelsea trifft Paris St. Germain im Achtelfinale erneut auf die Blues.

Vor dem Hinspiel am Dienstag in Paris stehen die Vorzeichen für das Team um Schweden-Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic jedoch alles andere als gut: Eine eklatante Formschwäche, eine lange Verletztenliste, Querelen und enormer Druck machen dem französischen Fußball-Meister zu schaffen. In Frankreich wird bereits spekuliert: Gelingt diese Saison der Coup in der Königsklasse erneut nicht, könnten die Ölscheichs aus Katar, denen ohnehin das Financial Fairplay ein Dorn im Auge sein soll - ihr Engagement bei PSG deutlich reduzieren oder sogar beenden.

Gegen Chelsea steht neben der mittelfristigen Zukunft des Vereins kurzfristig aber möglicherweise der Job von Trainer Laurent Blanc auf dem Spiel. Der Coach wisse, dass seine Arbeit inzwischen einzig und allein an den Ergebnissen in der Königsklasse bewertet werde, schrieb die Sportzeitung «L'Équipe» warnend am Montag. Ligatitel wie jene der vergangenen zwei Spielzeiten sind kein Trost mehr für den ehrgeizigen Clubpräsidenten Nasser Al Khelaïfi. Anfang 2013 hatte der Boss gesagt: «In den nächsten drei Jahren müssen wir irgendwann mal die Champions League gewinnen.»

Ibrahimovic (33) übte sich unterdessen in Optimismus: «Wir sind bereit. Wir haben ein großes Team und starke Spieler.» Von diesen starken Profis stehen viele jedoch nicht zur Verfügung. Beim enttäuschenden 2:2 am Wochenende daheim gegen Abstiegskandidat Caen, bei dem der Gegner in den Schlussminuten zweimal traf, mussten Nationalspieler Yohan Cabayé, die Brasilianer Marquinhos und Lucas sowie Serge Aurier verletzt ausscheiden. Sie alle sind zumindest im Prinzenpark nicht dabei. Zudem ist der Einsatz der angeschlagenen Mittelfeld-Motoren Blaise Matuidi und Thiago Motta fraglich.

Als wäre das alles nicht genug, belasten den Dritten der Ligue 1 interne Querelen. So sollen laut Medienberichten «Ibra» und sein uruguayischer Sturmkollege Edinson Cavani alles andere als auf einer Wellenlänge liegen. Auch ist davon die Rede, dass einige Profis die Trainingsmethoden von Blanc infrage stellen und für die vielen Muskelverletzungen im Team verantwortlich machen.

Zudem würde Blanc auf einen weiteren möglichen Strip-Jubel von Ibrahimovic gern verzichten. «Ich weiß nicht, ob es eine gute Sache war, das Trikot auszuziehen», sagte Blanc. «Ich hoffe, er zieht sein Trikot morgen nicht auch aus, wenn er trifft.»

Ibrahimovic hatte nach seinem Führungstreffer gegen Caen seinen nackten Oberkörper präsentiert, der mit 50 temporären Tattoo-Namen versehen war. Er wollte mit der Geste auf das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen und die Hungersnot in vielen Ländern aufmerksam machen.

Bei Chelsea herrscht dagegen beste Stimmung. Der unangefochtene Leader der Premier League, der den Champions-League-Erfolg von 2012 wiederholen will, reist wegen des frühen Ausscheidens im FA-Cup ausgeruht nach Paris. Nur hinter dem Einsatz von Oscar steht ein Fragezeichen. Dafür kehrt Diego Costa nach einer Drei-Spiele-Sperre in der Liga ins Team zurück. Zusammen mit Spielmacher Eden Hazard, Willian und Cesc Fábregas will der Sturmtank dafür sorgen, dass PSG-Abwehrmann David Luiz ein sportlich gar nicht nettes Wiedersehen mit seinen alten Kollegen von der Stamford Bridge erlebt.

Costa, der letzte Saison mit Atlético Madrid den Titel verpasste, setzt auf José Mourinho. «Unser Trainer hat die Champions häufiger gewonnen und hat viel Erfahrung. Das wird uns helfen.» Vor der Auslosung hatte der exzentrische Coach Paris unumwunden als «Lieblingsgegner» bezeichnet. Die Franzosen sind in Europa zwar seit 2006 und 32 Spielen daheim ungeschlagen (22 Siege, zehn Remis). Die Entwicklung an der Seine scheint Mourinho aber Recht zu geben.