Palästina bricht Kontakte zu Israel ab

Wegen Tempelberg-Krise

Erst vor einer Woche hatten drei Attentäter Polizisten am Tempelberg in Jerusalem getötet, die israelische Regierung reagierte. Am Eingang zu der heiligen Stätte wurden Metalldetektoren aufgestellt. Die Maßnahme führte nun jedoch zu heftigen Protesten seitens der Palästinenser; drei Menschen starben bei den Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften. Jetzt hat Palästina die diplomatischen Beziehungen eingefroren.

JERUSALEM

, 21.07.2017, 22:37 Uhr / Lesedauer: 1 min
Ein palästinensischer Demonstrant benutzt in Bethlehem (Westjordanland) eine Steinschleuder und schießt damit in Richtung von israelischen Soldaten.

Ein palästinensischer Demonstrant benutzt in Bethlehem (Westjordanland) eine Steinschleuder und schießt damit in Richtung von israelischen Soldaten.

Die Palästinenser brechen wegen des Streits um den Tempelberg in Jerusalem sämtliche Kontakte zu Israel ab. Dies hat der palästinensische Präsident Mahmud Abbas nach einem Krisentreffen seiner Regierung am Freitagabend angekündigt.

Anlass ist ein Streit um Metalldetektoren, die Israel nach einem tödlichen Anschlag am Tempelberg an Eingängen zu der heiligen Stätte in Jerusalems Altstadt aufgestellt hatte. Abbas sagte, der Abbruch der Kontakte gelte solange, bis die „Besatzungsmacht“ Israel die Maßnahmen aufhebe.

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Kämpfe kosteten drei Menschen das Leben

Der Streit um den Tempelberg war tagsüber heftig eskaliert und hatte mindestens drei Menschenleben gekostet. Nach dem Freitagsgebet wurden nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörden drei Palästinenser bei Konfrontationen in Ost-Jerusalem getötet und rund 400 weitere in Jerusalem und im Westjordanland verletzt. Mehrere Verletzte schwebten in Lebensgefahr, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. 

Israel hatte am Freitag aus Furcht vor neuer Gewalt nur Männern über 50 Jahren und Frauen den Zutritt zu der Stätte erlaubt, die Muslimen und Juden heilig ist. Tausende israelische Polizisten waren im Einsatz und Bataillone der Armee in Alarmbereitschaft versetzt worden. Palästinensische Vertreter hatten Muslime dazu aufgerufen, in Massen zum Freitagsgebet auf dem Tempelberg zu kommen. In den vergangenen Tagen war es dort immer wieder zu Zusammenstößen gekommen.

Mit Material von dpa

Hintergrund zum Tempelberg
Der Tempelberg in Jerusalems Altstadt war immer wieder Brennpunkt religiöser Spannungen. Muslime verehren ihn als „Haram al-Scharif“ (Edles Heiligtum). Der Überliefung nach standen dort früher die jüdischen Tempel, heute beten an der Stelle Muslime in der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom mit seiner vergoldeten Kuppel. Der heilige Ort steht offiziell unter muslimischer Verwaltung. An der einzig stehengebliebenen Westmauer des ehemaligen jüdischen Tempelbezirks, der Klagemauer, beten die Juden. Der Streit um die Besuchsrechte, also wer das Plateau betreten und dort beten darf, gilt als Auslöser einer Welle palästinensischer Anschläge, die vor knapp zwei Jahren begann. Palästina wirft Israel vor, es wolle mehr Kontrolle über die heilige Stätte erlangen - Israel weist dies jedoch zurück.

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