Outing-Aktion: Markus Gutfleisch aus Recklinghausen geht es auch um Respekt

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Outing-Aktion: Markus Gutfleisch aus Recklinghausen geht es auch um Respekt

rn„#OutInChurch“

Der homosexuelle Markus Gutfleisch aus Recklinghausen ist einer der 125 queeren kirchlichen Mitarbeiter, die sich öffentlich geoutet haben. Er möchte verbindliche Reformen - und mehr Akzeptanz.

Recklinghausen

, 01.02.2022, 16:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Sie fürchten aufgrund ihrer sexuellen Orientierung arbeitsrechtliche Konsequenzen bis hin zur Kündigung: Deshalb haben sich in der vergangenen Woche, am 24. Januar, insgesamt 125 queere Mitarbeiter der katholischen Kirche öffentlich geoutet - in der Aktion „#OutInChurch - Für eine Kirche ohne Angst“. „Aber unsere Kampagne geht über den wichtigen Faktor des kirchlichen Arbeitsrechts hinaus“, betont Markus Gutfleisch. „Es geht hier auch um allgemeinen Respekt, um Akzeptanz für queere Menschen in der katholischen Kirche“, sagt der homosexuelle Recklinghäuser, der sich an der Outing-Initiative beteiligt hat.

„Das ist für uns unerträglich“

„In der katholischen Kirche gibt es viele Dokumente, die uns verletzen und diskriminieren. So heißt es zum Beispiel im Katechismus, dass wir verirrt sind und in Sünde leben“, sagt Gutfleisch - und fügt hinzu: „Es ist klar, dass das für uns unerträglich ist. Wir wollen mehr Wertschätzung der Kirche für queere Lebensformen.“ Der Begriff „queer“ bezeichnet all jene sexuellen und geschlechtlichen Identitäten, die von der heterosexuellen Mehrheit abweichen.

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Bei dem starken Echo auf die Aktion stand in den letzten Tagen vor allem das kirchliche Arbeitsrecht im Mittelpunkt. Die Unterzeichner der Aktion - unter ihnen Priester, Lehrer, Kita-Leitungen, Verwaltungsmitarbeiter - haben in unserer Region viel Zustimmung zu ihren Forderungen erhalten: Münsters Bischof Felix Genn stellte klar, dass im Bistum Münster Mitarbeiter, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennen, keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen fürchten müssen.

Der Caritasverband für die Diözese Münster unterstützt ausdrücklich das Anliegen der Aktion, die sexuelle Orientierung und Lebensführung der Queeren bedeute keinen Verstoß gegen die Loyalitätsobliegenheiten. „Wir haben in der Vergangenheit hier keine Probleme mit Mitarbeitern und der Kirche gehabt“, sagt in diesem Zusammenhang Klaus Schrudde, Geschäftsführer der Caritas Dorsten. Markus Gutfleisch, der seit fast 20 Jahren als Sozialarbeiter bei der Dorstener Caritas beschäftigt ist, bestätigt, dass er keine dienstrechtlichen Schwierigkeiten erfahren habe. „Aber es gab bei mir eine Unsicherheit, weil das nie proaktiv mir gegenüber kommuniziert worden ist.“

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Konkrete Konsequenzen für mehr Sicherheit

So fordert der 55-Jährige über die derzeitigen Ankündigungen hinaus konkrete Konsequenzen, zum Beispiel durch eine verbindliche Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts mehr Sicherheit für die Situation queerer Mitarbeiter: „Wenn ein anderer Bischof oder Caritas-Direktor kommt, ist wieder eine negative Entwicklung möglich“, gibt er zu bedenken. „Das Wort vom Bischof ist mir schon etwas wert, eine Rechtssicherheit aber noch mehr.“

Zudem wünschen sich die Teilnehmer der Outing-Aktion das Gespräch mit der Kirche. „Uns ist es natürlich ein Anliegen, dass mit uns direkt über die Situation geredet wird“, betont Markus Gutfleisch. Und hier geht es auch wieder um Wertschätzung und Respekt.