Offener Ganztag soll für Grundschüler flexibler werden
Mehr Freizeit und Entlastung
Grundschüler im Offenen Ganztag (OGS) in NRW sollen künftig mehr Freiraum für Aktivitäten außerhalb der Schule bekommen. Für Schülerinnen und Schülern solle es leichter werden, sich regelmäßig etwa in Vereinen, Musikschulen oder Jugendgruppen zu engagieren. Die Pläne des Schulministeriums stoßen aber nicht nur auf Lob, sondern auch auf Skepsis.

Der Offene Ganztag soll ab dem nächsten Schulhalbjahr für Grundschüler flexibler werden. © dpa
Schon zum nächsten Schulhalbjahr werde es „Klarstellungen“ für Träger und Eltern zu den Ausnahmen von der Teilnahme an der OGS geben. Das teilte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Dienstag in Düsseldorf mit.
Für eine umfassende Neuregelung solle dann der Ganztagserlass „so schnell wie möglich“ geändert werden. Vorstellbar ist laut Gebauer etwa, dass die Eltern künftig zu Beginn des Schuljahres festlegen, an welchen Tagen ihre Kinder verbindlich in der OGS sind und an welchen nicht.
Fünf-Tage-Pflicht als Streitthema
Bislang ist bei einer Teilnahme an der OGS die Anwesenheit der Schüler in der Regel an fünf Tagen in der Woche bis 16 Uhr Pflicht. Das führt oft zu Streit mit den Eltern. Die Träger gingen bei der Anwesenheit „sehr starr“ vor, meist aus Sorge, dass sie andernfalls Gelder zurückzahlen müssen, sagte Gebauer. Manchmal werde Eltern auch angedroht, dass sie den OGS-Platz verlören, wenn die Kinder nicht regelmäßig teilnähmen.
Mit rund 93 Prozent (2700 Schulen) haben inzwischen fast alle Grundschulen in NRW ein Ganztagsangebot. Mit rund 285.000 Kindern nimmt aber nur knapp die Hälfte der Schüler (44 Prozent) daran teil. In der Sekundarstufe besucht rund jeder zweite Schüler (55 Prozent) eine Ganztagsschule.
Qualität durch mehr Geld
Gebauer will in den nächsten Monaten weitere Gespräche mit allen Beteiligten am Offenen Ganztag führen. „Ich möchte schon große Flexibilität für die Eltern und Kinder“, sagte sie. Zugleich müsse es aber auch für die Träger Verbindlichkeit geben. „Ein ständiges Kommen und Gehen in der OGS wird es mit uns nicht geben.“
Nicht überall werde die OGS allerdings ihrem Anspruch als zusätzliches Bildungsangebot gerecht, sagte Gebauer. Die Qualität sei auch abhängig von der Finanzkraft der jeweiligen Kommune. Die Fördersätze des Landes sollen zum 1. August laut Gebauer statt um drei Prozent um sechs Prozent erhöht werden. Im Haushalt 2018 seien für die Offene Ganztagsschule rund 480 Millionen Euro vorgesehen, darin enthalten seien fast 3000 Lehrerstellen.
Bildungsgewerkschaft bleibt skeptisch
Bei der Bildungsgewerkschaft GEW NRW stießen die Reformpläne für die OGS auf Skepsis. Die Ministerin habe noch kein konkretes Konzept. „Wir brauchen kein Platz-Sharing (Platz-Teilen) mit ständig wechselnden Gruppen“, sagte die Landesvorsitzende Dorothea Schäfer.
Das sei eine „Zumutung für das Personal und kein verlässlicher Rhythmus für die Kinder“. Die OGS müsse ausreichend finanziert werden, brauche landeseinheitliche Standards sowie Verlässlichkeit beim Personal und bei pädagogischen Angeboten.
dpa