
© privat
Haufenweise Brötchen in der Natur entsorgt: Serie reißt nicht ab – von Tätern keine Spur
Empfindliche Strafe droht
Seit Monaten finden aufmerksame Bürger im Kreis Recklinghausen immer wieder Semmelberge, die achtlos an Straßen abgeladen wurden. Jetzt tauchten wieder Brötchen auf - und das in einer Zeit, in der Backwaren immer teurer werden.
Bäcker sind wegen steigender Mehlpreise gezwungen, die Preise für ihre Waren zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund erscheint das Brötchenphänomen umso frevelhafter. Seit Anfang November vergangenen Jahres melden Bürger in unregelmäßigen Abständen am Straßenrand abgekippte Brötchenberge in Oer-Erkenschwick und Horneburg. Aus Herten und Marl kamen ähnliche Meldungen. Jetzt häufen sich die Fälle wieder.
Brötchenfunde in Oer-Erkenschwick und Datteln
Anfang März meldeten Leser wieder einen Brötchenberg - diesmal an der Sinsener Straße in Oer-Erkenschwick. Und nun, gut zehn Tage später, tauchten wieder Semmeln auf - wieder auf Oer-Erkenschwicker Stadtgebiet an der Grenze zu Horneburg. „Wieder sind die Brötchen am Straßenrand! An beiden Seiten der Straße kurz vor Horneburg“, meldet uns ein Leser.
Und auch Fleischermeister Heinrich Bork, der Metzgereifilialen in Datteln und Oer-Erkenschwick hat, fand den Brötchenberg am Landwehrring. Es ist nicht sein erster Semmelfund. Bereits am Neujahrsmorgen entdeckte er am Straßenrand kurz vor Horneburg einen Berg aus Brötchen. „Das verstehe ich überhaupt nicht!“, erzählte er damals empört. Der Oer-Erkenschwicker Baubetriebshof reagierte jedenfalls sofort und sammelte die Backwaren ein.

Auch Metzgermeister Henrich Bork meldete den Brötchenfund. © privat
Brötchenfunde wurden von Bürgern Ende des Jahres 2021 in Horneburg, an der Sinsener Straße und an der Johannesstraße in Oer-Erkenschwick gemeldet. An allen Fundorten in der Region ging es bisher fast immer nur um normale Brötchen, nur vereinzelt waren mal Baguettes oder Brezeln dabei.
Verwendung als Tierfutter
Die häufigen Brötchenfunde ärgern auch die Bäcker in der Region. So fand Olaf Zimmerling, Chef der Oer-Erkenschwicker Bäckerei Kettler-Brot, deutliche Worte dafür: „Das ist unfassbar, wie man sowas wegschmeißen kann“. Aus Brötchen, die in den Kettler-Bäckereien nicht verkauft werden, werde Paniermehl gemacht, erklärt der Bäckermeister.

Immer wieder finden Passanten neue Brötchenberge am Straßenrand, hier an der Johannesstraße in Oer-Erkenschwick. © Archiv
Die Brötchen an sich seien ja auch wieder ein wertvoller Rohstoff, der sich gut weiterverwenden lässt. Gerade bei den gestiegenen Preisen, mit denen Bäcker derzeit zu kämpfen haben, ist Zimmerling eine solche Verschwendung schleierhaft. Er rechnete vor, dass er für hundert Kilo Mehl mittlerweile 59 Euro zahlt – früher musste er für die gleiche Menge 32 Euro berappen.
Zimmerling lässt zudem übrig gebliebene Backwaren von Schweinebauern abholen. Das würden viele andere Bäckereien mit ihren Überschüssen ebenfalls so handhaben. „Das geht dann wieder in den Kreislauf über“, erklärt der Oer-Erkenschwicker Bäcker.
Ursprung sind Betriebe
Jedenfalls sind die Mengen stets so groß, dass wohl nicht private Haushalte der Ursprung sind, sondern Betriebe. Bei den organisierten Bäckern in der Kreishandwerkerschaft RE ist das Problem bekannt. Eine Antwort kennt man auch dort nicht. „Grundsätzlich kann ich mitteilen, dass die Kreishandwerkerschaft und die ihr angeschlossene Bäcker-Innung so ein Verhalten nicht gutheißen und wir uns von so einem Verhalten klar distanzieren“, teilt Hauptgeschäftsführer Ludger Blickmann mit. „Da uns nähere Informationen zu diesem Thema nicht vorliegen, können wir keine weitergehende Erklärung hierzu abgeben.“
Es drohen empfindliche Strafen
Wer erwischt wird, muss aber mit empfindlichen Strafen rechnen. Denn auch das Abkippen von Brötchen bzw. Lebensmitteln in der Natur ist eine Ordnungswidrigkeit – genauso wie das Abladen von Müll.
Wie hoch die Strafe ausfällt, ist eine Ermessensentscheidung des Ordnungsamtes – abhängig unter anderem vom Vorsatz, der Tathäufigkeit oder ob zum Beispiel Tiere und Natur geschädigt wurden. Das sogenannte Kreislaufwirtschaftsgesetz sieht sogar Strafen bis zu 100.000 Euro vor.
Bürger, die Zeuge einer solchen Brötchen-Ablade-Aktion werden, sind aufgerufen, das Ordnungsamt der jeweiligen Stadt anzurufen, am besten mit dem Kennzeichen des Wagens, aus dem Brötchen rausgeworfen wurden.
Ein Kind des Ruhrgebiets, stets interessiert an der Geschichte und den Geschichten ihrer Heimatregion. Das Schönste im Alltag im Lokalen? Die vielen Begegnungen mit interessanten Menschen - mal überraschend, mal berührend. Wenn nicht im Dienst, dann gerne in ein Buch vertieft oder in Natur und Museen unterwegs.