Nur eine Erkältung? Ärzteverband warnt bei Omikron vor Verwechslungsgefahr

Coronavirus

Der Marburger Bund warnt davor, dass viele Menschen eine Omikron-Infektion mit einer Erkältung verwechseln könnten. Wer Erkältungssymptome hat, soll sich auf das Coronavirus testen.

Berlin

09.01.2022, 08:51 Uhr / Lesedauer: 2 min
Erkältungssymptome sind ein Anzeichen für eine Omikron-Infektion, warnen Ärzte.

Erkältungssymptome sind ein Anzeichen für eine Omikron-Infektion, warnen Ärzte. © picture alliance/dpa/dpa-tmn

Deutschlands größter Ärzteverband, der Marburger Bund, befürchtet, dass sich viele Menschen unbemerkt mit dem Coronavirus infizieren. „Es besteht die Gefahr, dass viele Menschen ihre Corona-Infektion gar nicht als solche wahrnehmen und lediglich von einer Erkältung ausgehen“, warnte die Vorsitzende Susanne Johna im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

„Geruchs- und Geschmacksstörungen treten bei einer Omikron-Infektion gar nicht mehr auf, aber dies wissen viele Infizierte nicht“, so die Ärztin. Es sei weiterhin sehr wichtig, sich auch bei ganz leichten Symptomen mit einem Antigentest auf das Coronavirus zu testen.

Aufruf zum Testen bei Symptomen

Die Vorsitzende des Marburger Bundes sagte, dass es leider auch Hemmungen gebe sich zu testen. Manche Menschen hätten Angst, bei einem positiven Ergebnis in Quarantäne zu müssen. „Aber die allermeisten Menschen wollen doch ihre Mitmenschen und ihre Familie schützen“, gab Johna zu bedenken.

Gerade deshalb sei es so wichtig, sich bei Symptomen zu testen. „Wer einen Schnupfen hat, hustet oder sich unwohl fühlt, sollte sich vorsorglich testen und isolieren und im Zweifelsfall am zweiten Tag erneut einen Antigentest machen“, sagte Johna dem RND.

Johna warnte zudem davor, eine Corona-Infektion zu verharmlosen. Jeder einzelne Covid-Patient sei durch die Corona-Infektion gefährdet. „Wir wissen zwar, dass es voraussichtlich weniger schwere Fälle geben wird. Bei einer explosionsartig steigenden Anzahl von Infektionen kommt es dann aber trotzdem weiter zu schweren Covid-Erkrankungen, die einer Krankenhausbehandlung bedürfen.“

Außerdem wissen man inzwischen, dass selbst Patienten mit milden Symptomen langfristig Schäden an Organen davontragen könnten. „Wir dürfen Omikron nicht unterschätzen“, so die Ärztin.

Hohe Belastung in Kliniken

Der Marburger Bund rechnet mit einer hohe Belastung der Kliniken durch die Omikron-Welle. „Es wäre ein Fehler, bei der Omikron-Welle nur auf die Auslastung der Intensivstationen zu schauen“, so Johna. Im Unterschied zur Delta-Variante werde es wegen milderer Verläufe bei Omikron eine größere Belastung auf den Normalstationen und Notaufnahmen geben. „Wenn man nur die Intensivbettenbelegung als Maßstab für Corona-Maßnahmen heranziehen würde, wäre das zu kurz gegriffen und bei Omikron sogar trügerisch.“

Die Behandlung der Covid-Patienten auf den Normalstationen sei aufwendiger als die Behandlung vieler anderer Patienten. „Sie müssen isoliert werden, brauchen zum Teil Sauerstoff und das Personal muss Schutzkleidung anziehen. Es entsteht ein erheblicher zusätzlicher logistischer Aufwand.“

Johna rechnet damit, dass es sehr schnell erhebliche Einschränkungen bei planbaren Eingriffen im Krankenhaus geben werde, weil das Personal zur Betreuung der Covid-Patienten auf Normalstationen gebraucht wird. „Wir werden erneut in großem Umfang ärztliches und pflegerisches Personal aus anderen Abteilungen schulen müssen, um Covid-Patienten fachgerecht zu betreuen.“ Dieses Personal fehle dann in anderen Bereichen.

In dieser Woche hatte der Corona-Expertenrat in seiner neuen Stellungnahme vor einer zunehmenden Belastung vieler Gesundheitsbereiche gewarnt. „Mit einem hohen Patientenaufkommen und Personalausfällen wird es zu erheblichen Belastungen in allen Bereichen des Gesundheitswesen kommen“, sagte der Bonner Virologe und Expertenratsmitglied Hendrik Streeck dem RND.

RND

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