Die Landesregierung in NRW will mit einem landesweiten Früherkennungsprogramm bei den Grundschulanmeldungen den Förderbedarf bei Schülern künftig früher erkennen. So soll noch vor der Einschulung gezielte Förderung einsetzen, kündigte Schulministerin Dorothee Feller (CDU) am Donnerstag in einer Sondersitzung des Fachausschusses im Düsseldorfer Landtag an.
Mit dieser und weiteren Maßnahmen will die Landesregierung auf die schlechten Ergebnisse von Grundschülern in Bildungsstudien reagieren und vor allem die Lesekompetenz fördern. Künftig würden Schwerpunktsetzungen und Materialien landesweit verbindlich vorgeben, so dass nicht jede Schule und jede Lehrkraft ihre eigenen Konzepte und Materialien erstellen müsse, erklärte Feller. Dafür werde den Lehrkräften wissenschaftlich fundiertes Material zur Verfügung gestellt, dessen Wirksamkeit bereits erwiesen sei.
Die Materialien zur Leseförderung sollen noch vor den Sommerferien am 12. Juni mit den Schulleitungen der Grund- und Förderschulen sowie weiteren Multiplikatoren in einer digitalen Großveranstaltung vorgestellt werden. Neben dem Lesen und Rechnen müsse auch eine weitere Basiskompetenz gestärkt werden, sagte Feller - die emotional-soziale Entwicklung der Kinder. „Um sich auf Lerninhalte konzentrieren zu können, ist für Kinder eine altersgerechte und stabile emotional-soziale Entwicklung von fundamentaler Bedeutung“, betonte sie.
Ein Viertel der Kinder in Deutschland erreichen laut der internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) nicht das Mindestniveau beim Textverständnis. International schneiden Grundschüler in Deutschland bei der Lesekompetenz schlechter ab als Gleichaltrige in vielen anderen Ländern. Der Befund reiht sich ein in die schlechten Ergebnisse anderer Bildungsstudien: Im vergangenen Jahr hatte der IQB-Bildungstrend - eine ebenfalls regelmäßige Test-Reihe unter Viertklässlern - gezeigt, dass diese in den sogenannten Basiskompetenzen in Mathe und Deutsch in den vergangenen Jahren deutlich zurückgefallen sind.
Feller hatte daraufhin bereits eine Lese-Offensive angekündigt: Nach den Sommerferien soll es pro Woche dreimal 20 Minuten verbindliche Lesezeit im Stundenplan geben.
dpa/bani
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