NRW trauert um Papst Benedikt XVI. „Historische Persönlichkeit“

NRW trauert um Papst Benedikt XVI.: „Historische Persönlichkeit“
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Auch Nordrhein-Westfalen trauert um Papst Benedikt XVI. Die Petersglocke - die größte Glocke des Kölner Doms - läutete am Samstagmorgen nach der Bekanntgabe des Todes des ehemaligen Papstes. Auch in Bonn erklang die Totenglocke des Münsters. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), Politiker und Vertreter der katholischen und evangelischen Kirchen würdigten den verstorbenen Papst. Vielfach wurde an Benedikts Besuch beim Weltjugendtag in Köln im Jahr 2005 erinnert.

Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte: „Mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. verlieren wir eine historische Persönlichkeit der Kirchengeschichte und einen der profiliertesten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts.“ Als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und herausragender Theologe werde Joseph Ratzinger „in das kollektive Gedächtnis der deutschen Geschichte eingehen“, so der Regierungschef. „Das kirchliche und theologische Erbe von Joseph Ratzinger ist historisch.“

Benedikts Wirken sowohl in der Wissenschaft als auch als Konzilstheologe des Zweiten Vatikanischen Konzils hätten ihn „zu einem der wichtigsten Theologen über Jahrhunderte hinweg“ gemacht, sagte Wüst. Dass er auch als Papst im Herzen stets Wissenschaftler geblieben sei, „hat ihn in der Praxis des Pontifikats durchaus auch anecken lassen“.

Kirchen und Politiker würdigen Papst Benedikt

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki würdigte Benedikt XVI. als „tiefen geistlichen Denker“. Woelki sagte nach einer Mitteilung des Erzbistums: „Seine Theologie hat ungezählte Menschen in ihrem Glauben geprägt und bestärkt - genauso wie die Demut und der Mut, mit denen er all seine Ämter ausfüllte. Dabei sei sein Lebensweg eng mit den großen kirchlichen Ereignissen der Zeit verknüpft gewesen. „Dabei prägte er die Kirche von heute auf prophetische Weise“, so Woelki.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck bezeichnete Benedikt als „großen Theologen“ und „Mann größten Wissens“. Der Bischof von Münster, Felix Genn, teilte mit, Benedikt sei für seine theologische Entwicklung von größter Bedeutung gewesen. „Sicher wird auch die eine oder andere Seite seines Wirkens kritisch in den Blick genommen.“ Der Aachener Bischof Helmut Dieser nannte Benedikt „einen der größten Theologen unserer Zeit“. Immer neu würden noch viele künftige Generationen aus seinen Texten maßgebliche theologische und geistliche Einsichten und Inspirationen schöpfen.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, bezeichnete Benedikt in einem Kondolenzschreiben als „eine beeindruckende Persönlichkeit und eine herausragende Gestalt in der Geschichte des Christentums des 20. und 21. Jahrhunderts“. In zahlreichen theologischen, kirchlichen und gesellschaftlichen Fragen hätten Benedikt und die evangelische Kirche zwar dezidiert andere Auffassungen vertreten, so Latzel. „In jedem Fall war er aber für uns wie für viele Menschen in der weltweiten Ökumene ein versierter, anregender Gesprächspartner.“

NRW-Landtagspräsident André Kuper erinnerte hat an das Wirken von Papstes Benedikt auch in Nordrhein-Westfalen. „Sein Weg führte ihn auch nach Nordrhein-Westfalen, wo der Professor an den Universitäten Bonn und Münster gelehrt hat.“ SPD-Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty schrieb auf Twitter, mit dem Tod von Benedikt „vollendet sich das bewegte Leben eines herausragenden Theologen“. Seine Wahl zum Pontifex sei ein historisches Ereignis gewesen, „mit dem viele katholische Christen große Hoffnung verbanden“. Die katholische Kirche verliere mit ihm ein starkes Oberhaupt.

Der Kölner Dompropst Guido Assmann hob die besondere Verbindung des ehemaligen Papstes zu Köln hervor. Zum Weltjugendtag 2005 sei Benedikt mit dem Schiff von Rodenkirchen in die Altstadt gefahren, um zum Schrein der Heiligen Drei Könige pilgern. Das Domkapitel gedachte am Samstagmittag des verstorbenen Papstes mit einem Totengebet, an dem auch Woelki teilnahm. Im Dom wurde ein Kondolenzbuch ausgelegt.

Benedikt starb mit 95 Jahren am Samstagmorgen um 9.34 Uhr im Vatikan-Kloster Mater Ecclesiae. Dort lebte er in den vergangenen Jahren nach seinem Rücktritt 2013. Am 5. Januar ist ein Trauergottesdienst auf dem Petersplatz geplant.

dpa

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