Meine Begegnung mit Papst Benedikt XVI. Redakteurin erinnert sich an kalte Hände

Meine Begegnung mit Papst Benedikt XVI.: Redakteurin erinnert sich
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Es gibt Momente im Leben, die man nicht vergisst. Bei mir ist das eindeutig mein Zusammentreffen mit Papst Benedikt XVI.

Eine Audienz bei einem Papst und die direkte Begegnung mit dem Heiligen Vater bleibt oftmals Kanzlerinnen, Kronprinzessinnen oder Korrespondentinnen des Vatikans vorenthalten – und ich bin keine von alledem.

An dem Januarvormittag 2006, als der damalige Papst Benedikt XVI. und ich uns trafen, war ich Studentin (römisch-katholisch getauft, zur Kommunion gegangen, gefirmt). Ich war mit zwei Freundinnen zum Neujahrsurlaub in Italien (der Flug war günstig, das Wetter sonnig, Pizza und Wein köstlich).

Vor Reisebeginn hatte ich darüber gelesen, dass das deutsche Pilgerbüro in Rom Freikarten für die Audienz verschenkt. Aus diesem Grund schrieb ich eine E-Mail – wie so viele andere auch.

Zufall schaffte große Nähe

In der italienischen Hauptstadt angekommen, suchten meine Freundinnen und ich das Büro und nahmen unsere Tickets in Empfang. Eine Karte, auf dem das päpstliche Wappen gedruckt war. Allein das war schon faszinierend.

Am nächsten Morgen machten wir uns mit dem Bus auf zum Vatikan. Dort wartete eine große Überraschung: Der Neujahrsempfang fand nicht in der großen Audienzhalle statt, sondern im Petersdom selbst. Dann hieß es: geduldig Schlangestehen, Taschenkontrolle ...

Unsere Plätze befanden sich in Reihe XYZ, hier würden wir den Pontifex ganz sicher nicht sehen können. Also sprach ich auf Spanisch einen italienischen Sicherheitsmann an. Er führte meine Freundinnen und mich zu besseren Plätzen im Chorbereich des Gotteshauses. „Möchtest du den Papst mal aus der Nähe sehen?“, fragte mich der Sicherheitsmann. Und schon befand ich mich hinter einer Absperrung. Spannend.

Ansicht des Petersdoms
Im Petersdom traf Bianca Munker Papst Benedikt XVI. © dpa

Die Schweizer Garde tauchte auf, Bischöfe und Kardinäle. Jemand, scheinbar von Bedeutung, sah mich hinter der Absperrung und gab meinem Begleiter ein Zeichen, dass ich verschwinden sollte. Das tat ich dann besser auch und traf meine Freundinnen wieder.

Wir standen in der zweiten, dritten Reihe als der Papst auf die Masse zukam und die Gläubigen begrüßte. Nach einer Weile gingen die Leute, die direkt vor uns standen, und wir rückten vor. Ordensschwestern riefen das Oberhaupt der katholischen Kirche wieder und wieder laut. Der Papst begab sich erneut auf eine Runde, um die Anwesenden zu grüßen. Und so kam es plötzlich, dass er direkt vor mir stand.

Was sagt man zu einem Papst?

Was sagt man denn nun zu einem Papst? „Eure Heiligkeit?“ Mir war die korrekte Begrüßung entfallen und so sagte ich einfach „Hallo, wir kommen auch aus Deutschland.“ Der Pontifex hörte mich aber nicht. Er schüttelte fleißig Hände. Viele Gläubigen wollten ihn anfassen. Ich nahm meinen Mut zusammen und berührte seine Finger – die linken. Für einen Moment hielten wir uns an der Hand, seine war eisig. Es waren die kalten Finger eines alten Mannes. Doch: Niemals hätte ich damit gerechnet, dass mir der Papst so nah kommt. Die Audienz war beendet.

Danach gab es noch lange Zeit einen Scherz in meinem Freundeskreis, ob ich nun auch Wunder vollbringen könnte. Vielleicht durch Handauflegen. Der Ehemann meiner Freundin hatte Probleme mit dem Knie – der Meniskus machte ihm zu schaffen. Ich konnte ihn aber leider nicht heilen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mir nach der Begegnung mit Benedikt XVI. irgendwann an einem römischen Waschbecken die Hände waschen musste.

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