NRW-Tourismus: Woher kommen unsere Gäste?

Zahlen und Fakten

Entspannen am Niederrhein, Wandern und Skifahren im Sauerland, Messebesuche in Dortmund, Essen und Düsseldorf: Nordrhein-Westfalen hat beim Tourismus das siebte Rekordjahr in Folge verzeichnet. Fast 50 Millionen Übernachtungen gab es 2016 in den NRW-Herbergen. Woher kamen die Gäste?

von Benedikt Reichel

DORTMUND

, 17.03.2017, 05:05 Uhr / Lesedauer: 3 min

"NRW ist längst zu einem etablierten Reiseland geworden, sei es bei den privaten, aber auch bei den geschäftlich motivierten Reisen", sagte die Geschäftsführerin des Tourismus NRW, Heike Döll-König. Im Vergleich der Bundesländer liegt NRW damit bei der Zahl der Gäste auf Platz zwei hinter Bayern. Vor allem das Sauerland profitierte im Vergleich zum Vorjahr, aber auch andere Regionen wie das Ruhrgebiet und Düsseldorf legten zu. Köln musste auf ein paar Touristen und Geschäftsreisende verzichten. Berücksichtigt sind in der Statistik nur die Zahlen der Unterkünfte mit mindestens zehn Betten. Landesweit gibt es davon gut 5000 Betriebe. 

Inzwischen kommt mehr als jeder fünfte Übernachtungsgast aus dem Ausland (22,3 Prozent). Vor 15 Jahren lag diese Quote noch deutlich niedriger bei unter 18 Prozent. Die Zahl der Gäste ist 2016 auf mehr als 22 Millionen gestiegen und hat sich in den vergangenen 15 Jahren mehr als verdoppelt. Im Schnitt bleibt jeder Gast 2,2 Nächte in einer der NRW-Unterkünfte. In den einzelnen Städten und Kreisen gibt es größere Unterschiede, wie viele ausländische Gäste dorthin kommen. Der Kreis Höxter und die Stadt Herne lockten mit sechs beziehungsweise sieben Prozent die wenigstens ausländischen Gäste an - die Städteregion Aachen und Köln sind dagegen mit 31 Prozent ausländischer Gäste auch über Deutschland hinaus sehr beliebt. 

Holländer, Engländer und Chinesen

Doch woher kommen die Gäste? Die folgende Grafik zeigt die wichtigsten Herkunftsländer in ausgewählten Großstädten und Landkreisen. Dabei gibt es einige Überraschungen - etwa Leverkusen mit einem großen Anteil chinesischer Gäste. Das liegt natürlich am Bayer-Werk, denn die Statistik unterscheidet nicht zwischen Touristen und Reisenden mit geschäftlichem Hintergrund. In Dortmund gab es einen großen Anteil an britischen Gästen - aber 2016 spielte der BVB auch mehrfach gegen britische Mannschaften: Tottenham Hotspur und Klopps Liverpool in der Europa League. Und der Hochsauerlandkreis kennt eigentlich nur holländische Gäste. Die Grafik wird da so orange wie das Nachbarland.

 

 

Dass die Städteregion Aachen mit ihrer Nähe zu Belgien so viele Belgier anzieht, ist nicht weiter verwunderlich. Und wenn die Amis schon einem den Weg über den Teich machen, wollen sie auch den Kölner Dom sehen. Entsprechend stark sind sie in der Gäste-Statistik der größten NRW-Stadt vertreten. Dabei hat Köln 2016 sogar Gäste eingebüßt. Die Zahl der Übernachtungen sank um 3,5 Prozent auf unter sechs Millionen. Das hatte sicherlich auch mit den Übergriffen in der Silvesternacht 2015/16 zu tun. 

Mehr Betten, mehr Auslastung

Die steigenden Tourismus- und Übernachtungszahlen in NRW sind auch darin begründet, dass es mehr Möglichkeiten für Übernachtungen gibt. Seit 2009 ist die Zahl der Betten um fast 8 Prozent gestiegen. Das sorgt für Geld und Jobs in der Branche. Zwar kann man mit knapp 3 Prozent an der gesamten NRW-Wirtschaftsleistung noch nicht von einem Tourismusland sprechen, jedoch setzte die Branche laut DIW im vergangenen Jahr 16,1 Milliarden Euro um. Dank der Umsätze finden 424.000 Menschen und damit 4,7 Prozent aller Erwerbstätigen in NRW eine Beschäftigung im Tourismus. Sie profitieren davon, dass es nicht nur mehr Hotels und Herbergen gibt, sondern die dortigen Betten häufiger genutzt werden.

Die Auslastungsquote stieg seit 2009 um mehr als fünf Prozent - inzwischen liegt sie bei mehr als 60 Prozent. Jedoch gibt es hier starke regionale Unterschiede, wie die folgende Karte zeigt. Auf Grundlage von Daten des Statistischen Landesamtes haben wir die Auslastungsquote für jede Stadt in NRW aufgelistet. Wie zuvor fließen in diese Statistik nur Herbergen mit mindestens zehn Betten ein.Klicken Sie in der Karte auf den entsprechenden Ort, um die Auslastungsquote dieser Gemeinde in Prozent angezeigt zu bekommen. Einige wenige Städte haben keine Daten geliefert.

Boom im Ruhrgebiet

Das Ruhrgebiet gehört mit zu den Boom-Regionen, zumindest wenn man dem Regionalverband Ruhr glauben darf. Im Vergleich zum NRW-Tourismus legte der "Ruhr Tourismus" seit 2004 um fast 50 Prozent zu, der NRW-Tourismus nur um etwa 30 Prozent. Vor allem seit dem Jahr der Kulturhauptstadt 2010 ging es rasant bergauf. 2016 besuchten fast vier Millionen Gäste die Metropole Ruhr und blieben im Durchschnitt zwei Tage.

Nach wie vor beliebtes Ziel: Die Orte der Industriekultur. "Wer sagt, 'hört doch im Ruhrgebiet auf mit eurer Industriekultur', dem sage ich: Der Kölner Dom wird doch auch nicht langweilig nach all den Jahren“, betonte Axel Biermann, Geschäftsführer der Ruhr Tourismus GmbH, einer Tochter des Regionalverbandes. Bis 2030 will man das Ruhrgebiet zu einer der zehn touristisch erfolgreichsten und attraktivsten Regionen Deutschlands machen. Die folgende Grafik zeigt, wie sich die NRW-Tourismus-Regionen entwickelt haben. 

Deutlich erkennbar: Das Ruhrgebiet konnte im Zeitraum seit 2009 bei der Zahl der Übernachtungen um mehr als 30 Prozent zulegen und liegt jetzt mit 6,5 Millionen gleichauf mit dem Sauerland, welches im selben Zeitraum bei der Zahl der Übernachtungen um 11,5 Prozent zulegte. Auch das Münsterland verzeichnet einen deutlichen Zuwachs um mehr als 25 Prozent und kommt inzwischen auf vier Millionen Übernachtungen. 

 

Nach wie vor spielt der Tourismus innerhalb Deutschlands für NRW aber die größte Rolle. Etwa jede zwölfte der deutschlandweit 77,1 Millionen Kurzreisen, habe einen Ort in NRW als Ziel, sagte Julie Sengelhoff von Tourismus NRW. Und es sind vor allem Kurzreisen die Nordrhein-Westfalen interessant machen - etwa zum Messebesuch oder für ein außergewöhnliches Konzert oder zum Skifahren und Wandern. Im Schnitt bleiben die Gäste 2,2 Nächte - das ist deutlich unter dem Bundesschnitt mit 4,8 Nächten. Die folgende Grafik zeigt, wie wichtig der inländische Tourismus für die einzelnen Regionen ist.