NRW stellt sich auf den Klimawandel ein
"Nichtstun keine Option mehr"
Gewitterwarnungen Starkregen, Hagel: Die Region ist kurz nach dem Pfingststurm „Ela“ von weiteren Unwettern geplagt worden. Metereologen glauben, dass wir in Zukunft häufiger mit solchen Wetterextremen rechnen müssen. Kommunen und Landesregierung planen schon einen Umbau unserer Städte.

Überschwemmung im Dortmunder Ortsteil Marten (2008): Anpassungsmaßnahmen in den Städten in NRW sollen solche Bilder in Zukunft unwahrscheinlicher machen.
Ob der Pfingststurm „Ela“ und die Unwetter der letzten Woche bereits auf den Klimawandel zurückzuführen sind, lässt sich mit letzter Sicherheit nur schwer sagen, betonen Experten. Einzelne Wetterereignisse könne man konkret nur auf die aktuelle Großwetterlage zurückführen, so Thomas Kesseler-Lauterkorn vom Deutschen Wetterdienst in Essen. Sicher sei sich die Wissenschaft hingegen, dass bereits heute ein Trend zu mehr Starkregenereignissen und Hitzeperioden zu beobachten sei, der sich in Zukunft noch verstärken wird.
Und erst an Pfingsten dieses Jahres erlebte NRW eines der heftigsten Unwetter der Geschichte des Landes. Sechs Tote, tagelang gesperrte Bahnstrecken, Zehntausende Bäume entwurzelt. Gesamtkosten: Wohl weit über 200 Millionen Euro – allein für die Kommunen.
Ob der Pfingststurm „Ela“ und die Unwetter der letzten Woche bereits auf den Klimawandel zurückzuführen sind, lässt sich mit letzter Sicherheit nur schwer sagen, betonen Experten. Einzelne Wetterereignisse könne man konkret nur auf die aktuelle Großwetterlage zurückführen, so Thomas Kesseler-Lauterkorn vom Deutschen Wetterdienst in Essen. Sicher sei sich die Wissenschaft hingegen, dass bereits heute ein Trend zu mehr Starkregenereignissen und Hitzeperioden zu beobachten sei, der sich in Zukunft noch verstärken wird.
Glaubt man Metereologen und Klimaexperten, müssen wir in Zukunft häufiger mit solchen Ereignissen rechnen. Bereits 2009 hatte das NRW-Umweltministerium in Düsseldorf gewarnt: „In den dicht bebauten Ballungszentren Nordrhein-Westfalens werden einige Folgen des Klimawandels besonders deutlich zu spüren sein.“
So könnten mehr und stärkere Unwetter regelmäßig die Entwässerungssysteme überlasten, zu Überschwemmungen und Schäden an Gebäuden und Infrastruktur führen – ziemlich genau die Folgen, die wir auch nach dem Pfingststurm „Ela“ und am Wochenende des 19. Juli in Dortmund sehen konnten. Gerade in den Metropolen wird es zudem mehr extrem heiße Tage geben. Mehr als 70 Milliarden Euro Schäden könnte die Entwicklung bis Mitte des Jahrhunderts alleine in NRW verursachen, bundesweit bis zu 800 Milliarden – so das Ergebnis einer
von Energie- und Klimaexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin. Das sei nur eine grobe Schätzung. Sicher sei aber: „Je mehr und besser sich die Regionen an den Klimawandel anpassen und sich vorbereiten, desto mehr potentielle Schäden können vermieden werden“. Anpassen – das bedeutet: Statt Schäden immer nur im Nachhinein zu beseitigen, sollen die Städte langfristig so umgestaltet werden, dass Unwettern weniger Angriffsflächen geboten werden.
Das sieht auch die rot-grüne Landesregierung so. Längst gibt es in Düsseldorf Planspiele, wie sich Land und Kommunen auf diese bedrohliche Entwicklung einstellen könnten. Noch bis zum Ende des Jahres soll ein
verabschiedet werden – der neben der Reduktion von Treibhausgasen auch mögliche Anpassungsmaßnahmen für die Kommunen vorsieht. Der Klimaschutzplan ist noch nicht beschlossen – seit 2012 wurden dazu zunächst Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kommunen angehört. Zu den städtebaulichen Maßnahmen wird vermutlich etwa der Ausbau von Grünflächen und Bepflanzung gehören, um extreme Hitzeperioden abzumildern.
Eine Entsieglung von Flächen und Renaturierung soll wo möglich bei starkem Regen natürliche Abflussmöglichkeiten schaffen, aber auch teilweise leistungsfähigere Kanalisationssysteme oder Regenrückhaltebecken könnten örtlich nötig werden – „Wassersensible Stadtentwicklung“ nennen das die Experten. Erste konkrete Projekte gibt es heute schon – etwa in Köln, wo seit 2009 eine große Studie zur „
“ durchgeführt wurde, deren Ergebnisse noch in diesem Jahr von der Politik aufgegriffen werden sollen. Im Ruhrgebiet wirken sich die vielen Erholungsgebiete und Grünstreifen positiv aus, die in den letzten Jahren die alten Industriegebiete verdrängt haben, etwa auch die Renaturierung der Emscher.
Dietwald Gruehn von der TU Dortmund, der mit an der Ausarbeitung der Pläne beteiligt ist, sieht das Land grundsätzlich auf dem richtigen Weg: „Je länger man eine Politik des Nichtstuns verfolgt, desto teurer werden später die Folgen“, so der Landschaftsökologe. Gleichzeitig seien aber auch die Anpassungsmaßnahmen nicht umsonst zu haben – was die ohnehin klammen Kommunen überfordern könne. Wie teuer die Pläne werden, wo das Geld letztlich herkommen soll und welche Maßnahmen für die Städte rechtlich bindend werden, könne das Land noch nicht abschätzen, heißt es aus dem NRW-Umweltministerium. Ein weiteres Problem: Viele der Maßnahmen sind „nicht in zwei oder drei Jahren“ umgesetzt, warnt Gruehn.
Das mussten zuletzt auch die Bewohner des Dortmunder Westens realisieren: Denn bereits nach den Überschwemmungen im Jahr 2008 hatte man mit der Vergrößerung eines Rückhaltebeckens begonnen, die das Schlimmste verhindern soll. Als es dann wieder zu sintflutartigen Regenfällen kam, war die Erweiterung des Beckens noch nicht ganz fertig.