NRW setzt in Zügen auf Kontrollen mit Hunden

Nach brutalen Übergriffen

Weil die Intensität der Gewalt gegen Fahrgäste und vor allem Personal im Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen deutlich zugenommen hat, wollen Innenministerium, Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) und die Bahn mit drastischen Mitteln gegensteuern. Was halten Sie davon?

NRW

, 26.04.2016, 11:32 Uhr / Lesedauer: 2 min
Das Land Nordrhein-Westfalen will mehr Sicherheit in den Zügen - sowohl für die Fahrgäste als auch für das Personal.

Das Land Nordrhein-Westfalen will mehr Sicherheit in den Zügen - sowohl für die Fahrgäste als auch für das Personal.

Auf den ersten Blick ist manches besser geworden in Sachen Sicherheit im Nahverkehr. Acht Prozent weniger Körperverletzungsdelikte registrierte die Polizei im Vergleich von 2015 zum Vorjahr. Aber: Wer zuschlägt und -tritt, tut das immer brutaler.

"Völlige Verrohung"

„Wir beobachten zum Teil eine völlige Verrohung. Menschen, die sich ihre eigenen Regeln schaffen, die für sich ein Recht auf körperliche Auseinandersetzungen sehen“, sagte NRW-Verkehrsminister Michael Groschek am Dienstag in Dortmund, wo Experten zum Thema Bahnsicherheit tagten. Martin Husmann, Chef des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) ergänzte: „Das zieht sich durch alle Schichten. Und wir sehen, dass zunehmend Frauen als Kontroll- und Sicherheitskräfte nicht mehr akzeptiert werden.“ Meist seien es ganz normale Fahrkartenkontrollen, die in Gewalt ausarteten. „Diese Arbeit ist für unsere Mitarbeiter alles andere als ein Zuckerschlecken“, so Regio-Bahnchef Heinrich Brüggemann.

In Hamburg sieht es ähnlich aus. Dort hat man deshalb testweise Dreier-Sicherheitsteams mit Hunden eingesetzt. „Das war ein großer Erfolg. Statt 10 gehen dort jetzt 18 Teams auf Streife. Bei uns werden es zunächst 7 Gruppen testweise für ein Jahr sein“, beschrieb Husmann, was Zweckverbände und Ministerium planen.

Geeignetes Personal fehlt

Das Geld dazu sei da. Entsprechende Vertragszusätze würden gerade angefertigt, sodass es ab Mitte des Jahres losgehen kann. Allerdings: „Momentan haben wir das Problem, geeignete Kräfte zu finden. Der Markt ist ziemlich leer gefegt“, klagte Husmann.

Videobeobachtung wird ausgeweitet

Zudem wird die Videobeobachtung flächendeckend ausgeweitet. Auch dies soll vertraglich festgeschrieben werden. Die personelle Situation in den Zügen soll so verbessert werden, das mittelfristig nach 18 Uhr überall Zweierteams für Sicherheit sorgen. Ein Runder Tisch „Sicherheit im ÖPNV“ des Verkehrsministeriums bringe überdies zweimal jährlich, so Groschek, Innenministerium, Aufgabenträger, Verkehrsunternehmen und Bundespolizei zusammen, um Maßnahmen zu diskutieren. Die Sicherheitsdienste sollen verstärkt angeleitet werden, den Polizeinotruf zu nutzen, wenn es brenzlig wird: „Aber auch die Fahrgäste müssen mitziehen und dürfen nicht wegschauen, wenn etwas geschieht“, appellierte Groschek.

Zugangskontrollen zum Bahnhof

Ein dicker Brocken kommt dann noch, und der wird Auswirkungen auf alle Pendler haben: „Wir werden die Möglichkeit technischer Zugangskontrollen untersuchen und dann, falls dies möglich ist, zeitnah im Pilotversuch testen“, kündigte Michael Groschek an, was in den Bahnhöfen vieler Großstädte wie London, Paris und New York schon lange Alltag ist.