Experten raten zum Wechsel des Stromanbieters So viel Geld können Sie in Ihrer Stadt sparen

Experten raten zum Wechsel des Stromanbieters: So viel Geld können Sie in Ihrer Stadt sparen
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Mit einem Wechsel des Stromanbieters lässt sich viel Geld sparen. Das zeigt eine Auswertung unserer Redaktion für 74 willkürlich ausgewählte Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen. Vor allem die Preise, die Verbraucher im Grundversorgungs-Tarif bei ihrem örtlichen Anbieter zu zahlen haben, sind nach wie vor hoch.

Dabei ist das schon überraschend. Vor einem Jahr, im August 2022 mussten Energieversorger für eine Megawattstunde Strom (das sind 1.000 Kilowattstunden) im Einkauf an der Börse 465,18 Euro bezahlen. Bis zum April 2023 sank der Preis auf 98,25 Euro und liegt jetzt bei nur noch 77,60 Euro.

Angesichts dieser Entwicklung sollte man eigentlich erwarten, dass auch der Preis, den Stromanbieter von ihren Endkunden verlangen, weiter gesunken ist. Das aber ist nur bei den Alternativanbietern der Fall, bei den Grundversorgern nur in Ausnahmefällen. Das ist das Ergebnis unseres Vergleich für 74 Orte in NRW.

Für unseren Vergleich haben wir einen vierköpfigen Musterhaushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 4.250 Kilowattstunden Strom zugrunde gelegt. Zum einen haben wir den Tarif des Grundversorgers (mit und ohne Strompreisbremse) gewählt. Zum anderen haben wir für jede einzelne Stadt den preiswertesten Alternativanbieter ermittelt, dessen Tarif eine Preisbindung von mindestens 12 Monaten vorsieht. Die Daten haben wir der Vergleichsplattform Verivox entnommen.

Von Stadt zu Stadt, von Gemeinde zu Gemeinde sind die Zahlen höchst unterschiedlich, wie wir auf einer interaktiven Karte dargestellt haben. Die Ergebnisse für die 74 Städte und Gemeinden lassen sich so zusammenfassen:

1. In allen 74 Städten und Gemeinden haben die Alternativanbieter seit Ende April, als wir diesen Vergleich schon einmal angestellt haben, den Strompreis weiter gesenkt. Der durchschnittliche Gesamtpreis pro Monat, den sie aktuell verlangen, liegt bei 103,20 Euro.

Ende April lag er noch bei 112,26 Euro. Kein einziger dieser Alternativanbieter überschreitet bei seinem Preis pro Kilowattstunde die Schwelle zur Strompreisbremse von 40 Cent. Im Gegenteil: Mit einem Durchschnittspreis von 24,74 Cent liegen sie deutlich darunter.

Grundversorger verlangen im Schnitt 46,51 Cent pro Kilowattstunde

2. Bei den Grundversorgern ergibt sich ein anderes Bild. Während nur in 12 Orten die Grundversorger ihre Preise pro Kilowattstunde gesenkt haben, wurden die Preise in sechs Orten sogar erhöht. In den übrigen 56 Städten und Gemeinden blieben sie unverändert. Noch immer liegen die Preise pro Kilowattstunde in 16 Kommunen oberhalb der Grenze der Preisbremse von 40 Cent, in 58 darüber.

Im Schnitt kostet der Strom pro Kilowattstunde beim Grundversorger aktuell 46,51 Cent; Ende April lag der Preis mit durchschnittlich 46,85 Cent nur geringfügig darüber. Die monatlichen Kosten für unseren vierköpfigen Musterhaushalt liegen beim Grundversorger derzeit bei 161,65 Euro, wobei hier bereits die Strompreisbremse berücksichtigt ist.

Ende April lag dieser Wert mit 156,81 Euro im Schnitt sogar leicht darunter. Das hängt auch damit zusammen, dass mancher Grundversorger seit April seinen monatlichen Grundbetrag erhöht hat.

Durchschnittliche Ersparnis: 702,13 Euro im Jahr

3. Wer jetzt die Preise des Grundversorgers mit dem preiswertesten Alternativanbieter vergleicht, stellt fest: In allen 74 von uns untersuchten Städten und Gemeinden in NRW lässt sich mit einem Wechsel zu einem Alternativanbieter bares Geld sparen. Im Schnitt bringt ein Wechsel eine Ersparnis von 702,13 Euro im Jahr. Dabei ist die Höhe allerdings sehr unterschiedlich.

Die geringste Ersparnis haben wir mit 274,2 Euro im Jahr in Hamm gefunden, die höchste mit 1.074,24 Euro im Jahr in Leverkusen. Aber auch das Sparpotenzial in anderen Städten ist beachtlich. Ein paar Beispiele: Dortmund 679,80 Euro, Bergkamen 903,12 Euro, Recklinghausen 708,12 Euro, Haltern 624,96 Euro, Dorsten und Ahaus 704,40 Euro.

Verbraucherzentrale: Wer kann, sollte jetzt wechseln

Amelie Vogler, Referentin für Energie bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, bestätigt die Ergebnisse unseres Vergleichs: „Die Grundversorger sind im Moment auf einem anderen Preisniveau unterwegs und in der Regel wieder teurer. Deshalb ist unser Tipp an alle Verbraucherinnen und Verbraucher, die das können, zu wechseln.“

Dabei komme es natürlich auf den Einzelfall an: „Wenn ich jetzt noch in einem Vertrag drinstecke, kann ich natürlich jetzt nicht wechseln. Anders, wenn ich eine Preiserhöhung bekomme, dann habe ich ein Sonderkündigungsrecht. Oder wenn ich sowieso in der Grundversorgung bin, dann kann ich jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen kündigen.“

Aus der Sicht von Amelie Vogler ist es sinnvoll, sich jetzt um das Thema zu kümmern: „Ob der Strompreis jetzt nochmal deutlich sinkt oder deutlich ansteigt, das kann ich nicht sagen. Das wäre ein Blick in die Glaskugel. Aber weil die Preise momentan wieder auf einem guten Niveau sind und es viele Möglichkeiten gibt, ist unser Tipp jetzt eigentlich: Sehen Sie sich um, gucken Sie in die Vergleichsportale, schauen Sie sich insbesondere auch die Anbieter genau an. Der Günstigste ist vielleicht nicht immer der Beste. Was ist das für ein Anbieter? Passt der zu mir oder hat der vielleicht schon mal Probleme bereitet?“

Expertin von Verivox: Mehr sparen als jemals zuvor

Verena Blöcher vom Vergleichsportal Verivox rät ebenfalls dazu, seinen Stromtarif zu überprüfen. Gegenüber unserer Redaktion sagt sie: „Wer noch nie gewechselt hat oder sich im vergangenen Jahr in den Grundversorgungstarif des örtlichen Anbieters hat fallen lassen, kann durch einen Wechsel aktuell sogar mehr sparen als jemals zuvor.“

Sie rate, so Blöcher, bei der Auswahl eines neuen Tarifs zu einer Preisgarantie für die Dauer der Erstvertragslaufzeit: „Wer sich die aktuellen Preise sichern möchte, sollte einen 12-Monats-Vertrag abschließen; wer von weiter sinkenden Preisen ausgeht, kann einen Tarif mit einer kürzeren Laufzeit wählen.“

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