Neue Pfandregeln ab 2024 Wieso Sie bei Milchgetränken bald 25 Cent draufzahlen

Neue Pfandregeln ab 2024: Wieso Sie bei Milchgetränken bald 25 Cent draufzahlen
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Schon seit 2022 sind fast alle Getränkedosen und Einwegflaschen aus Kunststoff pfandpflichtig. Egal ob Säfte, Sekt oder Wein – Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen seither zusätzliche 25 Cent Pfand an der Kasse. Ab Januar 2024 kommt nun eine neue Regelung hinzu: Dann fallen auch die letzten Ausnahmen für milchhaltige Getränke, die der Pfandautomat bisher wieder ausgespuckt hat.

Grund für die schrittweise Ausweitung des Pfandsystems ist eine Novelle des Verpackungsgesetzes. Noch bis 2030 kommen neue Regelungen auf Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch auf den Handel zu. Mit dem anstehenden Jahreswechsel folgt jetzt der nächste Schritt. Dann endet die Übergangsfrist für bestimmte Milchgetränke in Plastikflaschen. Dabei handelt es sich wohl um Getränke mit einem Milchanteil von mindestens 50 Prozent – zum Beispiel Kakaodrinks oder auch Trinkjogurts, wie sie Müllermilch und Nestlé, aber auch die zahlreichen Eigenmarken der Discounter anbieten. Sobald die Produkte in Plastikflaschen statt im Tetra Pak verkauft werden, kosten sie ab dem 1. Januar 25 Cent mehr.

„Neue Regelungen eine große Vereinfachung“

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen begrüßt den Schritt: „Aktuell stehen Verbraucher noch immer vor den Pfandautomaten und müssen feststellen, dass Flaschen und bestimmte Dosen nicht angenommen werden. Die neuen Regelungen sind eine große Vereinfachung“, so ein Umweltexperte der Zentrale.

Bisher habe es vor allem bei Energydrinks Verwirrung am Automaten gegeben. „Die meisten wissen gar nicht, dass einige Energydrinks Molke enthalten und sie deshalb pfandfrei sind. Genau die aber landen dann in den Straßengräben“, sagte der Experte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Demnach seien die neuen Regeln im Pfandsystem nicht nur für den Endverbraucher logischer, sondern grundsätzlich nachhaltiger.

Deutsche Umwelthilfe kritisiert ausbleibende Mehrwegquote bei Pfandflaschen

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht das ähnlich, kritisiert jedoch das langsame Tempo beim Erreichen der gesetzlich festgelegten Mehrwegquote: „Die Quote soll laut Verpackungsgesetz bei 70 Prozent liegen, tatsächlich beträgt sie aktuell lediglich rund 43 Prozent. Deshalb fordert die DUH, auch auf Getränkekartons, wie jene des Marktführers Tetra Pak, das Einwegpfand in Höhe von 25 Cent einzuführen“, so eine Verpackungsexpertin der Organisation.

Zudem brauche es nach der DUH eine Lenkungsabgabe von 20 Cent auf Einwegflaschen und Dosen, wie es sie beispielsweise bei Heizöl und Erdgas gibt. Nur so könne die Umweltbelastung im Preis sichtbar gemacht und Discounter an Mehrwegflaschen herangeführt werden.

Handelsverband warnt vor Hygienerisiken durch Milchreste in Pfandflaschen

Auf die neuen Pfandregelungen für Milchprodukte blickt der Handelsverband Deutschland (HDE) angesichts ungeklärter Gesundheitsrisiken kritisch: „Durch Restflüssigkeiten in den Milchgebinden entstehen Hygienerisiken, die deutlich über die Verunreinigung infolge aller anderen Getränke hinausgehen und die sich in Kombination potenzieren“, so HDE-Geschäftsführerin für Nachhaltigkeit, Antje Gerstein, gegenüber dem RND.

„Da Milchprodukte gerinnen, verbleiben zudem häufig größere Reste in den Gebinden als bei Wasser, Bier oder Säften. Gerade in den Märkten, bei denen die Rücknahmestationen im Eingangsbereich zu finden sind, birgt das Risiken für Verunreinigungen“, sagte sie. Zudem hätten die speziell beschichteten Getränkepackungen Auswirkungen auf die Recycling-Qualität, weshalb sich der Verband schon im Gesetzgebungsprozess demgegenüber kritisch geäußert habe.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher sollte mit dem Jahreswechsel die vorerst letzte Veränderung beim Thema Einwegpfand vollbracht sein. Weitere Regelungen, die Abfälle vermeiden und Rohstoffe schonen sollen, werden vor allem Händler und Hersteller betreffen. So müssen PET-Einweggetränkeflaschen ab 2025 mindestens zu 25 Prozent aus recyclebaren Plastik bestehen. Ab 2030 erhöht sich der Wert sogar auf 30 Prozent für alle Einwegflaschen aus Kunststoff.

RND

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