NRW-Entscheidung zum „Turbo-Abitur“ verschoben

G8 oder G9?

Der "Runde Tisch" zum sogenannten Turbo-Abitur am Dienstagabend sorgte schon im Vorfeld für Aufregung: Die CDU hatte ihre Teilnahme an den Gesprächen mit NRW-Schulministerin Löhrmann abgesagt. Am "runden Tisch" stellte Löhrmann dann vor allem eines klar: dass es vorerst keine Entscheidung zum Turbo-Abi geben wird.

Düsseldorf

25.10.2016, 22:09 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann traf sich zu einem runden Tisch mit Schulakteuren aus allen gesellschaftlichen Bereichen, um über das sogenannte "Turbo-Abi" zu sprechen.

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann traf sich zu einem runden Tisch mit Schulakteuren aus allen gesellschaftlichen Bereichen, um über das sogenannte "Turbo-Abi" zu sprechen.

In Nordrhein-Westfalen wird es vor der Landtagswahl keine Grundsatzentscheidung mehr über die Zukunft des umstrittenen „Turbo-Abiturs“ geben. Das hat Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) am Dienstagabend nach einer großen Konferenz mit rund 50 Schul-Akteuren aus Verbänden, Parteien und Initiativen klargestellt.

„Es ist nicht sinnvoll, dass der jetzige Landtag in dieser Legislaturperiode darüber noch eine Entscheidung trifft“, sagte Löhrmann.

Die Bürgerinitiative „G-ib-8“ gegen das achtjährige Gymnasium warf Löhrmann vor, eine klare Entscheidung aus wahltaktischen Gründen zu vermeiden. „Die Regierung taucht ab“, sagte die Sprecherin der Initiative, Anja Nostadt.

Entlastungen für Schüler

Die Unzufriedenheit mit dem „Turbo-Abitur“ ist in den vergangenen Jahren bei Schülern, Eltern und Lehrern gewachsen. Löhrmann hat seit Mai 2014 nun bereits zum vierten „Runden Tisch“ zur Schulzeitverkürzung eingeladen. Ende 2015 hatten sich die Teilnehmer noch mehrheitlich auf Entlastungen der Schüler im „Turbo-Abitur“ geeinigt. Jetzt fordert die Landeselternschaft der Gymnasien die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9).

CDU und Piraten boykottierten die Veranstaltung, die verschiedene Modelle diskutierte, um Schüler in mehr oder weniger Schuljahren zum Abitur zu führen. Die CDU vermisste ein klares Konzept und eine einheitliche Linie der Regierung. CDU-Fraktionschef Armin Laschet kündigte im WDR-Fernsehen für Ende des Monats ein eigenes Konzept der CDU an.

Flexiblere Lernzeiten

Auch die FDP und mehrere Lehrerverbände äußerten sich kritisch, stellten sich aber der Debatte. Die Piraten wollen zurück zum neunjährigen Gymnasium.

Die Mehrheit der Teilnehmer an dem „runden Tisch“ erwarte, dass der Staat eine Leitentscheidung über ein Grundsystem an den Gymnasien treffe statt jede Schule entscheiden zu lassen, ob sie G8 oder G9 wolle, sagte Löhrmann. Die Ministerin hatte im vergangenen Monat selbst flexiblere Lernzeiten für Schüler in allen Schulformen vorgeschlagen.

Nicht für eigenes Modell geworben

Die SPD möchte zurück zu sechs Jahren Schulzeit in der Sekundarstufe I. Dies würden auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Verband Bildung und Erziehung begrüßen. Andere hätten hingegen die Meinung vertreten, dass an drei Jahren Oberstufe festgehalten werden sollte, sagte Löhrmann. Sie selbst sei ohne jede Vorentscheidung in die Debatte gegangen und habe dort auch nicht für ihr eigenes Modell geworben. „Ich habe moderiert“, sagte die Ministerin.

Die Schulzeitverkürzung von neun auf acht Jahre Gymnasium hatten 2005 alle Landtagsparteien im Prinzip befürwortet. Die rot-grüne Koalition musste allerdings ein zuvor unter schwarz-gelber Regierung beschlossenes Modell umsetzen, das den Unterricht in der Sekundarstufe I verdichtete. SPD und Grüne wollten eigentlich die Schulzeit in der Oberstufe verkürzen. 

von dpa

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