Neuwahl bei Akademie der Künste

Von Ai Weiwei bis zu Bob Dylan - die Berliner Akademie der Künste zählt mehr als 400 handverlesene Mitglieder. Mit dem Abschied von Präsident Klaus Staeck steht ein Führungswechsel an.

Berlin (dpa)

von Von Nada Weigelt, dpa

, 29.05.2015, 10:59 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es wird ein Nachfolger für Klaus Staeck gesucht. Foto: Sonja Marzoner

Es wird ein Nachfolger für Klaus Staeck gesucht. Foto: Sonja Marzoner

Noch vor zehn Jahren galt die Berliner Akademie der Künste manchem als reichlich antiquiert. Der Schauspieler Ulrich Matthes, selbst Mitglied, sprach gar von einem «Schnarchclub».

Seit der streitbare Politkünstler Klaus Staeck 2006 die Führung der ehrwürdigen Künstlergemeinschaft übernahm, weht dort ein frischerer Wind. Die Wahl seines Nachfolgers am Samstag (30. Mai) bei der Mitgliederversammlung in Berlin wird deshalb mit Spannung erwartet.

«Erst einmal wünsche ich mir, dass nach 300 Jahren hier endlich mal eine Frau Präsidentin wird», sagte der 77-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. «Wir werden sehen, ob diese männerlastige Institution bereit ist, diesem Gedanken näherzutreten.» Staeck und seine Stellvertreterin Nele Hertling (81) dürfen laut Satzung nach drei Amtszeiten nicht erneut antreten. Auch die Direktorenposten in den sechs Sektionen von Literatur über Musik bis Film stehen zur Wahl.

In den internen Sondierungsgesprächen haben sich zwei Frauen bereiterklärt, die Präsidentenämter zu übernehmen. Nach Informationen aus Mitgliedskreisen könnte die 71-jährige deutsch-argentinische Filmemacherin Jeanine Meerapfel («Der deutsche Freund») Staeck beerben, während die 43 Jahre alte Schriftstellerin Kathrin Röggla («wir schlafen nicht») auf den Vizeposten rückt.

Beide Kandidatinnen wollen sich im Vorfeld der Wahl nicht äußern. Und auch die anderen handverlesenen Mitglieder halten sich mit öffentlichen Äußerungen vornehm zurück. «Auf jeden Fall wird es nicht leicht werden, jemanden zu finden, der die Akademie in ähnlich guter Weise führen wird, wie es Klaus Staeck getan hat», sagt der Schriftsteller Ingo Schulze, seit 2010 Direktor der Sektion Literatur.

Laut Satzung kann jeder aus dem Kreis der derzeit 404 Mitglieder für das Führungsamt kandidieren. Bei der Vorstellungsrunde zum Auftakt der Mitgliederversammlung am Freitag könnte es hinter verschlossenen Türen also auch zu handfesten Überraschungen kommen. «Die Akademie ist völlig unberechenbar - wie alle Künstlersozietäten. Da kann sich in letzter Minute noch alles ändern», sagt Regisseurin Jutta Brückner, die den Bereich Film- und Medienkunst leitet.

Allerdings ist ihrer Einschätzung nach der Run auf das arbeitsintensive Ehrenamt begrenzt. «Leute in der Mitte ihrer Karriere können sich das nicht leisten», meint sie. Auch Staeck hatte sich bei seiner Erstwahl vor neun Jahren eher aus «preußisch-protestantischem Verantwortungsgefühl», wie er sagt, zur Verfügung gestellt. Nach dem spektakulären Rücktritt des damaligen Präsidenten Adolf Muschg hätte sonst womöglich die Einsetzung eines Staatskommissars gedroht.

Längst hat sich die damalige Entscheidung als Glücksgriff erwiesen. Der überzeugte Politaktivist Staeck - mit provokanten Plakaten wie «Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen» berühmt geworden - hat sich in dem Amt rundum Respekt erworben. Er habe die Akademie «mit Geschick, ... diplomatischem Gespür und seiner politischen Ader» auf einen zukunftsfähigen Weg geführt, lobte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) kürzlich.

Aufgabe der mit 18 Millionen Euro jährlich finanzierten Institution ist es, die Künste zu fördern und die Politik in kulturpolitischen Fragen zu beraten. Staeck schreckte dabei auch vor kontroversen Themen wie Flüchtlingselend, Spähaffäre und Freihandelsabkommen nicht zurück. «Die Akademie ist wieder in einem ruhigen Fahrwasser», sagt Direktorin Brückner. «Ich erwarte bei der Neuwahl keine Verwerfungen.»

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