Neuer U 18-Coach: Herrlich als Person gereift

Düsseldorf (dpa) - Noch vor einigen Jahren hing sein Leben am seidenen Faden, inzwischen geht es Heiko Herrlich besser denn je. Mit großem Engagement und Elan widmet sich der ehemalige Nationalspieler seiner neuen Aufgabe.

von Von Ulli Brünger, dpa

, 27.06.2007, 13:26 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vom 1. Juli an gehört der 35-Jährige zum Trainerstab des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und betreut die U 18-Nationalmannschaft. «Das ist eine absolute Herausforderung für mich. Ich bekomme die Chance, mit unserer Nachwuchselite zu arbeiten und kann mich als Trainer weiterentwickeln», sagte Herrlich in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Der ehemalige Profi, der insgesamt 258 Bundesligaspiele (76 Tore) für Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund bestritt, ist seit 2005 im Besitz der Fußball-Lehrer-Lizenz. In den vergangenen zwei Jahren sammelte Herrlich, der 2004 seine aktive Laufbahn nach einer langen Krankengeschichte und zahlreichen Verletzungen beendet hatte, erste Erfahrungen und Erfolge als A-Jugendtrainer von Borussia Dortmund. «Zu großem Dank verpflichtet» sei er dem BVB, der ihm als Spieler und Trainer stets vertraut habe. «Der Einstieg als Trainer bei der A-Jugend der Borussen war für meine weitere berufliche Entwicklung enorm wichtig.»

Nun folgt der nächste Schritt auf der Karriereleiter. DFB- Sportdirektor Matthias Sammer, der von 1995 bis 1997 gemeinsam mit dem fünfmaligen Nationalspieler das BVB-Trikot getragen und von 2000 bis 2004 als Trainer in Dortmund wieder mit dem Stürmer gearbeitet hatte, lotste Herrlich zum DFB. Weil er von dessen menschlicher und fachlicher Eignung überzeugt ist. «Heiko ist ein Trainer der jungen Generation. Dank seiner sportlichen Qualitäten und auch seiner Persönlichkeit ist er ein echtes Vorbild für unsere Junioren- Nationalspieler», sagte Sammer. Herrlich habe «einen großen Reifeprozess» durchgemacht.

Maßgeblich vorangetrieben wurde der Reifeprozess des zweifachen Familienvaters durch einen Schicksalsschlag. Im Kampf gegen eine schwere Krankheit feierte er seinen bedeutendsten Sieg. Im Herbst 2000 stellten die Ärzte bei Herrlich einen bösartigen Gehirntumor fest. Er bangte um sein Leben, doch die Strahlentherapie und nach eigenem Bekunden «mein Glaube an Gott» brachten den gewünschten Erfolg. 2001 kehrte er auf die Bundesliga-Bühne zurück. «Jedes Training, jedes Spiel ist ein Geschenk», befand Herrlich damals. Allerdings fand er nicht mehr die Form früherer Tage.

Der Tumor ist längst zerstört und alle Nachuntersuchungen blieben ohne Befund. Dennoch gibt Herrlich zu: «Der Krebs begleitet mich tagtäglich. Bei allen Invaliditäts-Versicherungen gelte ich als chronisch krank.» Doch der zweimalige deutsche Meister (1996, 2002), Champions-League- und Weltpokalsieger (1997) hat gelernt, mit der tückischen Krankheit zu leben. «Ich gehe inzwischen sehr locker damit um, werde jedes Jahr kontrolliert. Am Anfang habe ich jedes Signal meines Körpers aufgenommen, bin wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt gerannt. Aber jetzt habe ich keine Existenzängste mehr», erklärte Herrlich, den auch eine schwere Gesichtsverletzung und Sehstörungen 2002 nicht mehr aus der Bahn werfen konnten.

Jetzt fiebert der Bundesliga-Torschützenkönig von 1995 seiner Feuertaufe als DFB-Coach entgegen. Bereits in einigen Wochen wird er die deutsche U 17-Auswahl bei der Weltmeisterschaft in Südkorea (18. August - 19. September) betreuen. «Dass ich gleich zum Einstand bei einer WM gefordert bin, ist toll. Man wächst mit den Aufgaben.»

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