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Neu auf Netflix: Der Ingenieur, der sich eine Party-Insel baut
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In „Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel“ will sich ein Italiener einen eigenen Staat schaffen. Der Netflix-Film erzählt eine wahre Begebenheit und unterhält als fidele Posse.
Man weiß ja, dass es früher Piratensender gab, die von Schiffen außerhalb der Hoheitsgewässer Radio machten. Noch nie gehört hat man von einer künstlichen Insel vor Rimini, wo die Leute Partys feierten, eigene Pässe verteilten und sich als unabhängigen Staat begriffen.
Ein wahres Märchen
Es klingt wie ein Märchen, was der italienische Film „Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel“ jetzt auf Netflix erzählt. Ist aber wahr: 1968 setzte der Ingenieur Giorgio Rosa an der Küste eine Plattform ins Meer, zog ein, zwei Stockwerke hoch und etablierte ein Party-Eiland.
Und mehr als das – Rosa wandte sich an die Vereinten Nationen, um seine Roseninsel als Staat anerkennen zu lassen.
Regisseur Sidney Sibilia setzt das Geschehen vor Rimini als fidele Posse in Szene, als Fußnote zur Rebellion der 68er. In Paris und Berlin gingen Studenten für ihren Traum von Freiheit auf die Straße, während ein Spinner an der Adria seinem Traum auf 400 Quadratmetern konkrete Gestalt gibt.
Eine eigene Welt
Bei Sibilia ist dieser Giorgio (gespielt von Elio Germano) kein heißblütiger Revoluzzer und politischer Kopf, sondern ein belächelter Sonderling, den ein Satz seiner Freundin umtreibt: „Du lebst in deiner eigenen Welt!“
Ja genau, denkt er, und diese Welt werde ich mir bauen. Giorgio bequatscht einen Freund, der aus Vaters Werft ein paar Stahlröhren abzweigt, die sie im Meer postieren. Oben drauf kommen eine Plattform und offene Räume, fertig ist ein Ort, „der ganz alleine uns gehört.“
Wie Daniel Düsentrieb
Der Ingenieur ist ein Daniel Düsentrieb, der zwar Autos konstruiert, aber in der normalen Arbeitswelt nicht Fuß fasst. Heute würde man ihn einen Nerd nennen, einen Freak. Der sich zum Feten-König mausert, als ein Deutscher (Tom Wlaschiha) auf der Plattform Partys ausrichtet und Boote voller Feierlustiger heranschippern. Das Eiland macht Schlagzeilen.
Da steckt ein Schelmenstück drin, auch eine David-gegen-Goliath-Geschichte, wenn der Staat gegen Giorgio mobil macht und ein Kriegsschiff entsendet. Der Rest ist eine luftig leichte Komödie, die im Beat der 60er-Jahre swingt und gute Laune verbreitet. Nicht das Schlechteste in Zeiten der Pandemie.