Nach Impfpanne mit Kindern im Sauerland: Eltern erstatten Anzeige

Coronavirus

Nach der Panne in einem Impfzentrum im Kreis Olpe haben Eltern Anzeige erstattet wegen Körperverletzung. Kinder hatten einen für sie nicht zugelassenen Impfstoff bekommen. Die Polizei ermittelt.

Attendorn

20.12.2021, 15:52 Uhr / Lesedauer: 2 min
Am Sonntag ist es im Kreis Olpe zu einer Panne im Impfzentrum gekommen. Mehrere Kinder wurden mit Moderna geimpft, obwohl für sie bisher nur das Mittel von Biontech zugelassen ist.

Am Sonntag ist es im Kreis Olpe zu einer Panne im Impfzentrum gekommen. Mehrere Kinder wurden mit Moderna geimpft, obwohl für sie bisher nur das Mittel von Biontech zugelassen ist. © Lennart Preiss/dpa/Symbolbild

Ein Ehepaar aus dem Sauerland hat nach der Panne um Impfungen jüngerer Kinder mit dem Impfstoff von Moderna Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Die Anzeige richte sich gegen die Person, die die fehlerhafte Impfung am Sonntag im Impfzentrum in Attendorn durchgeführt haben soll, sagte eine Sprecherin der Polizei am Montag.

Das Elternpaar habe zwei Kinder unter zwölf Jahren, denen das Vakzin von Moderna verabreicht worden sei. Nach Angaben des NRW-Gesundheitsministerium sind von der Panne insgesamt drei Kinder betroffen. Das Moderna-Mittel Spikevax ist bisher in der EU erst für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen.

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Am Sonntag hatte der Kreis über eine „fehlerhafte Verimpfung“ des Vakzins vom Moderna an mehrere Kinder informiert. Man werde den Vorfall „sehr zeitnah“ aufarbeiten, sagte eine Sprecherin der Kreisverwaltung am Montag auf Anfrage. Dazu wollten sich der ärztliche sowie der organisatorische Leiter des Impfzentrums, Landrat Theo Melcher (CDU) sowie „alle weiteren Personen von Belang“ austauschen. Zunächst war unklar, ob die betroffenen Kinder sogar die volle Erwachsenen-Dosis erhalten hatten.

Ermittlungen gegen eine Person

Die Ermittlungen der Polizei richten sich bisher gegen eine Person, wie die Polizeisprecherin sagte. Parallel werde die Staatsanwaltschaft bewerten, „ob Körperverletzung vorliegt oder nicht“. Laut Kreisverwaltung war auch noch nicht abschließend geklärt, ob nur eine Medizinische Fachangestellte Kindern am Sonntag versehentlich Moderna gespritzt habe oder ob es fehlerhafte Impfungen auch seitens weiterer Mitarbeiter gab. Das Impfzentrum habe die „individuelle Fehlleistung der Fachangestellten“ zum Anlass genommen, um sämtliche Abläufe und Kinderimpfungen gegen das Coronavirus noch einmal zu überprüfen.

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte im November grünes Licht für die Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Kinder ab fünf Jahren gegeben. Es ist der erste Corona-Impfstoff, der in der EU für Kinder unter zwölf Jahren zugelassen ist. Der Moderna-Impfstoff Spikevax ist ab zwölf Jahren zugelassen. Allerdings empfiehlt die Ständige Impfkommission für Menschen unter 30 ausschließlich die Impfung mit dem Mittel von Biontech.

Eltern wurden sofort informiert

Der Fehler war der impfenden Fachangestellten nach Darstellung des Kreises Olpe selbst aufgefallen. Die Eltern der betroffenen Kinder seien sofort über den Vorfall informiert worden. Im Gespräch mit der ärztlichen Leitung des Impfzentrums sei ihnen mitgeteilt worden, dass für Moderna die Zulassung für Kinder bei der EMA beantragt sei. Auf Wunsch der Eltern sei der Vorfall der Polizei angezeigt worden.

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Laut „Siegener Zeitung“ schilderten Eltern von zwei betroffenen Kindern die Abläufe anders. Die Fehlimpfung sei ihnen anhand des Impfpass-Eintrags aufgefallen. Sie hätten daraufhin die Polizei informiert.

Nach Angaben des Kreises waren bei den Kindern zum Zeitpunkt des Verlassens des Impfzentrums keine Auffälligkeiten festzustellen. Über den Vorgang werde das NRW-Gesundheitsministerium am Montag unterrichtet, hatte der Kreis am Sonntag angekündigt. Aus dem Ministerium in Düsseldorf gab es dazu zunächst noch keine Angaben.

dpa

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