Nach gutem Start: Turbulenzen in der Zebra-Herde
Ski alpin: Zwischenbilanz
Die Olympia-Saison der deutschen Skifahrer gleicht einer Achterbahnfahrt. Einem furiosen Start folgten zwei Kreuzbandrisse, jüngst dann die Wiederauferstehung der Abfahrer. Höchste Zeit eine Zwischenbilanz zu ziehen.

Das stärkste Ass im DSV-Ärmel: Viktoria Rebensburg ist hinter der übermächtigen US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin im Augenblick die vielseitigste Skifahrerin im Weltcup-Zirkus. © dpa
Weniger als die Hälfte der alpinen Skisaison ist vorüber. Der Deutsche Skiverband (DSV) hat bereits zum Jahreswechsel mehr zu erzählen als sonst zur Schneeschmelze im Frühling. Heute in sechs Wochen starten die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang, Südkorea.
Zwei prominente Ausfälle
Trotz zweier prominenter Ausfälle ist das DSV-Team so breit aufgestellt wie lange nicht. Besonders die Herren bereiten dem Alpinchef Wolfgang Maier Freude. Gleich 14 Fahrer mit dem charakteristischen Zebramuster, das der DSV seit Jahren auf die Skianzüge seiner Athleten druckt, sind bisher in die Punkte gefahren. Sieben haben das Olympiaticket schon gelöst. So weit, so gut.
Zwei der besten DSV-Athleten werden die Spiele nur am Bildschirm verfolgen können. Für die Medaillenkandidaten Felix Neureuther, Sieger beim Slalom in Levi, und Stefan Luitz, zwei Podestplätze im Riesenslalom, ist die Saison voraussichtlich gelaufen. Der 33-jährige Routinier Neureuther erlitt Ende November bei einem Trainingssturz einen Kreuzbandriss, drei Wochen später gesellte sich sein acht Jahre jüngerer Teamkollege Luitz mit selbiger Diagnose zu ihm ins DSV-Lazarett.
Brutaler Schlag
Für Mathias Berthold, Bundestrainer der Herren, war das ein „brutaler“ Schlag: „Wenn deine besten Athleten in einer Klinik nebeneinander liegen, das ist hart.“ Nachdem Mediziner Neureuthers anfängliche Resthoffnung auf Olympia zerstreuten, widmet er sich in der Zwangspause nun seinem jungen Familienglück. Daheim in Garmisch-Partenkirchen warten das zweieinhalb Monate alte Töchterchen Matilda und die frischgebackene Ehefrau, Biathletin Miriam Gössner.
Stattdessen ruhen die Hoffnungen nun auf dem Rückkehrer Fritz Dopfer, der nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch wieder Rennen fährt, und seinem Kollegen Alexander Schmid. Linus Strasser und Dominik Stehle kämpfen noch um die Olympia-Norm.
Historische Ergebnisse
An die müssen die deutschen Speedfahrer keine Gedanken mehr verschwenden. Die totgeglaubte Mannschaft, die wegen chronischer Erfolglosigkeit gar aufgelöst werden sollte, ist das neue Zugpferd des DSV. Thomas Dreßen, Andreas Sander und Josef Ferstl haben die Olympia-Norm längst in der Tasche - mit historischen Ergebnissen: Ferstl gewann in Gröden als erster Deutscher seit 27 Jahren ein Abfahrtsrennen, Dreßen raste in Beaver Creek auf Platz drei.
Die anfangs belächelte Vision des Bundestrainers Berthold, mit den deutschen Speedfahrern in Südkorea um Medaillen fahren zu wollen, nimmt Form an. Nach dem etwas schwächeren Abschneiden gestern in Bormio liegt der Fokus nun auf den Januar-Klassikern in Wengen, Kitzbühel und Garmisch.
Rebensburg aussichtsreichste Kandidatin
Aussichtsreichste Kandidatin auf Edelmetall ist nach wie vor Viktoria Rebensburg. Deutschlands beste Skifahrerin ist in gleich drei Disziplinen qualifiziert. Höchstens Außenseiterchancen hat das Slalom-Trio Lena Dürr, Marina Wallner und Christina Geiger, letzte hat gestern in Lienz die Olympia-Norm geknackt.