Rauchwolke nach Explosion in Leverkusen: Keine Rückstände von Dioxin in Rußpartikeln

Unfälle

Die Detonation im Leverkusener Chempark hat Menschenleben gekostet und eine gigantische Rauchwolke aufsteigen lassen. Jetzt liegt eine erste Schadstoff-Analyse vor.

Leverkusen

30.07.2021, 05:50 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die Detonation im Leverkusener Chempark hat Menschenleben gekostet und eine gigantische Rauchwolke aufsteigen lassen.

Die Detonation im Leverkusener Chempark hat Menschenleben gekostet und eine gigantische Rauchwolke aufsteigen lassen. © picture alliance/dpa

Die Untersuchungen der Ruß- und Staubrückstände, die nach dem Brand in der Müllverbrennung des Chemieparks Leverkusen in den umliegenden Wohngebieten niedergingen, haben nach Angaben des Landesumweltamtes nur eine geringe Schadstoffbelastung ergeben.

Es seien keine Rückstände von Dioxin und dioxinähnlichen Stoffen in den Rußpartikeln festgestellt worden, teilte das Landesamt am Freitag mit. Bei den Polychlorierten Biphenylen (PCB) und den Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) seien sehr geringe Werte gemessen worden, die die Bewertungsgrenzen unterschritten.

Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge trotzdem aufrecht erhalten

Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass die am Brandereignis beteiligten Stoffe nur ein geringes Dioxin-Bildungspotential gehabt hätten. Die Ermittlungen, welche weiteren Stoffe bei dem Unfall beteiligt waren, dauerten noch an. Daher sei noch unklar, ob weitere, bisher unbekannte Stoffe in die nähere Umgebung der Brandstelle eingetragen worden seien.

Deshalb empfehle das Landesamt, die bisher geltenden Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge aufrecht zu erhalten. Die Menschen sollten weiterhin auf den Verzehr von Obst und Gemüse aus dem Garten verzichten, verunreinigte Flächen nicht anfassen und auch nicht selber reinigen. Das gelte für das betroffene Stadtgebiet Leverkusen und die unmittelbar angrenzenden Bereiche der Städte Leichlingen und Opladen.

Nach der Detonation hatten am Dienstag im Leverkusener Chempark - einem Gelände mit Chemie-Unternehmen - Tanks gebrannt, in denen nach Angaben der Betreiberfirma Currenta „organische Lösungsmittel“ lagerten. „Das ist eine Klasse an Lösungsmitteln, die in der Chemie einfach als Reststoffe dann anfällt“, hatte Chempark-Leiter Lars Friedrich erklärt. Nach dem Brand waren in Leverkusen viele kleine Rußpartikel niedergegangen.

Vier Leichen nach Detonation in Leverkusen bislang gefunden

„Dioxin-, PCB- und Furanverbindungen werden durchaus in Zusammenhang gebracht mit Missbildungen bei Neugeborenen von Tieren, weniger beim Menschen, als Umweltöstrogene oder auch Krebs erregende Substanzen beim Menschen“, hatte der Experte Daniel Dietrich von der Uni Konstanz der Deutschen Presse-Agentur erklärt. „Aber - und das ist das große Aber - nur in hohen Konzentrationen.“

Nach seiner Einschätzung bestehe keine akute Gefahr für die Bevölkerung, wenn sie sich an die Handlungsempfehlungen des Landesumweltamtes und der anderen involvierten Behörden halte.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und fahrlässiges Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion gegen unbekannt. Sie will herausfinden, ob menschliche Fehler zu der Katastrophe führten.

Nach der Explosion wurden bislang vier Menschen tot aufgefunden. Ein Schwerverletzter starb zudem im Krankenhaus. Die Ermittler gehen noch von zwei Vermissten aus. Die Hoffnung, sie noch lebend zu finden, ist allerdings verschwindend gering. Rund um den Explosionsort liegt ein Trümmerfeld. Dennoch ist die Suche nicht vorbei. Es gehe heute weiter, sagte ein Sprecher am Freitagmorgen.

dpa