Förster bittet Hundehalter um Rücksicht

Förster bittet Hundehalter um Rücksicht

rnNach dem blutigen Fund im Wald

Der Fund der durchschossenen Lunge eines Rehs in der Haard hatte Tierfreunde alarmiert. Die Jägerschaft hat sich geäußert. Aber es bleiben Fragen, die jeden angehen. Insbesondere Hundehalter.

Oer-Erkenschwick

, 03.12.2021, 18:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Es ist gängige Praxis“, so Georg Ludbrock, 1. Vorsitzender des Hegerings Datteln/Oer-Erkenschwick, „ein erlegtes Tier vor Ort aufzubrechen und die Eingeweide der Natur zu überantworten: Viele hungrige Waldbewohner vom Igel bis zum Bussard freuen sich.“ Nun aber bleibt die Frage: Was hatte der Hund, der die Innereien abseits des Hauptweges aufstöberte, im Dickicht zu suchen? Da gehört er nämlich gar nicht hin. Eigentlich.

Keine Leinenpflicht - aber nur auf den Hauptwegen

Fakt ist: In den Wäldern Nordrhein-Westfalens, und also auch der Haard, gilt keine Leinenpflicht, sofern der Vierbeiner brav auf den Hauptwegen trottet und sich nicht ins Gebüsch schlägt. Aber welcher frei laufende Hund tut das schon?

Dirk Middelmann ist Förster beim Land, kennt die Regeln, hält sie für richtig, drückt aber auch mal ein Auge zu. „Meine Güte, wenn der Hund mal zum Kacken in den tieferen Wald geht... ja, dann ist das eben so.“

Reh-Riss geht aufs Konto unerzogener Hunde

Kein Verständnis allerdings hat der Fachmann für sich selbst überschätzende Hundehalter, die dem Hetztrieb ihres Lieblings freien Lauf lassen. Gerade ist er in der Brandheide in Recklinghausen-Suderwich unterwegs und ziemlich sauer: „Was Sie hier an gerissenen Rehen finden, das ist schon heftig.“ Und wenn sie nicht im Wald verendeten, dann - auf die Straße gehetzt - vor einem Auto.... Leid tut es ihm auch um die Kitze: „Verwaist haben die dann keine Chance mehr, durch den Winter zu kommen.“

Sein Appell: „Leute, wenn ihr euren Hund nicht hundertprozentig unter Kontrolle habt, bitte, leint ihn an!“

Einander mit Respekt begegnen

Middelmann selbst hat zwei Weimaraner, eine 15-jährige Hündin und einen fünfjährigen Rüden. „Das sind Jagdhunde und werden als solche geführt“, sagt er. Im Klartext: „Die dürfen ins Gebüsch und einen Hasen hoch gehen lassen oder ein Reh anhetzen. Das sollen sie sogar, das ist ihr Job.“ Aha. Und das ist dann erlaubt?

„Nein“, winkt Middelmann ab, „im Alltag nicht, nur bei der Jagd.“ Sein „alte Dame“ sei sowieso nicht mehr in der Lage, ein Wild zu stellen, und der Jungspund gut erzogen: „Ein Pfiff mit der Trillerpfeife und der steht bei Fuß.“ Aber welcher Otto-Normalhalter hat seinen Hund so im Griff? Die Wenigsten.

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Förster Dirk Middelmann hat aber nicht nur das Wild im Auge, wenn er alle Waldbesucher um Respekt bittet: Die lauter fröhlich umher stromernden „Der-tut-Nichtse“ seien auch ein Problem für Spaziergänger ohne Leine in der Hand: „Manche haben einfach Angst vor Hunden. Die möchten nicht, dass so ein Fiffi auf sie zugaloppiert und sie beherzt anspringt.“

Unterm Strich: „Der Wald gehört uns allen. Begegnen wir uns mit Rücksicht dort!“