Aufregung in der Haard: Spaziergänger findet durchschossene Lunge eines Rehs

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Aufregung in der Haard: Spaziergänger findet durchschossene Lunge eines Rehs

rnHund stöbert Jagd-Überreste auf

Der Hund eines Spaziergängers stöbert in der Haard Herz und Lunge eines erschossenen Rehs auf. Der Halter macht seinem Entsetzen im Internet Luft. Die Emotionen kochen hoch. Zu Recht?

Oer-Erkenschwick

, 02.12.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Jagd ist ein umstrittenes, emotional hochbesetztes Thema - so manchem Tierfreund geht sie völlig gegen den Strich; zumal wenn er, wie kürzlich ein Oer-Erkenschwicker, auf Organe eines erlegten Wildes, mutmaßlich ein Reh, stößt. Empört veröffentlicht der Finder Fotos. Sie zeigen das Herz und die durchschossene Lunge des Rehs. „Einfach weggeworfen“, kommentiert er und beklagt, wie traurig wenig die Kreatur von den „Hobbymördern“ wertgeschätzt werde. So ist das allerdings nicht.

Ausweiden vor Ort ist gängige Praxis

„Ja“, bestätigt Georg Ludbrock, 1. Vorsitzender des auch für die Jäger in Oer-Erkenschwick zuständigen Hegerings Datteln, „wir hatten eine Ansitzjagd (im Gegensatz zur Drückjagd wird das Wild hier nicht aufgetrieben, sondern quasi abgewartet, Anm. d. Red.).“ Erlegt worden seien in der Zeit von 9 bis 13 Uhr 38 Wildschweine, 68 Rehe und 20 Stück Dammwild. Und nun kommt das Entscheidende: „Es ist absolut üblich, gängige Praxis, das Wild an Ort und Stelle aufzubrechen und zu entweiden. Während das Wildbret mitgenommen wird, bleiben die Organe, mit ein paar Reisern bedeckt, zurück.“

Organe sind Futter für andere Waldbewohner

Mit fehlender Achtung vor der Schöpfung habe das rein gar nichts zu tun, ganz im Gegenteil: „Das ist ideales Futter für andere hungrige Waldbewohner, zum Beispiel Igel, Füchse, Bussarde und Eulen.“ Im übrigen wundert sich Ludbrock, dass der Hund, der die Lunge und das Herz gefunden hat, sich nicht selber darüber hergemacht habe, „dann hätte es diese überflüssige Aufregung gar nicht gegeben.“

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Der Chef der Waidmannschaft in Datteln und Oer-Erkenschwick schließt übrigens nicht aus, dass Spaziergänger auch mal auf mehr als nur Organe eines erschossenen Rehs oder Wildschweines stoßen: „Damit haben wir Jäger aber dann nichts zu tun“, beteuert er. Dann seien Wilderer am Werk gewesen, die sich nicht die Mühe gemacht hätten, dem nicht tödlich getroffenen Tier nachzuspüren und es zu erlösen.

Die Jagd auf Rehe ist das eine, das Retten von Kitzen das andere

Verständnis habe er schon für Menschen, die mitten in der grünen Idylle plötzlich auf recht martialische Art mit dem Tod von Tieren konfrontiert würden, beteuert Ludbrock. „Klar, wer da plötzlich ein durchschossenes Organ sieht, nicht um die Hintergründe weiß, der ist da schon berührt.“ Er selber habe manchmal „ein komisches Gefühl“, wenn er erlegtes Damwild zum Auto zöge: „Das blutet sehr stark - und wenn dann Spaziergänge diese Blutlachen sehen...“

Gegnern der Jagd und Tierfreunden, deren Mitleid mit dem nun just so populär gewordenen toten Reh aus der Haard kaum Grenzen kennt, hält er gleichwohl entgegen, dass der Hegering Datteln die Tiere nicht nur töte, sondern auch rette. „Wir haben in diesem Jahr eine 8000 Euro teure, vom Land NRW mitfinanzierte Drohne angeschafft, mit der wir viele Kitze in den Feldern aufspüren und vor landwirtschaftlichen Großgeräten retten konnten.“ Was ist mit den Rehkindern passiert? „Die wurden hinterher wieder freigesetzt.“ Das sei kein Problem, da die Ricke, also Rehmutter, das Kitz wieder annehme.

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